Erstens kommt es anders …
Unsere ersten beiden Kinder kamen recht rasch nacheinander: Es trennen sie nur 17 Monate. Dann gab es drei Jahre Pause und Nummer 3 wurde geboren.
Zu diesem Zeitpunkt war für mich die Familienplanung abgeschlossen. Ich hatte immer mein Motto:
„Mit 30 bin ich durch dem Kinderkriegen“
Ich genoss es, mit dem Baby nebst Schwestern auf Spielplätze zu gehen, Stadtbummel zu machen und Parks zu besuchen. Dort frühstückten wir im Sommer gerne in Form eines Picknicks an Sonntagen.
Ich hatte das Gefühl, wir seien komplett. Ja, ich hätte furchtbar gerne einen Sohn gehabt, aber da hatte der liebe Himmel – oder wer auch immer – eben andere Pläne und wer weiß schon, wofür die Dinge gut sind, die einem irgendwie nicht gefallen?
Unser Drei-Mädel-Haus war toll: Sie nannten sich Die Fufels, erfanden eigene Verben wie „verfufeln“ und „verhubeln“ (auch als Kombi möglich: „verhubelfufeln“) und lachten sehr viel miteinander. Sie spielten – als Nummer 3 etwas größer war – zusammen, mochten ähnliche Dinge und waren dauernd beschäftigt.
Eingeschworen. Vollkommen. Herrlich mitzuerleben.
Jahre vergingen
Mit der Zeit war mein mickriger Rest an verbliebenem Kinderwunsch, der manchmal aufploppte, wenn ich ein Baby auf dem Arm hatte, verschwunden.
Ich mochte es, mit dem Kinderkriegen durch zu sein.
Ein Cousin meines Mannes, der einen Stiefsohn sowie ein weibliches Zwillingspaar als Kinder hatte, wurde dann im Jahr 2012 von seiner trauten Gattin mit der Nachricht überrascht, sie würden wieder Eltern. Die Zwillinge waren noch recht klein und das Ganze war eine wirklich anstrengende Lage für die Familie.
Bei einem Gespräch über die Zukunft sagte eben jener Cousin einen Satz, den man oft – auch in zahlenmäßiger Abwandlung – hört:
„Ach, wo drei groß werden, werden auch vier groß.“
Tja und das setzte sich im Kopf meines Mannes fest.
Vom Wunsch zur Wirklichkeit
Er sprach mich auf seinen neuen Kinderwunsch an – etwas leise, da er meine Haltung zur Familienplanung kannte.
Ich empfand in diesem Moment vor allem eines: Sehr viel Liebe.
Nach allem, was wir zusammen erlebt hatten und nach seiner Erkrankung war das doch etwas, mit dem er das Leben bejahen wollte!
Zudem waren die vorausgegangenen Kinderwünsche immer von mir ausgegangen. Und zeitweise hat das zu Konflikten geführt: Ich fühlte mich stets allein verantwortlich für die Kinder. Dies fiel mir erst auf, als mein Therapeut vor Jahren sagte:
„Spannend, dass sie immer sagen: „meine Kinder“. Ist ihnen das überhaupt bewusst? Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie sich allein verantwortlich fühlen.“
Nun wünschte er ein weiteres Kind und da die Umsetzung dieses Wunsches nahezu komplett an mir hängen würde, brauchte ich eine Weile, um darüber nachzudenken. Mein Herz rief Ja!. Allein schon, weil sein Wunsch so eine Liebeserklärung an uns als Familie war. Nachdem ich für meine starken Kinderwünsche zuvor ein schlechtes Gewissen gehabt und mich aus diesem heraus oftmals verausgabt hatte, gab es auch noch diesen Teil von mir, der die Idee großartig fand.
Mein Kopf sagte:
„Bist du vollkommen verrückt? Ein Baby? Erinnerst du dich nicht mehr richtig? Das sind diese kleinen, schreienden Wesen, die dir komplett die Selbstbestimmung nehmen! Sei froh, dass du aus dieser Lebensphase raus bist!“
In der Tat: Ich verdiente mein Geld in Ruhe, während Nummer 3 im Kindergarten war und nicht mit der Uhr vor der Nase während sie als Baby schlief. Ich besuchte meine Freundin (die ein Baby erwartete) zum Frühstück und genoss es, bei diesen Gelegenheiten mal ohne Unterbrechungen ausreden zu dürfen.
