Der selbstständige Kranke.

Von Berit Andersen

Es hat ja auch sein Gutes, dass die Kleinen nicht mehr so klein sind, dass man auf`s Raten angewiesen ist, was denn dem weinenden Kinde fehlen könnte.

Maxe erschien mir aber heute etwas zu selbstständig.

Er erwachte mit den Worten: “Mama, ich bin krank, ich kann heute nicht in Kindergarten gehen. Ich will auf´s Sofa.”

Das ist der Ort der Wahl, wenn man krank ist und trotzdem bei der Familie sein will.

“Was willst du essen?” fragte ich den Patienten.

“Ich darf nichts essen”, erklärte er mir, “ich bin krank. Ich darf nur Knäckebrot mit Honig und Tee. Du mir einen Tee machen!”

Sein Wunsch war mir Befehl.

Leider war der Tee zu heiß und musste daher warten. Eine Alternative war nicht in Sicht, kranke Kinder trinken nur Tee, damit ihr´s wisst.

Sohni spielte ein wenig, nachdem er sein Morgenmahl beendet hatte.

“Sohni soll jetzt in Kindergarten gehen!” sagte der kranke Zwilling energisch, “mir das laut ist!”

Ich schickte Sohni zum Schuhe anziehen.

“Du mich mitnehmen!” teilte Maxe mir seinen Plan mit: “Du mich einwickeln in ein Decke und in Anhänger tragen!”

Ich trug, wickelte und schob.

“Du jetzt den Kinderarzt anrufen! Wir mit der Fähre fahren!”

Ich rief an, kein Termin frei, ich müsse halt warten.

Ich fuhr, wartete und fütterte das Kind mit dem noch rasch eingekauften Jogurt, ich trug den Patienten, der schwer leidend war, die Treppen hoch und konnte auf die Frage der Arzthelferin nicht antworten, weil mir die Luft wegblieb.

Maxe ist schon ein ganz schöner Klops.

Im Wartezimmer erreichte mich der nächste Befehl. Ich las Asterix und Obelix vor. Nach zwanzig Seiten ergriff mich bleierne Müdigkeit, und ich legte mich auf den Spieleteppich, Maxe obenauf. Sklavendasein macht ganz schön müde.

Als die Arzthelferin uns weckte, erfuhr Maxe eine erstaunliche Wandlung. In froher Erwartung des Kinderarztes, spielte er munter und ließ alle Schulkinder vom Bus überfahren. Vom Holzspielbus, der im Behandlungszimmer auf der Fensterbank steht.

Mit Überredungskünsten öffnete er schließlich seinen Mund, der Rachen war nicht gerötet, der Abstrich ergab: Keine Streptokkoken. Dem Himmel sei Dank!

Morgen lassen wir unser Haus in der Obhut von Elisabeth zurück und fahren gen Norden. Zwar nicht nach Schweden, aber immerhin nach Schleswig-Holstein, an eine Bucht der Ostsee, in der es Wildpferde gibt. Und außerdem einen Ferienhof mit Kaninchen, Huhn, Pferd und Tobeboden im Heu.

Wir werden berichten.