Der Sinn des Lebens

Von Elwiraszyca @Das_denke_ich

Was ist schon der Sinn des Lebens? Ich denke, das muss jeder für sich selbst herausfinden. Eine ganz individuelle Geschichte. Wenn ich den Sinn meines Lebens gefunden habe und ich suche schon eine ganze Weile, werde ich bestimmt noch einen Text darüber schreiben. Oder vielleicht wird es so ein umfangreicher Monolog werden, dass ein ganz neuer Blog dafür notwendig sein wird. Diesmal soll es aber um eine meiner zahlreichen Lieblingscousinen gehen. Die Lieblingscousine, die letztens, wo sie doch schon ganze 20 Jahre alt war und erst jetzt geheiratet hat, die alte Spätzünderin. Jetzt ist das junge Glück bereichert worden durch das, was sich für jede anständige Frau gehört, eine Schwangerschaft. Sie wird mit 21 Jahren Mutter sein, yeah.

Gott sei Dank habe ich selber schon ein Kind, oh Freude. In Momenten, wo ich in aller Ruhe einen Text schreiben will, mehr Freude als so manch anderes Mal, unter anderem. Bei der Hochzeit, da war ich angeblich noch neidisch, jetzt wird mir das erspart bleiben. Als ob ich nicht wissen würde, was das bedeutet. Schließlich hatte ich damals mein Studium nicht beendet, meine Beziehung war frisch, und ich glaube, ich muss jetzt nicht explizit erwähnen, dass das Ganze nicht so geplant war. Also weiß ich jetzt ungefähr, was auf meine Cousine zukommen wird. Der einzige Unterschied ist halt der, dass es von ihr oder muss man sagen ihnen geplant war. Wie naiv kann man denn sein?

Aber gehört das nicht zum Leben dazu? Sicher, aber irgendwie mit 20 schon eine Ehe zu führen, mit 21 Mutter zu sein, weil man doch gerne ganz schnell 4 oder 5 Kinder haben will? Und das ist nicht ein stilistisches Mittel der Übertreibung. Nein, das ist eher so eine Art eines Zitats. Vielleicht liegt es nur daran, dass ich diesen versnobbten Sunnyboy-Macho, den sie ihren Ehemann nennt, nicht Ernst nehmen kann. Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass eine Frau in meinem Alter einen Mann oder so ähnlich in seinem Alter von Natur aus nicht Ernst nehmen darf. Vielleicht merke ich aber nur jetzt schon, dass sie es mit ihm nicht so einfach haben wird. Um so schwieriger fände ich das, wenn sie dann mit Kindern sitzen gelassen wird, weil ich das nur allzu gut kenne. Und mir haben die ein, zwei oder mehr Jährchen, die ich auf dem Buckel hatte, sehr geholfen.

Wenn Kinder Kinder kriegen, ich weiß, jetzt bin ich zu hart, 21 da gibt es bestimmt schon schlimmeres. Aber ich spreche jetzt auch von so einer Art geistigen Reife oder besser gesagt von einem Defizit dieser Art. Aber vielleicht ist es auch eine kulturelle Geschichte. Während es in Deutschland verpöhnt ist, Kinder zu kriegen, schon gar nicht, wenn man noch keine Ausbildung abgeschlossen hat, ist es in anderen Ländern dagegen selbstverständlich. Der Sinn des Lebens für eine Frau ist dann doch die Familie. Klar, arbeiten darf sie auch noch, dem Bruttosozialprodukt und allem was so da dran hängen mag sei gedankt. Aber die riesen Karriere findet man bei Frauen nicht vor, zumindest ist es in meiner Familie so, die sich nicht nur in diesem Zusammenhang als speziell erweist.

Was ich gruselig finde, dass man so blauäugig in sein Schicksal rennt und noch gruseliger ist es, dass da einem keiner zur Seite steht. Und am gruseligsten, dass meine Cousine selbst den Eindruck macht, als würde sie das alles mitmachen, weil sie es richtig findet die 50er Jahre aufleben zu lassen, nein, sie scheint wohl sich dadurch profilieren zu müssen. Weil damals als sie verlobt war, konnte sie mit allen über die Hochzeitsvorbereitungen sprechen und jetzt werden es halt die Schwangerschaftsbeschwerden sowie die Babyklamotten sein. Eigentlich schon traurig, wenn man nichts anderes von sich aus anzubieten hat. Die Hochzeit ist vorbei, die Kinder werden irgendwann größer, sehen nicht mehr ganz so niedlich aus. Kriegt man dann immer wieder eins? Und was macht man nach der Menopause? Aber was erwarte ich auch von einer 20-jährigen, die irgendetwas mit Schauspiel macht, ganz so habe ich es nicht verstanden. Ich kann mich da auch nicht so gut konzentrieren, ich bin verwirrt über ihr Verhalten und ihre aufgedrehte Art als ob sie die Bühne nie verlassen würde.

Spaß beiseite, Neid ist das sicher nicht, alles andere als das. Ganz im Gegenteil, ich mache mir sehr große Sorgen, ich werde das Gefühl nicht los, dass sie gegen eine Wand fahren wird mit ihrem Gesamtkonzept, aber ich bin sicher auch niemand, auf den man hört. Liegt es an dem, dass ich behindert bin? Liegt es an dem, dass ich sitzen gelassen wurde? Man weiß es nicht, Tatsache ist aber, dass meine Meinung in meiner Familie immer jenseits des Vorstellbaren zu liegen schien. Wenn ich nichts tun kann, werde ich halt beobachten. Erst einmal habe ich einen Besuch bei meiner Cousine vor mir mit ganz viel überdrehtem Verhalten und noch mehr Babythemen und kann mich darüber freuen, dass auch wenn ich meinen Sohn mag, dann doch mehr Sinn und Aufgaben im Leben habe.
(Foto: Q.pictures / pixelio.de)