Ich war spontan, ging irgendwo frühstücken, genoss es, alleine im Auto ein Ziel in Ruhe zu erreichen, fand ausreichend Zeit für schöne Abende mit meinem Mann und hielt (fast) mein Wunschgewicht. Ich trug gerne Schmuck, schminkte mich und hatte gern schöne Klamotten an. Ich war selbstbestimmt und mit mir im Reinen. Unabhängig. Die Kinder spielten nachmittags zusammen und ich konnte mich auch mal hinsetzen und zeichnen. Oder häkeln oder lesen und Kaffee trinken.
Und dies alles war nicht kompatibel mit „Wickeltasche herumpöngeln, Tragetuch wickeln, Breiflecken, Stillen, nachts geweckt werden, nie alleine das Haus verlassen, Geschrei, Säugling auf dem Schoß balancieren während man pieselt, Greifreflex am Ohrring …“
Der Wunsch war aber in mir. Und er blieb. Ich wehrte mich lediglich eine Weile gegen mein Herz. Dann entschied ich mich für ein viertes Kind.
Einfacher gewünscht als getan
Ich ging zu meiner Gynäkologin und sprach sie auf unseren Kinderwunsch an. Während der folgenden Routineuntersuchung machte es kurz „Zupp“ und dann zeigte sie mir fröhlich grinsend die frisch entfernte Spirale:
„So, dann können sie nun loslegen. Wie ich sie und ihre Fruchtbarkeit kenne, sitzen sie in spätestens 6 Wochen schwanger wieder hier bei mir.“
Ich fühlte mich richtig ungeschützt in diesem Moment und meine ganzen Ängste kamen hoch. Dann jedoch kam sofort die Vorfreude.
Ein Mal ein Baby nicht wider jede Vernunft bekommen, weil gerade kaum Geld da ist oder noch studiert wird. Oder weil man doch schon zwei Kinder hat. Einmal in Ruhe und Liebe ein Kind einladen, zeugen und willkommen heißen!
Und dann war da noch ein mulmiges Gefühl:
„Ich werde nicht in spätesten 6 Wochen hier sitzen. Ich werde viel später hier sitzen. Es wird ein Jahr dauern,“ schoss es mir durch den Kopf. War das Angst oder Intuition? Wer kann die beiden schon perfekt auseinander halten?
Das war im März 2012. Mein Patensohn (jener Sohn des Cousins) wurde geboren und ich freute mich bei seinem Anblick nicht nur für die Eltern, sondern auch auf mein eigenes Baby.
Ich sprach das folgende stumme Gebet:
„Lieber Gott, liebes Universum,
wenn ich nun doch noch einmal schwanger werde, dann finde ich, nach all meinen Bemühungen, drei zauberhafte und vor allem selbstbewusste, frei begleitete Mädchen irgendwann guten Gefühls ins Leben zu entlassen, hätte ich jetzt echt gern einen Jungen, ja?
Ich will Matsch und Autos und Dinosaurier. Ich will noch viel Bagger als bisher und mehr Rennautos. Ich wünsche mir eine kleine, männliche Mama-Klette mit dunklen Locken und braunen Augen. Ich will mit ihm durch den Garten kriechen und im Boden wühlen. Mit ihm Raketen zu imaginären Planeten fliegen und all das, was ich bei den Mädels im Ansatz miterleben durfte. Ich wünsche mir eine Seele in unserer Mitte, die feinfühlig ist und humorvoll. Und ein richtig warmes Herz hat. Bitte. Vielen Dank.
Amen.“
Wir schritten überaus freudig ans Werk.
Ich merkte schnell, dass ich nicht mehr unter 30, sondern eben eher unter 40 war: Es dauerte. Ich kaufte mir sogar irgendwann Ovulationstests. Der Ehemann war genervt davon – er hatte sich das anders vorgestellt. Aber mal eben entscheiden und sofort umsetzen (unsere altbewährte „Ein-Schuss-ein-Treffer-Taktik“ war echt passé…), ging nicht mehr.
Ich testete monatlich und nix.
Dann, im September gab es den lang ersehnten, zweiten und hauchdünnen Streifen auf dem Test. Juchu! Juchu und ein dumpfes Gefühl.
Und kaum hatte ich begriffen, dass ich schwanger war und begonnen, mich zu freuen, bekam ich morgens im Bett periodenartige Bauchschmerzen und verlor den hauchdünnen Hoffnungsschimmer.
