Aus aktuellem Anlass zum vermeintlichen “Aus” des Pidinger Klettersteigs am Hochstaufen, möchte ich mit diesem Artikel allen diesen wunderbaren Klettersteig etwas näher bringen.
Von Piding aus auf den Hochstaufen hinauf
Piding ist ein Luftkurort im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land. Die Entfernung zu den bekannten Nachbarorten wie Freilassing in Deutschland oder Salzburg im gleichnamigen österreichischen Bundesland beträgt jeweils rund 20 Kilometer. Der 1770 Meter hohe Felsberg Hochstaufen begrenzt den südlichen Teil von Piding. Der Staufen ist ein Gebirgsmassiv in den Chiemgauer Alpen. Aus dem mittelhochdeutschen Wort stouf wurde das deutsche Wort Staufen mit seiner Bedeutung als ein steiler Felsen. Der ist von Natur aus ein geradezu ideales Ziel zum Klettern und Bergsteigen.
Der Pidinger Klettersteig führt von Piding auf einer Höhe von 450 Metern über Normalhöhennull an der Nordwand des Hochstaufens hinauf bis kurz unter den Gipfel. Streckenweise wurde beim Anlegen des Pidinger Klettersteiges Anfang der 2000er Jahre diejenige Kletterroute genutzt, die Anfang der 1920er Jahre vom damaligen deutschen Bergsteiger Willo Welzenbach angelegt worden war. Er war einer der bekanntesten deutschen Kletterern seiner Zeit.
Anspruchsvolles bis hin zu gefährliches Klettern am Hochstaufen
Der Ausgangspunkt für den Pidinger Klettersteig ist im Pidinger Ortsteil Urwies. Angelegt wurde der Pidinger Klettersteig von Sepp Reichenberger, dem Angehörigen einer alteingesessenen Pidinger Familie von der Pidinger Steiner Alm. Sowohl materiell als auch ideell unterstützt von der Gemeinde Piding, wurde der Klettersteig mit viel ehrenamtlichem Engagement aktiviert beziehungsweise streckenweise reaktiviert. Herausgekommen ist dabei ein sehr anspruchsvoller Klettersteig für geübte und routinierte Kletterer. Die gesamte Länge des Klettersteiges umfasst 1200 Höhenmeter. Sie reichen vom etwa 500 Meter über Normalhöhennull gelegenen Einstieg über das 1070 Meter hoch gelegene Reichenhaller Haus bis 20 Meter unterhalb des Berggipfels auf 1750 Metern über Normalhöhennull. Der Schwierigkeitsgrad wird von unten nach oben von schwierig über sehr schwierig bis hin zu kraftraubend bezeichnet. Der Pidinger Klettersteig ist mit zwei Notausstiegen versehen. An Technik, Kondition und Fitness der Kletterer werden hohe bis höchste Ansprüche gestellt.
In drei Etappen hinauf zum Ziel
Der Pidinger Klettersteig wird in insgesamt drei Stufen respektive Etappen aufgeteilt. Der erste, durchaus schon anspruchsvolle Teil, beginnt an der steilen Einstiegswand. Er führt bis zum ersten Notausstieg zum dortigen Normalweg. Wer hier erste Schwierigkeiten beim Weitermachen erkennt, der sollte im wahrsten Sinne des Wortes aussteigen. Für die anderen beginnt nach der Rast auf einem kurzen Flachstück die nächste Kletteretappe. Hier folgt die zweite Steilwand. Sie endet an einem etwa 300 Meter langen Panoramaquergang.
Von hieraus hat der Kletterer einen herrlichen Weitblick über den Hochstaufener Gebirgsstock.
Das letzte Teilstück ist nicht wesentlich schwieriger zu klettern, wird jedoch aufgrund des Kräfteverschleißes als solches empfunden. Die allerletzte Wandstelle führt zu einem Grat, der zum Ausstieg hin zunehmend abflacht. Danach folgt ein Plateau, von dem aus ein Normalweg nach wenigen Minuten auf dem Berggipfel vom Hochstaufen endet. Abgesehen von einigen kurzen Passagen ist die gesamte Kletterstrecke durchgehend mit Sicherungsseilen und Eisenklammern gesichert. Vorausgesetzt wird eine komplette Klettersteigausrüstung mit Sicherungsseil und Steinschlaghelm. Das Schuhwerk muss absolut trittsicher und rutschfest sein. Ein Großteil des Pidinger Klettersteiges ist mit dem Schwierigkeitsgrad „D“ ausgewiesen. Für den Abstieg bietet sich die Nordwestroute an. Sie führt über einen landschaftlich reizvoll gelegenen Normalweg bis hin zur Steiner Alm. Der Abstieg ist leicht bis mittelschwer, mit gelegentlichen Seilsicherungen bei einer ausreichend guten Trittsicherheit.
Für den Auf- und Abstieg auf dem Pidinger Klettersteig braucht auch der routinierte Kletterer sieben bis acht Stunden. Bis zum Einstieg wird von den beiden Ausgangspunkten etwa eineinhalb Stunde benötigt. Mit dem anschließenden Erklettern des Gipfels vergehen weitere dreieinhalb Stunden, während der Abstieg nochmals zweieinhalb Stunden plus/minus dauert. Als Ausgangspunkte sind der Parkplatz im Ortsteil Mauthausen hinter dem Schloss Staufeneck angegeben, sowie alternativ im Ortsteil Urwies der knapp einen Kilometer hinter dem Wegabzweig nach Hochstaufen gelegene, etwas klein und unscheinbar wirkende Parkplatz. Er befindet sich direkt vor einer Schranke mit dem Hinweis zum Fahrverbot.
Pidinger Klettersteig über die Landesgrenzen hinweg bekannt
Die einen probieren sich und ihr Können am Pidinger Klettersteig, während die Kletterprofis den Steig aufgrund seiner Höhenlage eher als ein interessantes Klettersteigziel in der Übergangszeit sehen. Die Lage in unmittelbarer Grenznähe zum Nachbarland Österreich sowie eine sehr gute Verkehrsanbindung über die Bundesautobahn München-Salzburg machen den Pidinger Klettersteig zu einem interessanten Wochenendziel.
Der Pidinger Klettersteig ist bewusst umweltfreundlich angelegt worden. Vorhandener Bewuchs wurde berücksichtigt, sprich weitgehend unangetastet belassen. Der Klettersteig ist schön in die Landschaft eingepasst und bietet an vielen Stellen einen geradezu einmaligen Panoramablick über das gesamte Voralpenland. Umweltverträglichkeit, sportlicher Kletteranspruch sowie eine erlebenswerte Natur machen den Pidinger Klettersteig für die Kletterer zu einem immer wieder neuen und schönen Tageserlebnis im Berchtesgadener Land.
Mittlerweile hat sich Bad Reichenhall’s Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner diesbezüglich eingeschaltet und versucht eine Lösung zu finden, damit dieser herrliche Klettersteig bestehen bleiben kann.
Mehr dazu könnt Ihr hier lesen: Dr. Lackner bietet Hilfe für Klettersteig an