Der Multimillionen Vertrag mit Sauerland Event, wurde von den entsprechenden Gremien der ARD nicht, wie noch vor kurzem von allen erwartet, durchgewunken. Damit ist die TV-Präsenz des letzten noch verbliebenen großen Veranstalters von Profiboxkämpfen in Deutschland über das Jahr 2012 hinaus nicht gesichert. Das Fehlen eines lukrativen Fernsehvertrags stellt, wie wir erst unlängst im Fall von Universum Box-Promotion gesehen haben, eine existenzielle Bedrohung für den Promoter dar. Dass die ARD den Vertrag nicht so ohne weiteres verlängert hat, hat nach meiner Meinung auch sehr viel mit dem schleichenden Niedergang von Sauerland Event zu tun.
Man kann den Beginn des Niedergangs auf den Tag genau bestimmen. Es war Freitag, der 08.05.2009. An diesem Tag schickten Mitarbeiter von Sauerland Event eine SMS an verschiedene Boxjournalisten in Deutschland. Der Inhalt der Mitteilung: Die FAZ würde am nächsten Tag die Meldung veröffentlichen, dass das ZDF den Vertrag mit Universum Box-Promotion, dem damaligen Konkurrenten von Sauerland, nicht verlängere. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass in Berlin eine Flasche Champagner zur Feier dieser Nachricht geöffnet wurde. Aber genau an diesem Tag begann auch der Niedergang von Sauerland Event.
Als es noch zwei große deutsche Veranstalter gab, die ihre Veranstaltungen durch große Fernsehsender übertrugen, gab es einen Wettbewerb, der beide Veranstalter voran trieb. Jeder buhlte um die Gunst der Zuschauer. Jeder versuchte, mit einem besseren Produkt mehr Zuschauer als der Andere für seine Veranstaltung an die TV-Geräte zu locken. Universum stieg dann irgendwann, so jedenfalls mein Eindruck, aus dem Wettbewerb aus und wählte den Weg der langsamen aber sehr systematischen Selbstdemontage. Allein zurück blieb der berliner Veranstalter, der bis dahin immer, wohl zum Teil auch zu Recht, für sich in Anspruch genommen hatte „der Bessere“ zu sein. Plötzlich war er nicht mehr „der Bessere“, sondern „der Einzige“.
Hier nun machten die Damen und Herren von Sauerland Event wohl den ersten und schwersten aus einer Reihe von Fehlern – oder besser gesagt, sie machten etwas nicht, was sie hätten tun sollen. Sie setzten sich nicht hin und überlegten, welche Auswirkungen die veränderte Situation für sie haben würde und wie sie darauf reagieren sollten. Stattdessen feierten sie ihren Sieg über den Konkurrenten und glaubten, dass nun für sie alles einfacher würde. In der irrigen Annahme, dass sie, da sie sozusagen das Monopol aufs Boxen in Deutschland hatten, sie nun auch automatisch die Herren über das Boxen in Deutschland wären und schalten und walten könnten, wie sie wollten.
© Uwe Betker