Der Restauranttester: Authentisch Taiwanesisch im Akuo in München

Von Davidsights @Schlaraffenwelt

Unser Restauranttester hatte die Schnauze voll, von Hühnchen süßsauer, von Ente kross gebraten in der immer gleichen braunen Pampe, von totfrittiertem Gemüse und glutamatöser Peking-Suppe, sprich: vom 0815-All-You-Can-Eat-Chinesen. Er machte sich auf die Suche nach dem vielzitierten und (noch) seltenen authentisch-asiatischen Genuss-Erlebnis. Fündig wurde er in einer ganz spezifischen Spielart der chinesischen Küche, beim einzigen Taiwanesen Münchens, unter Neon-Licht und im Anis-Dunst der offenen Küche.  Hier sein fachlich möglicherweise nicht allzu fundierter, dennoch schonungslos ehrlicher Erfahrungsbericht. Vom Schlaraffenwelt-Restauranttester

Der erste Eindruck:

Ich traue meinen Augen nicht. Hier soll sie sich verstecken, die authentische taiwanesische Küche? Ich betrete den winzigen Gastraum, werde angestrahlt von violettem Neon-Licht und vernehme unbekannte Düfte, die aus der offenen Küche hinter dem Tresen zu mir herüberwabern. Eine Mischung aus Anis und Ingwer, vielleicht liege ich aber auch völlig daneben? Sei’s drum, ein Koch mit Tiger-Kopftuch wirbelt dort und scheint sein Handwerk zu verstehen. Ich setze mich an einen der fünf Tische im spärlich eingerichteten Raum der mehr nach Imbiss als nach Restaurant aussieht, schnappe mir ein Mango-Schorle aus dem Kühlschrank am Tresen (wohlgemerkt: ohne Glas, denn die anderen Gäste trinken auch aus der Flasche) und senke meinen Blick auf die Vielfalt der taiwanesischen Küche.

Die Speisekarte

…ist ein einlaminierter Fetzen Papier, die aber deutlich mehr bietet, als ihr jämmerliches Antlitz vermuten lässt -  30 äußerst spannenden Positionen tummeln sich dort. Etwa die Hälfte klingt einigermaßen vertraut, die andere Hälfte hat Fremdel-Potential. Ich fühle mich angezogen durch das Akuo-Siegel, “Empfehlung des Hauses, original taiwanesisch,” das über einigen der Spezialitäten prangt, darunter das sogenannte Drei-Becher-Huhn, gebratener Schweinebauch, Wasserspinat in Sha-Cha-Sauce und das Schweinefleisch mit fünf Gewürzen. Sollte hier eigentlich nicht alles original-taiwanesisch sein, frage ich mich noch, doch da raubt mir ein unwiderstehliches Lächeln von Links bereits die Sinne.

Der Service

Sofern der Laden nicht aus allen Nähten platzt schmeißt die Gemahling des Chefkochs offenbar allein den Service. Noch bevor ich sie mit meiner Untentschlossenheit konfrontieren kann, hat sie mir bereits charmant aber bstimmt zu verstehen gegeben, dass wohl kein Weg an den Xiao Long Bao vorbeiführt, einer – ebefalls original-taiwanesischen – Teigtaschen-Spezialität, gefüllt mit Schweinefleisch und in ordentlich Fett gebraten. Dazu ordere ich den Schweinebauch, meine Begleitungen bestellen gefühlt den Rest der Karte und nach 15 Minuten Wartezeit beginnt die große Teller-Rotation am Tisch.

Das Essen

Um es kurz zu machen: Alle essen auf und sind sehr zufrieden, auch ich bin mit meinem Schweinebauch glücklich geworden (der auf dem Teller, wohlgemerkt). Der ist nicht kross, wie beim sommerlichen Grill-Event, sondern wabbelig-weich und vollgesogen vom Saucen-Aroma. Die Geschmackskomponenten kann ich nicht eindeutig definieren, was meiner Unerfahrenheit auf dem Gebiet der taiwanesischen Kulinarik geschuldet ist. Den Anis schmecke ich wieder, auch Knoblauch und Ingwer – insgesamt ein extrem spannendes und – zumindest gefühlt – authentisches Genuss-Erlebnis. Aus der durchweg guten Masse stechen zwei Gerichte hervor: Einserseits die Xiao Lon Bao, die sich als kleine Hefeteig-Klöschen entpuppen und vor Fett nur so triefen, mich aber mit ihrem herrlich knoblauchig-schweinigen Aroma total vom Hocker hauen. Ausreißer Nummer zwei: Die Sha-Cha-Sauce: Im Vergleich zu ihr schmecken die anderen Gerichte schon wieder vergleichsweise vertraut. Auf Nachfrage erfahre ich, dass ihr intensiv bis penetranter Geschmack auf eine spezielle Paste aus getrockneten Shrimps, Sojabohnen und Chilli herrührt. Wer den absoluten Fremdheits-Kick sucht, dem sei sie definitiv angeraten.

Die Preise

Kein Gericht der Karte überschreitet die 10 Euro-Grenze, was für Münchner Verhältnisse und für die Qualität der Speisen unfassbar günstig ist. Für 5 Euro gibt’s bereits eine mehr als sättigene Portion Reis mit Fleisch und Sauce. Getränke kosten allesamt 2 Euro.

Fazit 

Wie authentisch das Akuo letztlich ist, das kann ich absolut nicht beurteilen. Sämtliche Gerichte hatten aber einen deutlich anderen Einschlag, als die dutzendfach gegessenen “chinesischen” Standardgerichte, was darauf schließen lässt, dass das Akuo seinem Anspruch – original taiwanesische Gerichte zu servieren, gerecht wird. Wem dieses ganze Authentizitäts-Gefasen sowieso auf den Geist geht, der findet dort neue Aromen, ein ziemlich nüchternes, unkonventionelles Ambiente und einen charmanten und bemühten Service. Für ein erstes Date definitv die falsche Adresse, für ein erstes Date mit taiwanesischer Kochkunst definitiv die richtige Adresse.

Kontakt

Akuo

Adalbertstraße 32
80799 München

Telefon: 089/39 299 006

Öffnungszeiten:

Mo-Fr: 11:00 – 21:00
So: 12:00 – 21:00

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