Wenn es um die Urlaubsplanung geht, stecken umweltbewusste Menschen oft in einer Zwickmühle. Eigentlich will man das Klima schützen, aber wer will schon immer nur zuhause Urlaub machen? Die Lösung aus diesem Dilemma verspricht der CO2 Ausgleich bei Anbietern, die den ökologischen Fußabdruck der Reise kompensieren, indem sie an anderer Stelle Treibhausgase einsparen. Aber bevor man über CO2-Kompensation nachdenkt, sollte man sich trotzdem fragen: muss ich wirklich fliegen?
Wer zum ersten Mal seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck berechnet (zum Beispiel hier beim Umweltbundesamt), stellt fest: Wir verursachen oft mehr CO2, als noch nachhaltig ist, und besonders heftig schlägt eine Flugreise zu Buche. Auch Kreuzfahrten gehören zu den Spitzenreitern beim CO2-Ausstoß. Und am Urlaubsort verursachen wir weiter Treibhausgase, im Taxi, bei Aktivitäten und auch im Hotel.
So funktioniert der CO2 Ausgleich
Deshalb gibt es inzwischen viele Anbieter, die unseren CO2-Ausstoß kompensieren. Je nachdem, wie viel CO2 die eigene Reise verursacht, zahlt man einen bestimmten Ausgleichsbetrag an den Anbieter, der dann mit dem Geld Klimaschutzprojekte finanziert. Damit es ein echter Ausgleich ist, müssen diese Projekte zusätzlich sein. Es darf sie also nur dank der Kompensationszahlungen geben.
Der bekannteste Anbieter für CO2 Ausgleich ist atmosfair. Die unabhängige Organisation bietet einen Rechner für den CO2-Ausstoß von Flügen und Kreuzfahrten an. atmosfair verwendet das Geld für Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern und trägt so auch zur nachhaltigen Entwicklung bei. atmosfair unterstützt prinzipiell keine Waldschutzprojekte, vor allem weil das Problem der Dauerhaftigkeit bei Waldprojekten ungelöst ist. Ein Wald muss mindestens 50, wenn nicht 100 Jahre bestehen, um eine überzeugende Klimaschutzwirkung zu haben.
Ofen-Projekt in Ruanda von atmosfair Projekt von atmosfair in Nepal: Kuhdung zu BiogasAuch die in der Schweiz gegründete Initiative myclimate unterstützt viele Projekte in Entwicklungsländern. Beispielsweise, indem myclimate Frauen in Kenia effiziente Kocher finanziert. Das schont die dortigen Wälder, weil die Frauen weniger Feuerholz brauchen. Oder das Geld wird verwendet, um Haushalte mit geringem Einkommen in Tansania eine eigene Solaranlage zu finanzieren. Das spart fossile Brennstoffe.
Bäume pflanzen zur CO2-Kompensation
Der Anbieter Primaklima dagegen unterstützt mit dem Geld Aufforstungen im In- und Ausland, um CO2 langfristig zu binden. Auch die Organisation Treedom pflanzt Bäume in aller Welt, und zwar bereits über eine halbe Million seit der Unternehmensgründung 2010. Die Bäume werden von lokalen Kleinbauern gepflanzt, die mit dem Geld eine Anschubfinanzierung für die Pflege erhalten, solange die Bäume noch keine Früchte tragen. Wer einen Baum über Treedom finanziert, bekommt übrigens regelmäßige Updates und eine Online-Seite, auf der das Wachstum des Baumes verfolgt werden kann. Über den CO2-Rechner von Treedom lässt sich auch der CO-Ausstoß von ganz alltäglichen Aktivitäten berechnen. Bei Treedom kann man seit Neuestem auch ein Abo zur CO2-Kompensation abschließen.
Mangobaum in Kenya – kann bis zu 700kg CO2 aufnehmen (Treedom) Baumschule mit Mangos in Kenya (Treedom) Kleinbauern bekommen eine wichtige Rolle (Treedom)Dürfen wir dank CO2-Kompensation unbegrenzt fliegen?
Wenn man ohnehin fliegt, kann es kann sehr sinnvoll sein, über einen CO2 Ausgleich gute und nachhaltige Projekte zu unterstützen, die ganz konkret die Umwelt und Natur schützen oder Bäume pflanzen. Bei alledem gilt trotzdem: Vermeiden und reduzieren ist immer besser als kompensieren. Denn vollständig „kompensieren“ lässt sich der Klimaschaden einer langen Flugreise nicht. Trotz der CO2-Kompensationszahlungen gelangen immer noch viel zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre. An erster Stelle sollte deshalb auch beim Reisen bewusster, nachhaltiger Konsum stehen.
Wenn sich also das Reiseziel statt mit dem Flugzeug auch mit einem umweltfreundlicheren Verkehrsmittel erreichen lässt, sollte man dieses wählen. Bei der Urlaubsplanung sollte grundsätzlich gelten: Weniger oft weit weg verreisen, und wenn es weit weg geht, dann besser länger dort bleiben. Auch wenn Langstreckenflüge heute im Vergleich zu früher sehr günstig sind, sollten wir wieder in die Haltung kommen, dass Fernreisen etwas Besonderes sind. Übrigens sind Airlines auch sehr unterschiedlich in der Effizienz (siehe die Airline Index von atmosfair), und Zwischenlandungen sind auch in den meisten Fällen mit zusätzlichen Emissionen verbunden. Selbst beim Fliegen geht es also besser und schlechter.
Auch die Wahl der Unterkunft kann einen echten Unterschied machen. Statt in einem luxuriösen 5-Sterne-Hotel ist man in kleinen, authentischen Unterkünften oft viel näher am eigentlichen Leben vor Ort. Es gibt auch viele nachhaltige Hotels, die großen Wert auf einen klimafreundlichen Aufenthalt legen. Beratung dafür bekommt man auch bei ökologischen Reiseanbietern und Reisebüros.
Weitere Reisetipps finden Sie im Lilli Green Special Nachhaltiges Reisen.