Das ist ein Fußball und keine Handtasche. Genauso wie Freund oder Freundin keine sein sollte
Mein Lieblingszitat in diesen Tagen stammt von Thomas Müller. Der sagte über seine Frau Lisa: „Sie ist ja keine Handtasche.“ Dieser wundervolle Satz war seine Antwort auf die fast schon empörte Frage der Medien, warum, um Himmels willen!, seine Frau nicht mit nach Brasilien gereist sei, um ihn dabei zu bewundern, wie er Fußballweltmeister wurde. Lisa war nämlich, anders als die meisten anderen Spielerfrauen und –freundinnnen, zu Hause geblieben, sie nahm in Deutschland an Reitturnieren teil und kümmerte sich um Pferde und Hunde.
Übrigens durchaus erfolgreich, also das mit den Reitturnieren, sie gewann am Tag des WM-Finales den Kurz-Grand Prix der Dressurreiter bei den Bayerischen Meisterschaften in München, wurde damit bayerische Vizemeisterin in der Altersklasse U25. Das ist ein sehr schöner Erfolg, über den sich Thomas Müller sicherlich freut, genauso wie sie über seinen Weltmeistertitel. Ja, manch einer mag sagen, man könne das nicht vergleichen – aber darum geht es ja auch gar nicht.
Es geht darum, dass jeder seine eigene gefühlte Weltmeisterschaft hat – und sich nicht über die des anderen definiert. Bei all den Spielerfrauen, die so schnell nach Abpfiff auf dem Rasen standen, gejubelt und Joachim Löw umarmt haben, hätte man denken können, sie seien selbst Teil des Teams gewesen. Und auch gerade Weltmeister geworden. Dabei, sorry liebe Lenas, Sarahs und Cathys, habt ihr damit nichts weiter zu tun – aber so ein Weltmeisterpokal ist natürlich ein schönes Accessoire. Genauso wie so ein Fußballspielerfreund.
Mit dem man für Instagram-Fotos posieren und sich schmücken kann (also mit Freund und Pokal). Umgekehrt schmückt so ein Model (oder Ex-Castingshowstar) natürlich genauso gut, auf dem Rasen, beim von Paparazzi fotografierten Strandspaziergang oder im Arm auf der Finalparty. Eine schöne Frau oder ein erfolgreicher, toller Mann an der eigenen Seite potenziert das Bild von der eigenen Schönheit, dem eigenen Erfolg. Natürlich befeuert von Medien, die wahnsinnig gerne über „Power-Couples“ oder „Glamour-Paare“ schreiben.
Victoria Beckham liebt es, einen schönen David an ihrer Seite zu haben, ein Fußballspieler nimmt neben dickem Auto, Brilliantohrring und Gucci-Waschbeutel gerne noch Platz 1 des Schönheitswettbewerbs als Statussymbol mit.Und zeigt es eben auch gern. Der Partner als Accessoire – ein Phänomen, das sich auch abseits von Fußballplätzen beobachten lässt, zusätzlich zur Designerhandtasche hält Kim Kardashian eben nun auch einen Kanye West an der Hand. Und umgekehrt.
Natürlich lebt eine Beziehung auch davon, stolz auf den anderen zu sein. Aber man sollte immer noch ein bisschen stolzer auf sich selbst sein. Und dann selbst ein Turnier reiten, statt als Handtasche zum Termin vom Freund zu fahren.