Ich fühlte mich alt und traurig und leer. Aber ich dachte mir:
„Aha, da hat eine Seele uns als Eltern entdeckt und es noch nicht gewagt. Mal sehen, ob sie sich einen zweiten Anlauf traut.“
Das tat sie: Im folgenden Monat bereits war der nächste Test positiv und dieses Mal waren es zwei kräftige, knallblaue Streifen. Ich zeigte sie meinem Mann und einer Freundin. Und rief eine weitere Freundin an, um es ihr zu erzählen.
Der Frauenärztinnentermin wurde gemacht und dort dann ein erster Ultraschall.
Das Bild zeigte sie mir. Da war wieder ein dumpfes Gefühl:
„Äh, die Fruchthöhle ist aber komisch. Wieso ist die länglich und nicht rund?“ fragte ich.
„Das muss nichts heißen. Ich habe schon viele längliche Fruchthöhlen wunderbar rund werden sehen. es wäre natürlich besser, wenn sie von Beginn an rund wäre, aber das muss nichts heißen. Herzlichen Glückwunsch. Beim nächsten Besuch bekommen sie den Eintrag in den Mutterpass.“
„Wieso beim nächsten Mal?“ fragte ich mich, „weil sie auch nicht daran glaubt, dass aus diesem seltsamen Regenwurmgebilde etwas wird.“
Ich durchstreifte das Internet: „längliche Fruchthöhle“ gab ich ein. Und erhielt zig verschiedene und gegensätzliche Antworten. Ich blickte fortan beim Duschen panisch auf meine Hand, weil ich dort Blut fand – das aber wohl von der Beinrasur stammte, wie ich dann pochenden Herzens feststellte. Nach jedem Toilettengang schaute ich ängstlich auf’s Toilettenpapier: war da Blut? Nein – alles in Ordnung.
Ich fuhr über’s Wochenende zu guten Freunden, denen ich die Neuigkeit mitteilte. Beide Männer freuten sich sehr mit mir. Ich wurde verwöhnt und verhätschelt, was ich sehr genoss.
Ich hatte immer noch ein dumpfes Gefühl. Ich horchte zu diesem Baby zum ersten Mal wirklich hin. Und ich spürte dort nichts als Angst. Ich fühlte, dass dort eine sehr ängstliche, Seele hockte, im Begriff ein Junge zu werden und nicht wusste, ob sie den Mut für das Leben fände. Ich sprach mit ihr und blieb auch im Gespräch. So wie bei den drei Schwangerschaften zuvor, aus denen unsere Töchter hervorgegangen waren. Ich kannte ihre Lieblingstiere – und farben lange vor den Geburten. Und Charaktereigenschaften. Sogar eine ungewöhnliche blaue Augenfarbe war mir vor der Geburt auf diese Weise bekannt geworden. Ich konnte meiner Kommunikation und Wahrnehmung in dieser Richtung somit vertrauen.
Ich hatte Gefühle von Angst, Konflikt, Zwiespalt wahrgenommen. Und diese steckten mich an. Den Kindern erzählte ich von meinen Wahrnehmungen und wir nannten das werdende Leben „Prinz Panik“.
Zuhause an einem Sonntagmorgen ging ich in das zukünftige Babyzimmer. Ich wollte noch einmal in mich hineinhorchen und das entstehende Leben beruhigen. Im Zimmer hatten wir Playmobil aufgebaut und nutzten es zum gemeinsamen Spielen.
„Siehst du, das hier wird dein Zimmer, mein Kleiner, wir werden es ausräumen und für dich hübsch machen,“ sagte ich und die gefühlte Antwort entsetzte mich:
„Das kann so bleiben. Ich werde es nicht brauchen!“
Dieser Satz, „gesprochen“ in einer aggressiven und kalten Stimme, hängt mir noch heute in den Ohren. Ja, solche seelische oder intuitive Kommunikation mag befremdlich wirken, aber ich hatte sie bereits ab der ersten Schwangerschaft und sie hat sich wirklich stets als sehr stimmig erwiesen. Also vertraute ich ihr und wusste: Prinz Panik wird uns verlassen.
Ich ging die Treppe nach unten, wo der Rest der Familie frühstückte und setzte mich dazu. Stumm und geschockt. Dann setzten auch schon die Schmerzen ein.
Ich legte mich hin, mein Mann versuchte, mich zu beruhigen. Aber ich bestand darauf, am nächsten Morgen zur Ärztin zu fahren.
