"Der schwarze Kader"

Von Carol
In unserer Saga hat der Cadre Noir nichts mit dem Begriff aus der Wiener Hofreitschule zu tun, sondern bildet den obersten Rat und Gerichtshof der alten Fürsten. Diese sind zwar die mächtigste aber gleichzeitig die verletztlichste Vampirrasse, da sie den alten Gesetzen folgen müssen, nachtaktiv sind und nur schwer zu überzeugen waren, die Versorgung durch künstliches Blut anzunehmen. Da sie im Gegensatz zu den Grenzgängern und Hybriden nicht bei Tag agieren können, brauchen sie "Augen" und Spitzel. Das sind die sogenannten "Leftovers", gebissene, aber nicht gewandelte Menschen, die ihnen gehorsam dienen. Sie sind die ein modernen "Vertrauten". Leftovers sind nicht blutdürstig, werden aber oft psychopathisch und leiden unter anderen "Süchten". Die Seele eines Leftovers kann zu einem Vertrauten werden. 

Diese wiederum sind die Schergen und Henker des schwarzen Kaders. Körperlose, schattenhafte Wesen mit dem Aussehen eines Kapuzen-Mönches absolut gehorsam und treu, da diese Seelen auf Ewig mit ihren Meistern verbunden sind. Ausgestattet mit den Kräften, einen Vampir zu überwältigen und ihn überall hin zu bringen. Die Vertrauten leben im Verborgenen und versorgen die alten Meister mit Blutvorräten. Sie wurden vernichtet, als die alten Meister in einem Blitzkrieg von den Menschen ausgelöscht wurden. 


Leseprobe aus "Lebensadern" Band 1

Harald Welsch unterbrach die Diskussion.
„Sorry, Leute, aber ich würde gerne mal ein paar Worte mit eurem Chef wechseln“, meinte er in ruhigem Tonfall. Alle Augen blickten ihn an.  Dem Kommissar wurde mulmig zumute bei vier Vampiren, die ihn musterten. Nummer fünf fehlte, doch das war jetzt kein Trost. Jason ging mit ihm hinaus auf den Flur. „Worum geht´s“, wollte er ungeduldig wissen. „Um die beiden Mädchen vom Ohlsdorfer Friedhof. Beides noch Jungfrauen. Erinnert Sie das an was?“, jetzt war es am Kommissar, den Vampirfürsten aufmerksam zu mustern. „Ich weiß, worauf Sie anspielen. Aber damit habe ich nichts zu tun. Im Gegenteil, ich denke, dass da wieder unsere eifersüchtige Hexe hintersteckt“, bemerkte Jason mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Lioba Olsen scheint Sie ja sehr gern zu haben“, war der zynische Kommentar des Kommissars. „Und ich fürchte, sie hat bereits ein Mitglied meiner Band mit ihrem Hass angesteckt. Meiner Meinung nach war Rafael, unser Keyboarder, der Mörder“, gab Jason zur Antwort. „Es waren mehrere Bisswunden“, erwiderte der Kommissar. Seine wachen, grauen Augen ließen den jungen Mann immer noch nicht los. Doch der schien wirklich die Wahrheit zu sagen. Er hatte Jason noch nie bei einer Lüge ertappt. Dafür kannte er ihn zu gut. Der Sänger überlegte kurz. „Dann waren es Rafael und Lioba gemeinsam.“ „Da fällt mir ein…“, der Kommissar zögerte kurz „…auf dem Friedhof in der Nähe des Tatortes sind mir an dem Tag drei junge Leute entgegen gekommen… von eurer Sorte… und eine davon war Lioba, denke ich.“ „Da haben Sie Ihre Verdächtigen!“ Jason´s Stimme war jetzt voll unterdrücktem Zorn. „Sie stiftet überall nur Unfrieden. Es wird Zeit, dass sich mal jemand um sie kümmert.“ Sprach´s und ließ den verdutzten Kommissar stehen.  


* * *
 

Sein Weg führte ihn nach Moskau, zu einem alten, russischen Palais, das auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Der bemalte Putz bröckelte von den ehemals prunkvoll verzierten Wänden des alten Herrenhauses. Es war der Wohnsitz eines mächtigen Vampirmeisters, die Heimat von Alexej Iwanowitsch, der Jason damals zum zweiten Mal zu einem Vampir gemacht hatte. Der alte Meister grüßte den jetzigen Fürsten. „Nun, mein junger Freund, ich sehe, deine Macht ist gewachsen. Ein Erschaffer ist aus dir geworden. Was führt dich diesmal zu mir?“ Jason berichtete von Liobas Vergehen gegen die Abmachungen der Vampirfürsten. Alexej wurde zornig, die eisigen, hellblauen Augen wurden noch kälter, sofern dies überhaupt möglich war. Mit seinem Stock aus Ebenholz klopfte er erbost auf den abgewetzten Parkettboden.
„Da sie unsere gesamte Rasse in Gefahr bringt, sollen sie und ihre Getreuen gerichtet werden von unserem höchsten Gericht, dem Cadre Noir!“, rief er aus und griff nach einer Tischglocke. Ein Diener eilte herbei. Der Vampirmeister befahl ihm, seine Vertrauten zu benachrichtigen und das oberste Gericht der Vampire einzuberufen.
Es war die Nacht der Jäger! Die Nacht, in der Lioba, Diana, Rafael und fünf weitere ihrer Gefolgsleute von schwarzen Kapuzenmännern, die im Aussehen Mönchen glichen, gefangen genommen und nach Russland verbracht wurden. Diese „Mönche“ hatten keine Gesichter, ja, nicht einmal Körper. Es waren die Vertrauten und jetzt die Schergen des obersten Vampirgerichtshofs, des „Cadre Noir“, der nur bei schwersten Vergehen angerufen werden durfte. Die Vertrauten hüllten die Verdächtigen in ihre schwarzen Umhänge, die sich eng um die Körper der Vampire schlangen und sie zwangen, ihren Bewegungen zu folgen. In diesen Umhängen waren die Sinne der Vampire und all ihre Macht außer Kraft gesetzt. Sie konnten weder sehen noch hören und wurden fortgeführt wie Marionetten.