Der Rockstar unter den Terroristen
Sein Name ist Ilich Ramírez Sánchez, doch die Welt kennt ihn als Carlos. Carlos, der Schakal: Revolutionär, Playboy, Terrorist. Berühmt, berüchtigt. Ein Phantom und ein Phänomen. 1975 verantwortet er den Anschlag auf das Opec-Hauptquartier in Wien, in den Jahren darauf agiert er als Mörder und effizienter Manager organisierter Gewalt – und macht den Terror zum Geschäft.
Mit Sonnenbrille, Barrett und Bärtchen wirft sich Carlos in Siegerpose, kurz bevor er in den Fluchtwagen steigt. Der Terrorist ist nicht nur ein Meister der Rockstar-Attitüde, sondern wird in den 1970er Jahren zum gefürchtetsten und meistgesuchten Verbrecher der Welt. Doch Fotos gibt es kaum von ihm. Auf den Fahndungsplakaten ist er stets nur der Mann mit der Sonnenbrille.
Immer wieder schafft er es, unterzutauchen. Er verprasst sein auf Schweizer Konten angehäuftes Vermögen in luxuriösen Hotels, macht sich Frauen hörig, nutzt sie für seine Zwecke aus und lässt seine Kontakte zu den Geheimdiensten in Ost und West spielen. Arte zeigt die Filmbiografie Carlos – Der Schakal heute und morgen im fünfeinhalbstündigen Director’s Cut, aufgeteilt in drei Episoden, jeweils ab 20.15 Uhr.
Inspiriert von wahren Ereignissen
Édgar Ramirez spielt die Rolle eines Mythos’. Wirklich viel weiß man nicht von Carlos, dem Revolutionär aus Caracas. Der Film dichtet hinzu, was in der Realität im Nebulösen liegt. Und das macht er recht spektakulär und «faktennah», wie Regisseur Olivier Assayas im Interview betont.
Er hangelt sich über einen Zeitraum von 20 Jahren punktuell von tatsächlichen Ereignissen zu tatsächlichen Ereignissen. Die Zeit dazwischen reichert er an mit fiktiven Episoden und macht aus dem Leben des mysteriösen Terroristen einen flirrenden Film voller Action, Sex und lässiger Posen. «Inspiriert von wahren Ereignissen», wie es der Trailer besagt.
Es ist das Porträt eines narzisstischen, sexistischen Mannes, der eloquent von Englisch zu Spanisch zu Deutsch zu Russisch und Arabisch springt, sich letztlich jedoch in seiner Radikalität verheddert. Mit den Jahren verlassen ihn neben Gespür und Energie auch seine treuen Partner und Unterstützer, die ihn nun als blutbesudeltes Relikt des Kalten Krieges möglichst unauffällig loswerden wollen. Seit 1997 sitzt der echte Carlos in Paris eine lebenslange Haftstrafe ab.
Édgar Ramirez liefert ein beeindruckend facettenreiches Porträt dieser Figur. Verführungskraft, Brutalität, Zweifel, Machtwillen – all das spiegelt sich scheinbar mühelos in Mimik und Gestik des Schauspielers. An seiner Seite glänzen zahlreiche deutsche Schauspieler – allen voran Nora von Waldstätten, Alexander Scheer und Christoph Bach als weitere Hauptdarsteller.
Der Director’s Cut wurde bei den vergangenen Golden Globes in der Kategorie «Beste Mini-Serie oder Fernsehfilm» ausgezeichnet. Denn als solche wurde Carlos – Der Schakal in einigen Ländern bereits ausgestrahlt. Nun also auch hierzulande. Das Angucken lohnt sich.
Bestes Zitat: «Hinter jeder Kugel, die wir abfeuern, steckt eine Überzeugung.» (Carlos zu seinen Mitstreitern)
Titel: Carlos – Der Schakal (Director’s Cut)
Regie: Olivier Assayas
Darsteller: Édgar Ramirez, Nora von Waldstätten, Alexander Scheer, Christoph Bach, Julia Hummer, Udo Samel
Sendetermine: Donnerstag, 20. November, 20.15 Uhr und 21.55 Uhr, sowie Freitag, 21. November, 20.15 Uhr, Arte
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«Carlos – Der Schakal» – Der Rockstar unter den Terroristen
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