Wer mich kennt weiß: ich bin von Hause aus ein Optimist. Also ein Mensch, der versucht, immer und überall das Positive zu sehen. Allein schon aus meiner Lebenserfahrung sage ich: mit Optimismus ist das Leben einfacher und schöner!
Das Treppenhauslicht ist ausgefallen und es ist stockdunkel?
Na und – bin gut und sicher unten angekommen und auf meinem Heimweg ist es noch hell.
Die Sonne scheint nicht?
Na und – auf Arbeit hätte sie sicher geblendet und morgen ist sie bestimmt wieder da.
Kein Schnee zu Weihnachten?
Na und – dann kommen die Menschen, die arbeiten müssen, zumindest gut zu ihrem Job, da die öffentlichen Verkehrsmittel fahren. Der Schnee behindert in Berlin noch früh genug.
Es ist Streß pur auf Arbeit und die Kunden alles andere als gut drauf?
Na und – es ist mein Job und ohne die Probleme der Kunden hätte ich ihn nicht.
Und so weiter und so weiter. Beispiele finde ich sicher eine Menge, wenn ich nur lange genug darüber nachdenke.
Und doch gibt es Tage, die meinen Optimismus in sich aufsaugen und ihn im Anschluß nicht wieder herausgeben wollen.
Gestern war so ein Tag.
Dabei verlief zunächst alles optimal: zwar müde, aber fit hat der Job Spaß gemacht und die Zeit verging ziemlich schnell. Mein Wunsch-Frisör hat seine Filiale geschlossen, aber auf dem Heimweg habe ich einen anderen gefunden. Alles in allem: bis zum frühen Abend ein rundum super Tag!
Tja und was passierte dann?
Bin mir selbst nicht mehr so sicher. Irgendwie entstanden unnötige Diskussionen und andere – nötige – Aussprachen kamen nicht zu Stande. Ich habe versucht, mich um Einiges zu “kümmern” und Schadensbegrenzung zu betreiben. Bin mir allerdings nicht sicher, dass das wirklich funktioniert hat. Im Gegenteil: im Nachhinein sieht es für mich aus, als hätte ich alles nur noch schlimmer gemacht und mir graut schon vor dem Moment, wenn ich das nächste Mal mit den “Betroffenen” zusammentreffe. Nun bin ich am Überlegen, wie ich diesen aus dem Weg gehen kann. Die Antwort auf diese Frage kenne ich, aber ich möchte sie nicht umsetzen. Nicht, weil ich dadurch verliere, sondern eher, weil ich nicht weiß, wie andere darauf reagieren. Wie lange ich über die entstandene Situation auch nachdenke und wie ich es auch drehe: ich sehe keinen Ausweg…
Gerade ungeklärte Situationen fressen mich dann innerlich auf. Zu viel wurde bereits in meinem Leben nicht ausgesprochen und ist dadurch kaputt gegangen. Und immer wieder laß ich mich durch so etwas runterziehen – was mich wiederum doppelt ärgert. Und traurig macht.
War ich doch so stolz, der um sich greifenden Winterdepression mit einem lächelnden Gesicht entgegenzutreten, bin ich heute voll der pessimistische Optimist. Also nicht ich selbst. Völlig verwirrt von dem, was ich fühle. Ängstlich vor dem, was der Tag heute mit sich bringt.
Ich will aber keine Angst haben! Mein Kopf sagt mir, dass diese unbegründet ist. Mein Bauchgefühl spricht aber – leider – viel lauter dagegen.
Nur knapp 3 Stunden Schlaf sind allerdings auch nicht die beste Voraussetzung, in Ruhe nachzudenken und Kraft zu schöpfen.
Was also tun?