Nein ist so ein besonderes Wort. Es wird ungern gehört und noch weniger gern gesagt. Weil wir den anderen nicht enttäuschen wollen. Um in Beziehung zu bleiben. Und oft verbiegen wir uns selbst dabei. Lieber tun wir uns selbst weh, als die anderen zu enttäuschen. Dabei geht es bei Nein um Abgrenzung – ich will etwas nicht und möchte meine Grenzen auch gewahrt haben. Das ist wie beim Rotwein trinken: Man nimmt einen Schluck, lässt ihn im Mund, damit er die Geschmacksknospen treffen kann und entscheidet dann: Schlucken oder ausspucken. Das ist die erwachsene Haltung.
Aber oft spielt da noch unsere kindliche Erfahrung mit, also aus einer Zeit, als das Nein gefährlich war und wir das essen mussten, was auf den Tisch kommt (vielleicht kennen Sie ja noch die einschlägigen Sprüche dazu aus Ihrer Kindheit).
Erwachsene Menschen dürfen Nein zu etwas sagen, was sie nicht wollen
Und genau darum geht es: Immer wieder zu trennen zwischen dem Teil, der die kindliche Erfahrung gemacht hat und unserem heutigen erwachsenen Ich. Wir wissen heute, was uns gut tut und was nicht. Und sollten dies auch so ausdrücken – ohne Angst vor Repressalien und Bindungsverlust. Wenn Sie also das nächste Mal ins Schwanken kommen, dann bleiben Sie stehen. Spüren Ihre Füße auf dem Boden, atmen tief durch und schauen, wer da genau gerade in Ihnen mit der adäquaten Antwort streitet – der Erwachsene oder die kindliche Erfahrung?
Und entscheiden dann, wie Sie antworten. Sie sind es sich wert!
Für mich ist der Nein-Sager eine der wichtigsten Instanzen in uns erwachsenen Menschen. Und der will gehört und gewertschätzt werden. Weil er derjenige ist, der weiß, was uns gut tut. Alles andere ist meistens ein Ergebnis unserer Erziehung. Also Vergangenheit, die nicht mehr reversibel ist. Denken Sie daran.