Mit ihrem Buch Der Report der Magd ist Margaret Atwood die Darstellung dessen gelungen, was man wohl am ehesten als Alptraum einer jeden Feministin bezeichnen könnte. Da die Geburtenrate auf der Welt immer weiter sinkt, es kaum noch fruchtbare Männer und Frauen gibt und die Menschheit somit kurz vor ihrem Aus steht, hat eine christilich-fundamentalistische Sekte eine erschreckende Idee. Im Namen Gottes Gründen sie die Republik Gilead, die sich wieder auf traditionelle Werte und den "eigentlichen Sinn" des Lebens berufen soll, der Fortpflanzung. Allen Frauen werden ihre Recht genommen, ihnen werden bestimmte Aufgaben in der Gesellschaft zuteil und diejenigen, die fruchtbar sind, dienen den hochgestellten Familien als Mägde und sind nichts anderes als Gebärmaschinen. Was sich auf Anhieb ziemlich unrealistisch anhört, wirkt während des Lesens bald wie eine schreckliche mögliche Realität.
Desfred (im Original: Offred) ist eine kluge und starke Protagonistin, die als eine der wenigen fruchbaren Frauen die Rolle einer Magd übernehmen muss. Sie ist die Erzählerin der Geschichte und gibt dem Leser bruchstückhaft einen Einblick in ihre neue Welt, die sich so sehr von ihrem alten fortschrittlichen Leben unterscheidet. Die täglichen Grausamkeiten, ihre Machtlosigkeit und Angst ließen mich regelmäßig erschaudern, hatten aber auch eine unbeschreibliche Sogwirkung auf mich. Zwar wurde das Buch bereits in den 80er Jahren geschrieben, doch hat es an Aktualität und Schrecken nicht verloren. Es ist ein Roman über den man reden will, den man vielen Menschen zu lesen geben möchte und über den man noch tagelang nachdenken muss. Er ist wie ein Bericht über ein historisches Ereignis, welches noch nicht stattgefunden hat, uns aber vor unseren eigenen zukünftigen Fehlentscheidungen warnen will.
Machen wir's kurz: die Serie "The Handmaid's Tale" ist eine sehr gelungene Adaption des gleichnamigen Buchs. Obwohl ich mich anfangs über die hohe Folgenanzahl wunderte (10 Folgen á 45 min.) und schon vermutete, dass für die Serie einige Szenen und Rollen verändert wurden, gelang es den Produzenten, die Geschichte hinter der Handlung nicht zu verfälschen. Die Brutalität einiger Geschehnisse wurde dabei der Hemmschwelle heutiger Zuschauer angepasst und so zeigt die Serie viele Aspekte, die Frau Atwood sich damals wahrscheinlich noch nicht einmal vorstellen wollte. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass damit nur noch mehr Menschen vor den Bildschirm gelockt werden, da die Geschichte um Offred auch besonders aufgrund dieser Grausamkeiten dermaßen abschreckt und gleichzeitig fasziniert.
Die Besetzung ist ebenso fantastisch und hätte kaum besser sein können. Elisabeth Moss, die die Offred spielt, macht ihre Sache ausgezeichnet und überzeugte mich vor allem mit ihrer Mimik. Durch immer wiederkehrende Flashbacks in ihre Vergangenheit lernt man sie als die unabhängige, kluge June kennen und leidet gemeinsam mit ihr, wenn sie diese starke Frau in die Rolle der unterdrückten Magd zwängen muss. Doch auch die anderen Personen bekommen ihren Part der Erzählzeit und erlangen so an Tiefe, die ihnen im Buch nicht ermöglicht wurde. Damit gewinnt das Gesamtpaket an Emotionen und Logik, die diese dystopische Vorstellung noch erschreckender machen und dort weitererzählen, wo das Buch endet.
In 2018 soll es mit der zweiten Staffel weitergehen und damit beginnt die Storyline, die keine literarische Vorlage mehr hat. Ich denke nicht, dass die nächste Staffel dadurch unbedingt schlecht werden muss, haben die Macher doch auch schon in den ersten Folgen gezeigt, dass sie zu eigenen Umsetzungen fähig sind, die der ganzen Geschichte noch mehr geben. Ich bin sehr gespannt, was da auf uns zukommen wird und empfehle allen Dystopieinteressierten das Buch zu lesen und gleich darauf die Serie zu gucken. Ach ja, und allen anderen natürlich auch.