Der Schweinehund und Ich – Zwei die niemals Freunde werden

Von Diro1962

Lange war der innere Schweinehund bei mir abhanden gekommen. Wahrscheinlich lag er lange in Eschollbrücken, wo ich Ihn beim damaligen 50er im Wald vergraben hatte.
Aber irgendwie hatte ich die letzten Tage schon das Gefühl da kommt wieder was. Es lief die letzten beiden Monate trainingsmässig so gut, dass ich an den inneren Schweinehund keinen Gedanken verschwendetet. Vielleicht zu gut?
Jedenfalls bahnte sich die letzten Tage sein Besuch irgendwie an. Nach dem Lauf am Montag mit Gewittereinlage, dem gestrigen Tempodauerlauf bei schwülem Wetter und dem darauf folgenden ganztägigen Arbeitseinsatz in unserem häuslichen Arbeitszimmer, bei dem die Sammlungen der letzten 15 Jahre aufgelöst wurden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, der Schweinehund treibt sich in meiner Nähe herum!
Aber ich kam trotz unruhiger Nacht relativ gut aus dem Bett und freute mich auf meinen langen Lauf in den Odenwald zu meinen Eltern. Ein wenig verspannt von den gestrigen Um- und Aufräumarbeiten, aber zuversichtlich.
Schon die ersten Meter waren zäh. Weg war die Lockerheit der letzten Läufe. Dazu die schwül warme Luft und ein kräftiger, warmer Wind. Keine optimalen Voraussetzungen für einen Lauf um die 25 Kilometer. Zwar hatte ich vorsichtshalber eine Trinkflasche dabei, aber irgendwie fühlte ich mich nicht richtig vorbereitet.

Die leichte Steigung innerhalb unserer Gemeinde trieb den Puls schon höher als geplant. Nach zwei Kilometern lief der Schweiß schon in Strömen.
Und da lugte er auch schon um die Ecke. Das fiese, breite Grinsen in dem schweinebackigen Gesicht kennt wohl jeder. Da war er wieder. Auf der Suche nach einem Opfer.
Ausgestattet mit allerlei fiesen Tricks und einer Überredungskunst die Seinesgleichen sucht.
Das stand er nun vor mir. Keine zwei Kilometer gelaufen und dann dass!
Der innere Schweinehund.

Innerer Schweinehund von Helena

Lässig am Ortsausgang stehend und gleich beim ersten Kontakt wortgewandt wie immer.
Lass es doch einfach für heute!
Du siehst schlecht aus, übernimm Dich nicht!
Die letzten Tage waren anstrengend. Dazu diese Hitze.
Laufe nach Hause und lege Dich in deinen Garten. Lies ein schönes Buch und gönn Dir was.

Einfach Ignorieren dachte ich. Schließlich war dies ja nicht unsere erste Begegnung. Also weiterlaufen und hoffen dass er zurückbleibt.
Aber durch die offenen Felder drückt die Hitze auf´s Gemüt.
Hat er vielleicht doch Recht? Warum quäle ich mich?
Ich hab´s meiner Mutter versprochen. Ich wollte Sie besuchen.
Aber das ginge ja auch mit dem Auto!

Nein! Ich habe auch meinen stolz. Und so schlimm wird´s wohl nicht werden.
Nach fünf weiteren, schweren Kilometern im Flachen steht er wieder neben mir. Lenkt das Gespräch gezielt auf die leichten Knieschmerzen im Außenband.
Und spürst Du nicht auch den Druck der Schuhe auf deinen linken Knöchel? Schmerzhaft, oder?
Du solltest umkehren und die Sache für heute ab planen.
Morgen ist auch noch ein Tag!

Ich hasse Ihn und verfluche Ihn! Anstatt die wunderschöne Laufstrecke zu genießen kreisen meine Gedanken nun um jede Kleinigkeit in meinem Körper. Hier zwackt es, da zwickt es!
Dazu diese Hitze!
Hat er vielleicht doch Recht?

Er läuft in seiner deprimierenden Art neben mir her. Nutzt jede Möglichkeit mich zu motivieren. Nagt in meinem Hirn.
Die Hitze wird immer anstrengender und der Weg immer steiler. Ich reiße mich zusammen und versuche den Schweinehund abzuhängen. Den steilen Anstieg schaffe ich nur im Gehen.
Aber ich schaffe Ihn.
Ich bin oben und genieße den weiten Blick in den Odenwald. Vorbei sind die Zweifel und die kleinen Beschwerden. Gierig sauge ich die Luft ein und finde meinen Laufrhythmus.
Auf einmal kommt es wieder. Das gute Gefühl!
Die Freude am Laufen die alles andere vergessen lässt.
Das Genießen.
Das Lächeln!

Und der Schweinehund?
Weg. Verschwunden von einer Sekunde auf die andere.
Opferlos hat er sich davongeschlichen.
Wieder nur zweiter Sieger!

Auf dem Rückweg mit dem Auto sehe ich Ihn dann kurz wieder. Er steht bei zwei Männern in Trainingsanzügen.
Trainingsanzüge die sich über zwei stattliche Bäuche spannen!
Er steht mit den beiden am Kiosk. Rauchend und Trinkend!
Er hat also Opfer gefunden. Sein speckiges Grinsen ist wieder zurückgekehrt.
Aber er hat kein Auge mehr für mich. Er hat den einfachen Weg gewählt!

Schweinehund von Anja und Lutz

Aber er ist immer unterwegs
Also seid auf der Hut.