Titel: Der Schmerz, die Zukunft, meine Irrtümer und ich
Originaltitel: Här ligger jag och blöder
Autor: Jenny Jägerfeld
Genre: Jungendbuch ab 14 Jahren
Seiten: 288 Seiten
Verlag: Carl Hanser Verlag
ISBN-10: 3446245065
ISBN-13: 978-3446245068
Erste Sätze:
Das Blut spritzte.
Es war Viertel vor eins am Donnerstag, den zwölften April, einen Tag vor dem allgemein anerkannten Unglückstag, und ich hatte mir soeben mit einer elektrischen Stichsäge die äußerste Spitze meines linken Daumens abgesägt.
Klappentext:
“Ich legte mich vorsichtig auf den Fußboden, mit dem Gesicht auf den Dielenteppich, auf dem Willkommen stand. Die rauen Borsten stachen mir in die Wangen. Es roch nach Staub. Willkommen. Was für ein bescheuerter Witz. Ich sehnte mich so sehr, dass es wehtat, sehnte mich nach etwas, nach jemanden. Aber wann hat Sehnsucht schon jemals zu etwas Konkretem geführt?
Ich blieb eine Weile so liegen. Vielleicht zehn Minuten, vielleicht eine Stunde, keine Ahnung. Es war niemand da, der die Zeit hätte stoppen können.
Dann läutete das Telefon.”
Von ihren Eltern fühlt sie sich unverstanden, nur ihr Freund Enzo steht immer hinter ihr, doch als sie einmal ihre Mutter besucht, stellen sich ihr Fragen, die nach einer Antwort verlangen.
Meine Meinung:
Ich denke, zu dem Thema Asperger habe ich schon viele Jugendbücher gelesen, nur war es in ihnen immer so, dass die Betroffenen noch Teenager war, hier ist die verkehrte Situation, ein Erwachsener leider an dieser Störung und man sieht, wie das Kind damit umgeht. Dieser Perspektivenwechsel war herrlich erfrischend und hat das Buch zu einer Besonderheit auf den Buchsektor gemacht.
Von Maja könnte man sagen, sie ist eine Außenseiter in der Schule, wobei ihr bester Freund niemals außer Acht gelassen werden darf, er steht felsenfest hinter ihr und würde vermutlich alles für sie tun, wobei er vermutlich mehr empfindet wie Maja, aber es ist nur ein Nebenstrang der eigentlich Erzählung. In der Schule also oft geschnitten, ist die Beziehung zu dem Vater wie eine Beziehung in der Pubertät eben ist. Das Mädchen rebelliert, ist ein Dickkopf und man streitet sich öfters, wobei ich schon das Gefühl habe, eigentlich mögen sich beide sehr gerne, ihr Vater gibt sich auch alle Mühe, für Maja vollkommen dazu sein, was aber schwierig wird, als eine neue Frau in sein Leben tritt, was wieder für Streitstoff sorgt.
Im Großen geht es aber darum, dass sich Maja fragt, wie sehr sie ihrer Mutter gleicht, ob es ihr nicht auch schwerfällt, mit Menschen umzugehen, Gefühle zu zeigen usw. Ich glaube, wenn man lange genug sucht, dann haben wir alle unsere Eigenheiten und die gleich als krankhaft zu bezeichnen, wäre wohl völlig überzogen. Es ist eines der Dinge, die Maja versucht zu lernen, was ist normal und was nicht? Diese „Eskalation“ dieser Fragestellung kommt, als sie ihre Mutter besuchen möchte, die sie alle zwei Wochen sieht. Plötzlich sieht sie sich mit Dingen konfrontiert, die ihr Leben so komplett durcheinanderwirbeln.
Manche Dinge werden im Buch immer wieder wiederholt, was im ersten Moment ein bisschen ungewohnt ist, aber letztlich sehr unterstreichend dafür sind, wie Maja sich fühlt, was sie denkt, weil sie zerdenkt die Dinge gerne. Generell ist es der Autorin gelungen, einen sehr sympathischen Charakter zu schaffen, der durch seinen unterschwelligen Humor besticht und mit seinen Kanten nicht anstößt, sondern nur umso liebenswert wird.
Das Asperger Syndrom wird gut dargestellt, in dem Maya eben über die Verhaltensweisen nachdenkt, die diese Störung auszeichnet, somit erhält man ein rundes Bild, was Symptome dafür sein könnten(!).
Fazit:
Spannend, wie ein Teenager mit der psychischen Erkrankung der Mutter umgeht und sich die Frage stellt, wie viel davon in einen selbst steckt. Kann man Genen „entfliehen“ oder ist man an sie gebunden?