Ost-Berlin, gestern. Ein Marktstand mit märkischem Was-auch-immer. Wir wollten Erdbeeren. Mir als Wessi ist es völlig egal, wo die herkommen. schmecken müssen sie. Die an diesem Marktstand schmecken. Das hatten wir schon ausprobiert.
Doch gestern hätte ich dem Händler seine Erdbeeren am liebsten zurück gegeben. Leider nimmt er sie nicht zurück. Sein Werbespruch: "So süße Erdbeeren hatte nicht mal Rommel in Afrika". Meine Freundin, sie ist Ossi, sah sich zu der Antwort veranlasst, dass Hitlers Generalfeldmarschall in Afrika ja schließlich auch nichts zu suchen hatte. Replik des netten Nazis vom Wochenmarkt: "Und der Russe hier nicht." Dass "der Russe" in Hitler-Deutschlands Weltkrieg 20 Millionen Tote zu beklagen hatte und Deutschland von den Nazis befreit hatte, kam nicht mehr zu Diskussion. Der jüngere Kollege des Markthändlers trötete in tumber rechtsradikaler Manier: "Erklären Sie mir mal den Unterschied zwischen Kommunisten und Nazis."
Ich sagte nur noch: Vielleicht verstehen Sie das - von uns bekommen Sie ab heute keinen Euro mehr. Dann war Ruhe. Ich diskutiere nicht mit Nazis. Nazis gehören vor Gericht und dann hinter Gitter.
Viele meiner Freunde im Osten sehen das (noch) anders. Sie glauben, weil die NPD nicht verboten sei, müsse man auch mit denen reden und versuchen, sie zu bekehren. Ich glaube nicht an diese Chance. Einzelne Nazis sind harmlos. Erst in der Gruppe werden sie gefährlich. Und dann werden sie Killer. Auch dann, wenn irgendjemand vorher glaubte, sie von besserem überzeugt zu haben.
Das schlimme auf dem Wochenmarkt: Außer uns hat sich niemand über die rechtsradikalen Obst- und Gemüsehändler geärgert. Jedenfalls hat niemand etwas gesagt...