Der Schlauen viele, der Mutigen wenige

„Умных много, смелых мало – Der Schlauen viele, der Mutigen wenige“ so heißt es auf einer in Russland gekauften Baseballmütze meiner Frau. Wer möchte, kann sich diese hier bestellen.

Mein Großvater sah in dem Verhalten der Deutschen während des Dritten Reiches vor allem Dummheit im Spiel. „Man war so dumm zu meinen, sich den Naziverbrechern anschließen zu können und ungeschoren davonzukommen.“ So sagte er einmal, wobei er sich selbst ausdrücklich nicht ausschloss. Spinnt man diesen Gedanken nicht ganz politisch korrekt weiter, so scheint es gar nicht so abstrus, das damalige Deutschland als ein Volk von wenig Schlauen und vielen Mutigen zu charakterisieren. Denn machen wir uns nichts vor. Hitler hätte als Italiener mit italienischen Soldaten nicht einer der größten Verbrecher der Weltgeschichte werden können. In der Sowjetunion der damaligen Zeit waren wohl ähnliche Mechanismen im Gange. Gerade lese ich zum zweiten Mal „Aufbewahren für alle Zeit“, die Autobiographie Lew Kopelews, eines herausragenden Chronisten menschlicher Ignoranz. Und fahre ich durch die Länder der Ex-Sowjetunion, so ist vieles nicht anders als durch Heroismus gepaart mit Dummheit zu erklären.

Während mir in Moskau, Baku oder Almaty die Richtung noch nicht ganz klar erscheint, manchmal wähne ich mich in einem nicht enden wollenden Übergang, so erscheinen mir die Verhältnisse in Deutschland ungleich klarer. Es sind der Schlauen viele und der Mutigen wenige. Wobei gar nicht wichtig erscheint, ob es sich in irgendeinem Sinne objektiv um Schlauheit handelt. Denn der Schlaue von heute erscheint nicht mehr schlau durch eigene Handlungen und Äußerungen, sondern mehr und mehr durch Bekämpfung der, angeblichen, Dummheit. Viele kluge Köpfe schreiben heute über alles Mögliche. Die wirtschaftlichen Zusammenhänge fordern uns auf, im Wettbewerb um kluge Köpfe die Besten anzuziehen und für diese geistigen Eliten anziehend zu sein. Wenn wir aber irgendwann mal wieder Mutige brauchen, so weiß ich nicht, woher wir diese nehmen sollen. Denn die Bereitschaft Blutopfer zu bringen, erscheint den Deutschen, wenn nicht sogar falsch und verwerflich, so doch zumindest lächerlich.

Gefahr könnte aber auch von anderer Seite drohen. Arbeitsplätze für Jugendliche in Europa sind vielfach auf schwachem Grund gebaut. Letztendlich nämlich auf dem Fundament ausufernder Staatsschulden. Wenn auch hier die schlauen Jungen mit Hochschulbildung wegen ausbleibenden ökonomischen Erfolges eines Tages keine Perspektive mehr sehen, könnten wir so weit von Ägypten und Tunesien nicht entfernt sein. Die Schlauen werden dann ganz automatisch zu Mutigen.



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