Der Sarg aus Glas II

Fortsetzung von "Der Sarg aus Glas" von letzter Woche Sonntag.

Auch dieses Zimmer ist kalt eingerichtet. Und da vorne ist auch so ein Glas Ding! "So da sind wir nun, komm hier her," der Mann steht neben diesem Glas Ding, "haben wir sie nicht gut hingekriegt?" Ich trete neben ihn. Das Mädchen in dem Glas-irgendwas hat auch so viele Kabel an ihrem Körper.  Der Mann bestaunt sie etwas und strahlt mich an: "Und? Sie ist gelungen nicht war?" "Hm ja, sie ist ein hübsches Mädchen," gebe ich ihm als Antwort, was ihn scheinbar nicht so interessiert, da er einfach weiter erzählt, "... Sie ist schon gestern aufgewacht. Wir müssen sie allerdings noch an die Kabel lassen, weil es ein paar Komplikationen gab. Sie müsste jetzt aber jeden Moment wieder aufwachen."

Der andere, etwas jüngere Mann kommt herein: "Mister Johnson, gut dass Sie und Alice hier sind. Sie müsste gleich aufwachen," sagt er freundlich, während er zwischen mir und dem Mann, Mister Johnson, tritt. Wer soll eigentlich Alice sein? Ist sie das? Hm, wahrscheinlich, denn außer mir, Mister Johnson und dem etwas jüngeren Mann befindet sich niemand in diesem Raum. 
"Da! Sehen sie! Sie zuckt, ihre Augen öffnen sich! Los, los sehen Sie! Sie erwacht wieder!," Mister Johnson freut sich genauso, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe und nimmt mit dem anderen Mann den Glasdeckel ab, als wieder Erika erscheint. "Ich hoffe, ich habe nichts verpasst. Ich musste noch neue Kleidung holen." Sie klingt ein wenig abgehetzt. Die drei bestaunen Alice und beginnen die Kabel abzunehmen.
Alice schaut mich mit ihren großen dunkelblauen Augen an. Sie bewegt ihre Finger, ihre Hand und jetzt den ganzen Arm und streckt ihn mir entgegen. Soll ich ihre Hand nehmen? Ich weiß nicht so recht. "Na mach schon. Hilf ihr auf," Mister Johnsons Stimme dringt in meine Ohren. Ich erfasse ihren Arm und helfe ihr auf. Jetzt steht sie im Raum, neben ihr dieses Glas-Ding, um sie herum Erika, die sie versucht anzuziehen, Mister Johnson, der sie bewundert und mit großen, strahlenden Augen ansieht, der jüngere Mann der nur Wörter wie "Perfekt, wunderbar! Ein Meisterwerk!" aus dem Hals kriegt und in ihrem Blick, direkt vor ihr, stehe ich. Sie zieht ihre Hand weg: "Du drückst zu fest," sie schaut mich immer noch mit ihren großen blauen Augen an. 
"Erika sie sind sehr schnell, kommen Sie, wir sollten jetzt Mister Johnson und die beiden Hübschen alleine lassen," der jüngere Mann und Erika verlassen den Raum. "Na dann kommen  wir gleich mal zu Sache. Seht euch an! Ihr seht fabelhaft aus! Aus Ein mach Zwei! Es ist einfach nur fabelhaft," der Mann spricht in einer ruhigen Stimme zu uns. "Wie meinen Sie das?," fragt ihn Alice verwundert, "Aus Ein mach Zwei? Was soll das heißen?" Das frage ich mich auch. Mr. Johnson ist irgendwie komisch und verwirrt mich. Er sieht uns stolz an: "Na das seht ihr doch! Schaut euch an! Beide eine Alice. Beide so perfekt. Beide gleich." 
Was soll das heißen wir sind beide eine Alice? Ich dachte sie heißt Alice! Ihre großen blauen Augen schauen mich wieder mit dem selben Blick an: "Du hast so schöne Augen, Alice. Sie sehen aus wie das Meer. Der Mann hat recht wir sehen fabelhaft aus." Jetzt verwirrt auch sie mich. "Sind meine Augen etwa auch blau?," möchte ich von Alice wissen. "Hast du dich etwa noch nicht angesehen?," sie kommt etwas auf mich zu. Irgendetwas fängt an schnell zu piepen. Oh Mr. Johnson hat ein Handy.  "Mädchen, ich lasse euch kurz alleine, ich bin gleich wieder zurück," er eilt zur Tür. 
"Du bist also jetzt hier. Schön. Was haben sie dir alles erzählt?," Alice beugt sich zu mir vor und schaut mich eindringlich an. "Ich. Ich bin nur aufgewacht in dem Ding aus Glas. Sie haben mir gesagt, ich soll mitkommen," antworte ich ihr. "Du meinst den Sarg aus Glas?," sie zeigt auf das Glasteil mit abgenommenem Deckel, wo sie bis vor wenigen Minuten drinnen lag, "Was haben sie dir über mich gesagt?" Meine Güte! Das Mädchen möchte ganz schön viel wissen. "Ich sollte mitkommen, mehr weiß ich nicht." Warum schaut sie mich so an? So langsam werde ich nervös. Was ist hier denn los?
 "Und warum siehst du so aus wie ich? Warum siehst du genauso aus, wie ich?" Ich schaue meine Bluse an, sie ist auch weiß. Meint sie das? "Vielleicht hatten sie keine andere Kleidung mehr?" Alice steht auf: "Komm hier her," sie geht zu dem großen Spiegel, der an der Wand steht, "Und sag mir, was du siehst." Ich gehe zu ihr hin und schaue in den Spiegel. Wir haben schöne Haare, sie sind dunkelbraun und fallen leicht auf die Schultern. Alice hat auch eine helle Haut. Oh wir sind gleichgroß! "Schau! Wir sind gleichgroß!," ich zeige in den Spiegel. Mit einem Ruck nimmt sie meinen Kopf in die Hände: "Siehst du es nicht?! Du bist wie ich! Du bist genau wie ich! Warum siehst du so aus, wie ich?!," sie wird etwas lauter. Ihre Augen füllen sich mit Wasser und sie fängt zu schluchzen an: "Das darf alles nicht sein! Jeder Mensch ist einzigartig! Oder besser, jeder Mensch war einzigartig. Keiner sah dem anderen ähnlich. Aber du und ich sehen gleich aus, wir sind gleich. Schau doch was sie aus uns gemacht haben." Ihre Hände sind zittrig.
Jeder Mensch soll einzigartig sein? Was meint sie überhaupt?


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