In dem kleinen Örtchen Fairfold ist die Grenze zwischen den Menschen und dem Reich der Elfen dünn. Schon seit Langem haben die Einheimischen von Fairfold die Existenz des kleinen Volkes in ihren Alltag integriert - und auch die Geschwister Hazel und Ben sind eng mit den magischen Wesen verwoben, besonders mit dem gehörnten Elfenjungen in dem gläsernen Sarg, der sich seit Jahrzehten im Wald von Fairfold befindet. Doch eines Tages ist der Sarg leer und der Junge mit den spitzen Ohren verschwunden. Schon bald werden Hazel und Ben in einen Strudel aus Machenschaften gezogen, den sie nicht kontrollieren können und in dem sie niemanden trauen dürfen...
Wer in "Der Prinz der Elfen" eine durchschnittliche Jugendfantasygeschichte vermutet, liegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit falsch! Dieses Buch ist sicher kein massentauglicher Einheitsbrei und mag auf den ersten Seiten erst einmal befremdlich wirken, doch wer sich darauf einlassen kann, der wird eine magische Geschichte mit einer eindringlichen Atmosphäre und faszinierendem Szenario erhalten, der man sich kaum entziehen kann. Kleine Makel hat die Geschichte zwar schon (die Charakterentwicklung ist manchmal nicht ganz so gut ausgearbeitet und auch einige Charakteränderungen werden nicht erklärt), doch insgesamt konnte mich "Der Prinz der Elfen" gefangen nehmen und ins Reich der Elfen entführen. Dieses hält nicht nur Magie und Abenteuer, sondern auch Grusel, Spannung und Horrorelemente bereit - definitiv eine rasante Mischung, die mit jeder Seite mehr Spaß macht.
Dafür sorgt vor allen Dingen das zugrunde liegende Setting: eine Kleinstadt, in der die Menschen quasi wissentlich Seite an Seite mit dem kleinen Volk leben - und dieses ebenso fürchtet wie als normal erachtet. Wie unauffällig und geschickt Holly Black die magischen Elemente dieser Geschichte in die Realität einwebt, das ist eines der Dinge, die mich an diesem Buch so fasziniert haben und die sehr gut umgesetzt waren. Man kauft es dem Buch schlichtweg durchgängig ab, dass Elfen existieren - es ist ein Fakt, der selbstverständlich zu sein scheint und genau dieser macht die Geschichte umso magischer. Hinzu kommen die zauberhaften Figuren, allen voran Hazel, Ben und Jack, die den Leser durch diese faszinierende Geschichte führen, sowie der fesselnde Schreibstil, der unterschwellig eine wundervolle Atmosphäre aufbaut und diese bis zum Ende halten kann.
Wie bereits erwähnt gibt es hier und da kleinere Makel, die ich dem Buch jedoch verzeihen kann, gerade, weil sie eher nebensächlich sind - die Eltern von Ben und Hazel sind beispielsweise in der Vergangenheit sehr desinteressiert an ihren Kindern und vernachlässigen diese. In der Gegenwart ist das aber nicht der Fall. Das allein ist schon einer krasser Wechsel, der so gut wie gar nicht erklärt wird, aber ich hatte auch oft das Gefühl, dass das Verhalten der Eltern nicht gewertet wurde, was ich in diesem Falle schade finde. Da die Beziehung zu den Eltern nicht im Mittelpunkt steht, ist das sicherlich kein schwerwiegender Makel, hier wäre aber eine Vertiefung durchaus angebracht gewesen. Von diesem Punkt abgesehen mochte ich die Vielfalt und Akzeptanz/Toleranz, die Holly Black dem Leser hier ebenso selbstverständlich präsentiert, wie die Magie - Daumen hoch dafür!
"Der Prinz der Elfen" ist eine ganz besondere Geschichte, die sicherlich nicht jedem gefallen wird. Dafür ist sie zu speziell und eben nicht das, was man in diversen anderen Jugendbüchern finden kann - genau das hat mir sehr gut gefallen. Atmosphärisch dicht, gut erzählt und voller Magie ist "Der Prinz der Elfen" eine faszinierende Lektüre mit kleineren Mängeln, die mich gut unterhalten konnte und in eine magische Welt entführt hat.