Heute werden in Russland Tannen geschmückt. Wie jedes Jahr an Silvester (Weihnachten feiert man dortzulande erst am 6. Januar). Was mir Gelegenheit gibt, manchen Geschichten Senf zuzufügen oder gar sie richtig zu stellen:
Der russische Weihnachtsbaum war vor seiner Rehabilitierung im Jahre 1936 am 18. August 1914 verboten wurden - also noch VOR der Oktoberevolution, also NICHT von den Bolschewiki. Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges war die Stimmung in Russland gegen alles Deutsche gerichtet. Es kam sogar – wie immer, wenn man den Mob gewähren lässt – zu Pogromen gegenüber den Deutschen, die in Russland lebten.
Anlass gab ein Großer Krieg – daraufhin waren diesmal die Deutschen dran. So initiierte die Duma einige dementsprechende symbolische Beschlüsse, zu denen auch die Umbenennung von Sankt Petersburg in Petrograd gehörte. Wie auch das Verbot des Weihnachtsbaumes, was die Russen 1914 als Symbol der Deutschen sahen. Die Bolschewiki brauchten also diesen Baum bei Machtübernahme nicht zu verbieten – der war bereits verboten. Sie brauchten die Kampagne nur fortzusetzen.
So führte der Komsomol in den 1920er Jahren den Kampf gegen “bourgeoise Degeneration”, “Popen-Obskurantismus” und nahm somit auch die christliche Weihnachtsfeier aufs Korn. Dies ging einher mit politischer Satire in Gestalt von Spottgedichten und Karikaturen auf den Weihnachtsbaum.
Der Rest ist weitgehend bekannt:
Plötzlich - am 28. Dezember 1936 – veröffentlichte die Prawda einen Brief des Massenmörders Pawel Petrowitsch Postyschew, der “das Vergnügen der Reichen aus vorrevolutionärer Zeit für alle Kinder als sowjetischer Neujahrsbaum in öffentlichen Gebäuden” möglich machen sollte.
Postyschew hatte zuvor die “Rehabilitierung” der Tanne persönlich mit Stalin abgesprochen. Sie ging einher mit einem gewissen gesellschaftlichen Wandel in der UdSSR, wie der Abschaffung der Lebensmittelkarten, der beginnenden Produktion russischen Sekts und der Zulassung von Jazz und Foxtrott. …