Der neue Papst, die katholische Kirche und die Frage der Nächstenliebe

Der neue Papst, die katholische Kirche und die Frage der NächstenliebeDer neue Papst aus Argentinien brachte die Belastung ins Amt, wenn schon nicht eine Diktatur der Mörder und Folterer unterstützt zu haben, so doch auch nicht seine Stimme gegen sie erhoben zu haben. Die Stellung der Kirche mit ihren Gütern und ihrem Vermögen hat immer noch Vorrang vor den Menschen, auch wenn sie noch sie gute Christen sind. Die Zeitung “Público” schildert ein Gespräch mit Maria Isabel Chorobik de Mariani, einer der Gründerinnen der Vereinigung “Großmütter von der Plaza del Mayo” in Buenos Aires. Sie trägt den Spitznamen Chicha. 36 Jahre hat sie ihre Nichte gesucht, die von der Militärregierung ihrer Tochter weggenommen wurde und 36 Jahre hat sie erfahren müssen, dass die katholische Kirche in Argentinien mit Kardinal Bergoglio an der Spitze, jetzt Papst Franziskus, mit Vertuschen und Geheimnistuerei den Diktatoren bei ihrem schmutzigen Geschäft half.
Chicha wurde gefragt: “Welches war die Rolle der Kirche bei der Suche nach den geraubten Kindern?” Und sie antwortete: “Meine Erfahrungen mit der katholischen Kirche sind mehr als leidvoll. Obwohl ich nicht in die Kirche ging, habe ich immer die katholischen Gene der Polen in mir getragen. Aber als diese schreckliche Tragödie des Verschwindens und des Todes so vieler Menschen in Argentinien passierte , da suchte ich wie viele andere auch die Hilfe der Kirche und ich musste die bittere Erfahrung machen, dass ich zurückgewiesen und mir die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Monsignore Montes zum Beispiel, der Hilfsbischof von der Kathedrale von La Plata, empfing mich mit viel Mitgefühl, weil er meinen Sohn und meine Schwiegertochter kannte, die sich bei ihm auf die Hochzeit vorbereitet hatten. Zu dem Zeitpunkt erklärte er mir, ich solle wieder kommen bis dann habe er sicher Nachrichten von meiner Enkelin. Als ich dann wieder zu ihm kam, erklärte er mir ich solle ihn nicht mehr weiter belästigen und solle aufhören nach dem Kind zu suchen, weil es gut aufgehoben sei an dem Ort, an dem es sich befinde, bei Leuten mit viel Macht. Und da ich anfing heftig zu weinen und ihm sagte, er spreche von meiner Enkelin, da stand er auf zeigte auf die Tür und warf mich aus der Kathedrale. Eine ähnliche Erfahrung machte ich mit Monsignore Grasselli von der Kapelle Stella Maris der Marine und mit anderen Bischöfen und Priestern in den 36 Jahren der Suche. Die katholische Kirche taufte die geraubten Kinder oder gab ihnen die Kommunion. Für mich ist klar, dass die katholische Kirche genau wusste, was mit den Kindern passierte, die im Gefängnis geboren wurden. Sie halfen mit beim Vollzug der Ziele der Militärs. Die Wahl Bergoglios zum Papst sagt mir nichts. Es wäre anders gewesen, wenn ich die Geschichte der Kirche in der Diktatur nicht kennen würde. Ich erwarte mir nichts von ihm, weil ich niemals die Rückweisung durch die Kirche bei den vielen Bitten von Müttern und Großmüttern, die verlangten zu wissen, wo ihre Kinder waren, vergessen werde.”
Der neue Papst hat eine Soutane mit Flecken, aber er scheint ein Mensch mit großem Verdrängungspotential zu sein. Bei seiner Osterpredigt Urbi et Orbi verurteilte er das Blutvergießen in Kriegs- und Konfliktgebieten wie Syrien, Mali oder dem Nahen Osten und forderte eine Abkehr von Eigennutz und Gier. Ein Wort, eine Entschuldigung zum Verhalten seiner Kirche gegenüber den brutalen Diktatoren fehlt bis heute. Auch wenn man nicht von Mittäterschaft sprechen will, Feigheit und der Blick auf ihre Privilegien ließ die argentinischen Kirchenoberen gegenüber brutalen Mördern schweigen. Wie ganz anders doch sein großes Beispiel Jesus, von dem er in seiner Predigt zum Palmsonntag sagt: “Jesus nimmt das auf sich... Warum das Kreuz? Weil Jesus das Böse aufnimmt, den Schmutz, die Sünde der Welt – auch unsere Sünde, die Sünden von uns allen - und es wäscht, wäscht mit seinem Blut, mit der Barmherzigkeit, mit der Liebe Gottes.” Alles nur Worthülsen, denn den Mut persönliche Opfer gegen das Böse auf sich zu nehmen haben nur wenige Vertreter seiner Kirche. Der neue Papst hat bisher nicht gezeigt, dass er diesem Anspruch gewachsen ist.
Informationsquelle
"No espero nada de Bergoglio porque jamás podré olvidar el rechazo de la Iglesia a nuestra causa" – Público

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