Der Politiker

Von Guidorohm

Den Politiker geht nichts an. Er hat keine Zeit für Sorgen. Für Nöte auch nicht. Er ist mit sich beschäftigt. Der Politiker befragt das Selbstbild. Das Bild vom Selbst muss stimmen. Es muss stimmig sein. Es darf keine Disharmonien aufweisen.
So ein Politiker steht in der Verantwortung. Die Beantwortung lässt er aus, denn für das Gespräch mit Journalisten hat er seine Phrasen. Die trägt er in seinen Backentaschen. Er holt sie mit der Zunge vor und spuckt sie aus.
Der Politiker will gewählt werden. Er tritt auf die Laufstege. Er präsentiert seine politische Mode.
Tote sind ihm Schlagzeilen. Er überliest sie. Er geht über sie hinweg. Die Probleme ferner Länder kümmern ihn nur, wenn Firmen ihn darum bitten. Die Firmen haben Geld und Macht. Der Politiker denkt an seine Nachgeburt. Er will ein Leben nach der Politik führen. Also kümmert er sich brav um die zukünftigen Eltern.
Ein Anzug muss sein. Damit man in dem Anzug durch die Politlandschaft rollen kann. Jeder Politiker ist ein Abteil seiner Partei. Jeder würde gerne einmal Zugführer sein.
Früher hat der Zug deportiert. Heute wird Entschädigung gezahlt. Eine ganze Tageseinnahme ist es dem Unternehmen wert. Man will ja seinen Geschäften in Ruhe nachgehen können.
Der Politiker ist natürlich auch Mensch. Der Mensch frisst und säuft und scheißt. Auch lieben will so ein Mensch. Vor allem aber will er verstanden werden. Drum lächelt er ins Volk hinein. Man schaut dem Volk auch mal aufs Maul. Populismus. Man lässt die Fahnen mit den Fürzen wehen.
So nicht, ruft der Politiker!
Diese Worte würden ihn verzerren. Falschaussagen wären zu bewundern. Recht müsste gesprochen werden.
Das Recht hatte man doch direkt und an den Haaren aus dem Dritten Reich ins Vierte Reich gezerrt.
Das Vierte Reich zahlte die flüchtigen Schergen. Man sah Volkseigentum in ihnen. Auch verbindliche Bürger, die man im neuen Reich leider nicht präsentieren konnte.
Der Verfassungsschutz soll die Verfassung schützen. Den Volkskörper schützen. Viren ausmerzen.
Der Politiker weiß nichts. Er will herrschen. Er will Herr im Lande sein. Dienen soll der Diener. Minister haben für solcherlei Treiben keine Zeit. Sie sind am dinieren, am dirigieren, delegieren, informieren, penetrieren!
Ein Hohelied soll dem Politiker gesungen werden. Andacht ihm gehalten werden.
Politik ist eine Religion. Gläubige verlangt er. Gehorsam. Die Gesetze sollen eingehalten werden.
Die Wähler sind Kreuzträger. Sie müssen wählen. Ihnen bleibt nur die Wahl.
Wahlvolk soll bitte nicht aufbegehren. Die Gier sei den Politikern zu überlassen.
Unsinn, schreit der Politiker!
Schwachsinn! Unsinn!
Der Politiker redet sich in Rage. Sein Kopf glüht auf. Mit solchen Köpfen kann man die Nacht erhellen.
Endlich leuchtet der Politiker uns den Weg.