Der Präsident aus der Muppetshow

Gestern konnte ich durchs Fenster eine Gruppe Banker im feinen Zwirn beobachten, die ein staatstragend wirkendes Meeting abgehalten haben. Wir haben gescherzt, dass dies wohl bedeutet, dass Donald Trump die Wahl gewonnen hat. Heute ist uns das Lachen so ein wenig vergangen.

Es geht nicht anders, ich muss auch etwas zur Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der USA schreiben. Vor allem und zuerst: WAS?! Nach dem Brexit ist dies innerhalb weniger Monate das zweite Mal, dass die Prognosen vollkommen verkehrt lagen und jene Seite in Sicherheit wiegten, die am Ende den Kürzeren zog. Wie kann das sein? Haben sich die Menschen angewöhnt, bei Umfragen zu lügen? Trauen sie sich nicht, ihre wahre Meinung kundzutun, aus Angst, schief angesehen zu werden? Haben Experten völlig den Zugang zur normalen Bevölkerung verloren? Oder führen die Prognosen gar dazu, dass Menschen für den vermeintlich sicheren Verlierer stimmen, als kleinen Akt der Rebellion, der ja scheinbar niemandem wehtut?

Der Präsident aus der MuppetshowDer Ausgang dieser Wahl fühlt sich schon bizarr an. So als wäre Kermit der Frosch gerade zum neuen König von England gekrönt worden. Man hat das zwar in Sketchen durchgespielt, aber nie wirklich für die Realität in Betracht gezogen. Es wird in den kommenden Tagen sicher viele Versuche geben, dieses Ergebnis zu verstehen. Ob uns in Deutschland dies gelingt, bleibt fraglich. Es scheint immer mehr, als hätten wir die sozialen Probleme und Konflikte im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten" unterschätzt oder zumindest gedacht, dass sie sich nicht so stark auf die Wahl auswirken. Wir haben mehr auf Rationalität gehofft, weniger auf Emotionen. Möglicherweise war uns auch nicht klar, wie zerrüttet das Verhältnis zwischen vielen Amerikanern und ihrer politischen Elite ist. Donald Trump ist kein Mann aus dem Volke, aber er kommt zumindest nicht aus der politischen Kaste. Er ist kein Berufspolitiker, er repräsentiert nicht die politischen Entscheidungen der letzten Jahre, er ist politisch sogar ausgesprochen unkorrekt. Das erfüllt viele Menschen offenbar mit mehr Begeisterung und Hoffnung als die Erfahrung und Kühle einer Spitzenpolitikerin wie Hillary Clinton, die schon verschiedene hohe Ämter inne hatte. Mich nicht.

No, he can't (or can he?)

Es ist nicht so, dass ich mich gerne von Hillary Clinton adoptieren lassen würde, aber sie hat Ahnung von Macht, sie weiß mit anderen Mächtigen umzugehen, sie hat sich im Griff. Donald Trump kann ich nicht ausstehen. Er ist sexistisch und voller Vorurteile, er handelt unbesonnen, sucht immer das Scheinwerferlicht und hat keine Hemmungen, andere Menschen mit Dreck zu bewerfen. Er ist ein populistischer Egozentriker mit Impulskontrollstörungen, der (bislang) weder über die Erfahrung noch über den Willen verfügt, fiese Fettnäpfchen zu vermeiden. Das kann besonders in der Außenpolitik noch sehr viel Unmut hervorrufen. Für mich ist er weder menschlich noch geistig Material für ein großes Staatsamt, aber nun darf er sich bald mächtigster Mann der Welt nennen.

Es liegt mir fern, den Teufel an die Wand zu malen. Ich glaube nicht, dass Donald Trump den Dritten Weltkrieg auslösen wird, aber ich rechne schon damit, dass er die USA schwächt, dass er für Unruhen sorgt, die außenpolitischen Beziehungen verschlechtert und sein Land so manches mal blamiert. Mit ihm wird die Weltpolitik schwieriger und unberechenbarer, was die Weltpolitik gar nicht gebrauchen kann. Sein wirtschaftliches Geschick bzw. sein wirtschaftlicher Anstand wird von seiner Wählerschaft meines Erachtens nach auch weit überschätzt. Er mag gut darin sein, für sich als Person viele Vorteile herauszuschlagen, auch auf Kosten anderer, aber dass er Millionen von Menschen Wohlstand und Zufriedenheit bringen kann, ohne wieder andere Menschen auszubeuten, sehe ich wahrlich nicht. In seiner Vita deutet nichts darauf hin, dass er das kann oder überhaupt will.

Es gibt einige Leute, die meinen, dass Trump von seinen Beratern und dem amerikanischen Kongress schon gesagt bekommt, wie der Hase läuft, nur gesteht man damit ein, dass die USA nun einen Präsidenten haben, der von sich aus keine Ahnung hat und jede Menge blinkende, wild surrende Wegweiser braucht, denen er dann womöglich gar nicht folgt.

Wie geht es weiter?

Das zumindest wird spannend zu beobachten sein. Wie viel Geduld bringen seine Wähler mit, zumal seine Nicht-Wähler sicherlich jede Entwicklung genauestens beobachten und kommentieren? Aktuell befinden sich die Börsen in den USA auf Talfahrt, was für die Wirtschaft alles andere als gut ist. Auch haben sich viele Prominente offen gegen Trump ausgesprochen. Werden einige davon tatsächlich, wie angedroht, auswandern? Wird es aus Hollywood in den kommenden Monaten und Jahren wiederholt filmische und andere künstlerische Angriffe auf den ungeliebten Präsidenten geben? Im Vorfeld gab es ja bereits einige. Dass Trump eine riesige Angriffsfläche für Comedians bietet, kann keiner bestreiten. Vermutlich werde ich mich auch des Öfteren mal nicht zügeln können, Spitzen gegen Trump in die Tastatur zu hämmern. Im Endeffekt stehen wir vor allem vor der Frage, wie tief diese Wahl die USA gespalten hat und die Entscheidung für Trump sie weiter spaltet.


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