Der Schlafmacher
Michael Robotham
Goldmann, 2016
978-3442314089
14,99 €
Ein abgelegenes Bauernhaus in Somerset wird zum Schauplatz eines brutalen Mordes: Zwei Frauen, Mutter und Tochter, werden eines Nachts von einem skrupellosen Mörder hingerichtet. Doch trotz gründlicher Untersuchungen steht die Polizei vor einem Rätsel. Chief Superintendent Ronnie Cray bittet daher den erfahrenen Psychologen Joe O’Loughlin um Hilfe, der gleich mit mehreren verdächtigen Personen konfrontiert ist. Motive hätten sie alle, der betrogene Exmann genauso wie die zahlreichen Liebhaber. Spätestens aber, als eine weitere Leiche gefunden wird, auf deren Stirn der Buchstabe „A“ eingeritzt ist, weiß O’Loughlin, dass er es mit einem verstörten und gefährlichen Täter zu tun hat. Jemand, der sich rächen will, für etwas, das ihm einst angetan wurde. Jemand, der vor niemandem halt macht, auch nicht vor O’Loughlins Familie …
Wer mehr über den Psychologen Joe O’Loughlin erfahren möchte, hat eine große Auswahl:
Adrenalin (Fall 1)
Amnesie (Fall 2)
Todeskampf (Fall 3)
Dein Wille geschehe (Fall 4)
Todeswunsch (Fall 5)
Der Insider (Fall 6)
Bis du stirbst (Fall 7)
Sag, es tut dir leid (Fall 8)
Erlöse mich (Fall 9)
Der Schlafmacher (Fall 10)
Seit seinem ersten Fall bin ich ein FanGirl. Joe O’Loughlin ist mein liebster Ermittler, obwohl er gar keiner ist. Er ist Psychologe und hat sich eigentlich nicht auf forensische Psychologie spezialisiert. Wie es immer so ist, gerät er in einen Fall hinein und wird immer mal wieder um Hilfe gebeten. Es gibt nicht viel, was er noch nicht gesehen hat. Vergewaltigte Frauen, verprügelte Männer, satanistischer Hintergrund oder Gefahr für seine eigene Familie – Michael Robotham muss sich etwas neues ausdenken, mit dem punkten kann.
Wunderbarerweise gelingt es ihm immer wieder einen anderen Aspekt zu beleuchten und/oder mit etwas zu verbinden, das wir eigentlich schon kennen. In diesem Fall handelt es sich um zwei tote Frauen, die scheinbar völlig Grundlos gestorben sind. Verdächtige gibt es viele – zu viele. Als die Polizei nicht mehr weiter weiß, soll sich Joe O’Loughlin noch einmal alles ansehen. Kann er etwas neues entdecken? Oder ist er mit seinem Latein am Ende?
Interessant sind die eingeflochtenen Kapitel bzw. Abschnitte, die aus der Sicht des Täters geschrieben sind. Der Leser bekommt einen guten Eindruck in seine Gedankenwelt und in seine Verhaltensweise, die ihn den Tag über begleiten. Wir sind sogar live dabei, als er wieder ein Opfer findet. Wenn wir Joe O’Loughlin begleiten, sind wir oft bei seiner Familie. In anderen Fälle ist sie nur am Rand der Handlung vertreten, aber Robotham hat es sich diesmal zur Aufgabe gemacht, das Privatleben ein bisschen mehr in den Vordergrund zu schreiben. Ich finde es nicht schlecht, denn ich mochte die Kinder von Joe und seine Frau immer sehr gerne. Wer die ganze Geschichte verfolgen möchte, muss allerdings von Fall 1 an lesen und dabei bleiben. Allerdings ist es nicht für den Fall selbst wichtig, sodass jeder Thriller von Robotham einzeln gelesen werden kann. Ich mag die anderen Teile der Geschichte sehr, auch die Freundschaft zwischen Ruiz und Joe, die einen großen Einfluss auf das Leben des Psychologen hat. Wer also den ganzen Mensch „Joe“ verstehen will, muss sich Zeit nehmen.
Falls es sich jetzt so angehört hat, als ob die Nebenhandlung viel Platz einnehmen würde, stimmt das eigentlich nicht. Joes Familie tritt auf, wenn er Ruhe braucht und irgendwo schlafen muss. Außerdem gibt es einige schwerwiegende Dinge in der Familie zu klären und sie wird zur Zielscheibe.
Es gibt viele Menschen, die als Täter in Frage kommen. Der Leser hat viele Möglichkeiten sich selbst Gedanken zu machen. Falsche Fährten sind vorprogrammiert und das mag ich an Joe: auch er macht mal Fehler und steht zu ihnen! Geschockt hat mich das Ende, denn Robotham greift ganz tief in die „Unglückskiste“. Das hat Joe nicht verdient. Jahrelang hoffte ich auf ein Happyend in bestimmten Aspekten und nun? Das ist großer Mist, passt aber leider perfekt zum Buch. Ich ziehe den Stern ab, da ich persönlich gekränkt bin.