Emsländische Tragödie
Es scheint wie ein Routinefall: Eine alte Freundin bittet Privatdetektivin Heide von der Heide wegen einer Vermisstensache ins beschauliche Holte im Emsland. Dort stellt sie verblüfft fest, dass der verschwundene Gerald Schöllen niemandem fehlt. Heide ist ratlos. Als plötzlich die Leiche von Schöllens Halbbruder Gunnar auftaucht, ruft das Dieter Fuchs, Kriminalhauptkommissar und Heides Lebensgefährte, auf den Plan. Gemeinsam stoßen die zwei auf ein schreckliches Geheimnis: Die zwei Brüder haben vor langer Zeit ein ungeheuerliches Verbrechen begangen – das irgendwer jetzt rächen möchte … (Klappentext)
Nach einem kurzen aber sehr spannenden Prolog finde ich mich 19 Jahre später in einem Schlafzimmer wieder. Die Kabbeleien zwischen Heide von der Heide (der Name ist einfach genial) und ihrem „Liebsten“, dem Kriminalhauptkommissar Dieter Fuchs ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Heide fand ich von Anfang an ziemlich cool, während mir Dieter zunächst sehr unsympathisch war. Mit Heide begebe ich mich dann in das kleine Dorf Holte im Emsland, wo fast jeder mit jedem verwandt zu sein scheint. Zusammen mit Heide versuche ich die Verwandtschaftsverhältnisse und Rätsel zu lösen. Denn Heide rennt förmlich gegen eine Wand und selbst ihre Auftraggeberin scheint nicht erfreut über ihren Besuch. Das irritiert nicht nur Heide und animierte mich zum Weiterlesen.
Ich tappte sehr lange im Dunkeln. Joana Brouwer hat es vorzüglich geschafft, mich zu verwirren. Zwischendurch werde ich immer wieder Zeuge einer einfachen und sehr wirkungsvollen Foltermethode. Durch diesen „Opferstrang“ steigt der Spannungsbogen etwas an. Er ist nicht übermäßig hoch, aber konstant. Je mehr ich mit Heide in die Vergangenheit abtauche, um so mehr kommt – sehr langsam – etwas Licht ins Dunkle. Ich ahne, aber ich weiß nichts wirklich. Ich rätsele und lese mich „tageweise“ durch die einzelnen Kapitel. Die einzelnen Tage kommen mir recht lang vor, denn es passiert sehr viel und Joana Brouwer springt von einem Handlungsstrang zum nächsten. So wechsle ich immer mal wieder die Perspektive, aber natürlich verrät sie mir nicht zu viel.
Der Schreibstil von Joana Brouwer ist sehr „weiblich“. Zwischen die spannungsgeladenen Sequenzen mogeln sich immer mal wieder sehr persönliche Themen. Das macht die Geschichte und vor allem die einzelnen Charaktere für mich authentisch.
Am Ende löst sich natürlich alles auf und und die Tragödie, die sich in dem kleinen Ort abgespielt hat, offenbart sich mir in ihrer ganzen Heftigkeit. Dieser Krimi hat mich sehr gut unterhalten und am Ende war ich auch mit Dieter Fuchs versöhnt, denn hinter jedem harten Kern verbirgt sich meistens etwas positives.
Fazit: Intelligent aufgebauter Regionalkrimi, der die unterschwellige Spannung bis zum Schluss hält.
Vielen Dank an Joana Brouwer für mein Rezensionsexemplar!
Das Buch ist im Ullstein Verlag erschienen.
Homepage von Joana Brouwer
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