Der Sandmann
Lars Kepler
Lübbe, 2014
978-3431038873
19,99 €
Reihenfolge Jonna Linna:
Paganinis Fluch
Flammenkinder
Der Sandmann
Vorab zum Autor: Lars Kepler war für mich die Thriller-Entdeckung der letzten Jahre. Da ich mittlerweile weniger davon lesen und eher in nordische Gefilde abgerutscht bin, ist Kepler wirklich spitze. Ich bin jetzt beunruhigt, ob dieses der letzte Band über Joona Linna ist, da ich widersprüchliches gelesen habe. Wer mehr weiß: Immer her mit der Info!
Edit: Ich sehe gerade, es steht “Kriminalroman” auf dem Buch. Nun ja, für mich sind es eher Thriller ;)
Joona schließt mit manchen Fällen schneller ab, als mit anderen. Aber warum mag er es nicht, wenn er recht hat und ein junger Mann auftaucht, der 13 Jahre als verschwunden galt? Ein alter Fall muss wieder aufgerollt werden und die Zeit rennt, denn die Schwester des Mannes sitzt noch in der Falle . . .
Joona ist mein Lieblingsermittler und ich hoffe, er ermittelt noch einige Bücher lang. Seine Lebens- und Leidensgeschichte wird zwar auch thematisiert, aber in den richtigen Dosen. Es hat vier Bücher gebraucht bis ich gewisse Rätsel in seinem Leben verstanden habe und es sind noch nicht alle aufgeklärt.
Manchmal wirkt Joona etwas zu schlau, denn er hat oft Recht. Andere Polizisten handeln falsch und Joona hat vorher natürlich, um das Richtige gebeten. Wenn es mich zu sehr nervt schaue ich darüber hinweg, denn der Fall ist dann meistens sehr spannend.
Es gibt auch ein Wiedersehen mit Joonas Freundin, die ich schon immer sehr mochte. Ansonsten bekommen einige Polizisten mehr Redezeit und auch einige Randfiguren. Aber das Autorengespann Lars Kepler hat nur zwei Protagonisten richtig ausgebaut mit allem Schnickschnack Jonna und Jurek Walter, den Inhaftierten. Mir reicht es völlig, denn so kann ich mich auf das wesentliche konzentrieren und muss nicht die Biografien von etlichen anderen Randpersonen lesen und ertragen ;)
Joonas Welt Gemisch mit etwa Russland. Wobei ich die Russland Episode zwar schlüssig finde (für alles gibt es einen Grund), aber gebraucht hätte ich sie nicht. Die Autoren halten sich auch eher nicht Beschreibungen der Umwelt auf. Wenn es um einen Tatort geht, werden zwei oder drei Sätze darüber gesagt, aber meist sind es Joonas Gedanken, die mehr zu meiner Vorstellung beitragen.
13 Jahre lang sind zwei Kinder verschwunden, dann taucht ein junger Mann plötzlich wieder auf. Joona vergisst seine Fälle nie, aber der Fall mit Jurek Walter hat ihn nie wieder losgelassen. Jetzt ist es an der Zeit, dass Joona endlich den Komplizen findet, den er schon immer hinter allem vermutet hat. Das wird gar nicht so einfach, denn der Ermittler hat viele Opfer erbringen müssen, um Jurek damals ins Gefängnis zubringen. Er muss sich erneut dem Mörder und seiner Vergangenheit stellen.
Sehr gut gefallen hat mir die Erzählperspektive, die zwar auktorial ist, aber das Vergangene erzählt. Ich erfahre während des Lesens den ganzen Fall, fühle ich aber nie gelangweilt, denn in der Gegenwart geht es natürlich auch weiter. Außerdem haben sie Autorin einen Schreibstil ohne viele Schnörkel, erzählen, was erzählt werden muss und bauen schwarze Flecken ein, bei denen der Leser sofort mehr wissen will.
Die Anspielungen auf den Sandmann sind schlüssig und lösen sich mit der Zeit auch auf. Ob ich das ganze Buch danach benannt hätte, ist glaube ich eine gute Frage. Es ist ein kryptischer Titel, ein anderer hätte es vielleicht auch getan.
Das Ende endet böse, denn es gibt einen gewaltigen Cliffhanger, das nur vorab. Mehr verrate ich natürlich nicht. Gesagt sei noch, dass es gut ist, die Reihe von Anfang an zu lesen, das Joonas Leben ein Puzzle ist, dass nur langsam zusammengesetzt wird. Wer wirklich wissen möchte, was alles dazu beigetragen hat, wer er ist und warum er so ist, fängt mit dem Hypnotiseur an. Das erste Buch von den Keplers ist auch das blutigste der Reihe ;)
Seit vier Bänden sehen die Bücher alle ähnlich aus und das ist toll! Zusammen sehen sie spitze aus und auch wenn der Inhalt zählt, ich mag es wenn ein Besucher erkennen kann, dass es sich um eine Reihe bzw. einen Ermittler handelt.
Joona hat mich mal wieder überrascht und glücklich gemacht. Ich war mitgerissen vom Täter, habe mich über ein Wiedersehen mit Jonna gefreut und sogar gelitten. Der Thriller ist an sich nicht wirklich blutig, strahlt aber eine große geistige Qual aus.