Der Schimmelreiter | Zeiningen | Sage aus der Schweiz

Von Ave Aventin @AveAventin

Einst lebte in Zeiningen ein reicher, äußerst geiziger Mann. Täglich reitet er auf einem Schimmel über seine Güter. Er lieh zu Zeiten der Not den bedrängten Bauern Geld zu Wucherzinsen aus, und wehe ihnen, wenn sie nicht just auf den Tag zahlen konnten. Mit unbarmherziger Härte jagte er sie von Haus und Hof und nahm die Güter selber in Besitz.

Fast der ganze Grundbesitz von Zeiningen war ihm so in die Klauen geraten. Aber als er sein Ende herannahen fühlte, packte ihn die Reue über sein ruchloses Leben. Es war zu spät. Er starb, und der Fluch der armen Leute folgte ihm übers Grab hinaus. Er wurde nicht wie ehrliche Leute auf dem Friedhof beerdigt, sondern man verscharrte ihn droben auf der „Eggmatt“, da, wo früher die vier Eichen standen. Seither reitet er jede Nacht auf einem Schimmel in der Geisterstunde um den Berg. Wenn die Glocke in Zeiningen ein Uhr schlägt, verschwindet er wieder. Wer Erbarmen hat mit ihm, der möge an seinem Grab suchen, bis er eine Schnur findet. Daran möge er dreimal ziehen, dann ist der nächtliche Reiter erlöst.


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