Der Notstand

Von Dominik

Hier in unserem Haushalt steht alles Kopf. Nicht weil alle krank sind, nicht weil wir total verschuldet sind, sondern weil die KiTa zu hat. Nicht nur ein paar Tage, gleich eine ganze Woche!

Das klingt jetzt im Auge von so mancher Hausfrau lächerlich, zwei Kinder und das bißchen Haushalt, aber ich bin am Rande der Verzweiflung. Der Tag beginnt, dank der Zeitumstellung, gefühlt eine Stunde eher und dank unseres Großen mit gewohnter Energie. Meine Liebste zieht sich wie immer mit den Worten aus der Affäre:” Ich muss los!”

Übrig bleiben die drei Männer, einer hungrig, einer genervt und einer müde. Die einzelnen Beteiligten nehmen zwischendurch jeder einmal einen der genannten Zustände ein, gerne abwechselnd und spätestens um 9:30 Uhr sind alle genervt.

Da der Kleine bei Bewegung super schläft, ist seine Zufriedenstellung am Einfachsten. Dies lässt sich auch mit der Beschäftigung des Großen kombinieren, vorausgesetzt dieser lässt im Fahrradanhänger die Finger vom Kleinen. Also erstmal los, Ziel kann dank eines Smartphones auch unterwegs gegooglet werden. Wobei man sagen muss, dass schon eine Menge organisiert werden sollte, bevor man das Haus mit zwei Kindern verlässt. Denn es ist nicht wie früher, als man für einen Ausflug nichts weiter braucht als seinen Geldbeutel. Maiswaffeln, Bananenchips, Wasser, Spielzeug, Windeln…. für jede denkbare Situation sollte etwas dabei sein. Nach meinem zweiten Trip durch die Stadt, habe ich so ziemlich alles vorausschauend im Fahrradanhänger untergebracht und verlasse schneller das Haus. Dank einer Jahreskarte für den Zoo, haben wir es wirklich einfach eine sinnvolle Beschäftigung zu finden. Der Spielplatz im Zoo zählt zu meinen absoluten Favoriten: Der Große kann super klettern und ich habe ihn und den Kleinen eigentlich die ganze Zeit im Blick. Auch besticht er durch Sauberkeit, was man von dem einen oder anderen Spielplatz in unserem Bezirk nicht sagen kann.

Auch dachte ich als Teilzeit- Alleinerziehender von zwei Jungs, dass es möglich wäre, soziale Beziehungen mal nicht über facebook zu pflegen sondern von Auge zu Auge. Dabei hatte ich total vergessen, dass alle um mich herum ja arbeiten müssen. Auch erwies sich hinderlich, dass der Kleine zu festgelegten Zeiten zum Stillen gebracht werden musste. Und so blieb es bei nur einer realen Begegnung. Der Rest der Woche war also improvisiert. Zweimal Zoo, eine Radtour zu den besten Spielplätzen des Nordens von Berlin und der krönende Abschluss, ein Ausflug zu IKEA:

Begleitet hat mich hierbei ein guter Freund, der auch schon Erfahrung mit meinen Kindern hat. Wir fuhren zusammen mit unserem Auto. Auf der Hinfahrt dachte ich noch, alles wird gut. Unser Plan war: schnell rein, ab in das Restaurant und erstmal Essen. Der Kleine sollte schön im Tragetuch schlafen und der Große konnte in der Spielecke Energie raus lassen. Dann war geplant alle bestellten Möbelstücke aufzuladen,  zur Kasse zu bringen, bezahlen und heimfahren. Soweit der Plan, doch man weiß ja, dass meine Jungs etwas gegen Pläne haben und gerne mal kreativ und spontan diese umgestalten. So auch diesmal. Es fing damit an, dass der Kleine einfach nicht mehr schlafen wollte, aber auch nicht wach sein wollte. So irgendwie dazwischen, und das kommentierte er mit lautem Schreien. Kein Problem soweit. Mit ein wenig durch die Gänge tragen hatten wir das bewältigt. Der Große hatte durch die Spielecke nur zusätzliche Energie freigesetzt und rannte durch das Möbelhaus. Dadurch verlängerte sich der Aufenthalt ein wenig, da er dabei nicht wie auf dem Boden markiert die Laufrichtung einhielt.

Doch das Beste war der Heimweg: Eigentlich doch alles ganz gut überstanden, hatten zwei erwachsene Männer mit guten Leistungen in Physik und Mathematik die Fliehkräfte doch unterschätzt. Eine gebrochene Heckscheibe, ein vor Hunger schreiender Säugling, ein kletterndes Kleinkind  im Auto und zwei Männer mit Staubsauger und Besen bewaffnete versuchen das Chaos zu beherrschen. Das Überwachungsvideo der Tankstelle des Schauplatzes hätte ich gerne.

Ein gescheiterter Ausflug oder was Männer nicht alles tun, um nicht mehr zu IKEA zu fahren.