Nun ja, was dann folgte, kann man hier nachlesen. Wenn man möchte. Dort findet sich der gesamte Artikel zum Thema Fehlgeburt.
Der Nachzügler macht sich auf den Weg
Ich pausierte innerlich, um mich zu erholen. Dann entschieden wir, es weiter zu versuchen.
Eine sehr schöne und leidenschaftliche Nacht war es, die uns den dritten positiven Schwangerschaftstest bescherte. Ich blickte auf die beiden Streifen und spürte sofort:
„Das ist er. Und er bleibt.“
Keine Spur einer panischen Seele oder Unsicherheit. Ich spürte, da war ein kleiner Mann, der sich auf ein Leben in einer liebevollen Familie freute.
Beim Umbau unserer Terrasse schlug ich mit einem Vorschlaghammer die alten Balken der Überdachung kurz und klein. Ich wusste: „Wen das nicht stört, der bleibt.“
Währenddessen hatte ich die Nidationsblutung, aber keine Angst, dass es etwas anderes sein könnte als das. Ich dachte mir, wenn ich den Hammer schwinge und nichts passiert, dann ist meine Angst besiegt. Und so war es auch.
Ich wechselte die Frauenärztin und begann somit ganz von Neuem. Ich musste mir täglich die Spritze niedermolekulares Heparin (wegen der Blutgerinnungsstörung, die als vage medizinische Erklärung für die Fehlgeburten galt) verabreichen und fühlte mich von Woche zu Woche sicherer. Ich schaute immer noch ängstlich auf’s Klopapier. Aber eher aus Gewohnheit.
Als die drei ersten Monate herum waren, beruhigte ich mich noch mehr und wagte langsam, mich richtig zu freuen.
Recht früh sah die Ärztin, dass es wirklich ein Junge werden würde, was sie einige Wochen später unter Beisein der ganzen Familie bestätigte. Ich war überglücklich. Wir alle waren es – fuhren sofort los um Babyklamöttchen zu kaufen. Das war ein schöner Nachmittag, an den ich mich sehr gerne erinnere.
Am 9. Dezember 2013 wurde er dann geboren, der kleine Heißersehnte.
Er hat braune Lochen, braune Augen mit langen Wimpern und lebt das Klischee.
Von Freiheit zur Fremdbestimmung
Wer sich einen Nachzügler wünscht oder ihn als Überraschung vom lieben Gott, der lieben Göttin, dem Universum oder woher auch immer erhält, der muss sich eines bewusst machen: Es ist erst einmal so ziemlich Schluss mit lustig.
Und das tut weh.
Denn während man bereits ein Mal oder zwei Mal (oder drei Mal …) mit aller Hingabe durch eine Baby- und Kleinkindphase ging, ist das Fass der „Hingabe“ an die Lebenssituation eher dem neuen Fass „Endlich Freiheit nach der Fremdbestimmung“ gewichen. Und an diesem Teil hängt man mehr, als man denkt.
Und nicht einmal die Dankbarkeit nach der Fehlgeburt (beziehungsweise den beiden) reichte für mich aus, um pausenlos glücklich zu sein. Ich konnte mich daran erinnern und war auch dankbar. Aber auch müde, hier im haus wie eingesperrt und sehr angestrengt.
Denn der Braungelockte war ein High-Need-Baby.
Und ich war bald auch highly needy, ehrlich.
Man ist einfach nicht mehr Mitte Zwanzig.
Sondern eben eher Ende Dreißig. Der Körper ist nicht mehr so fit, die Nerven von den Geschwisterkindern schon angekratzt oder lädiert. Man hat vieles durch und ist entspannt, ja. Zugleich ist man älter und daher sorgenbetonter.
Vorbei das Kaffeetrinken am Morgen mit Freundinnen. Stattdessen ein weinendes Baby im Tragetuch durch das Haus schleppen. Oder im Wagen herumschieben.
Es war so krass anders als mein leben zuvor. fast so, als wäre ich zum ersten mal Mutter geworden. Nur, dass ich noch drei Kinder zusätzlich zu versorgen hatte. Eben krass.
Natürlich gilt das nicht, wenn man weniger Kinder hat.
Da gilt das dann eben weniger.
Aber das Ende der Freiheiten – das ist gleich. Man rennt wieder mit durchweichten Stilleinlagen herum, ließ sich zuvor mal wieder von tausend latexbehandschuhten Händen betatschten und tief befühlen. Man war wieder ein „leerer Walfisch“ nach der Geburt. Und sorgt sich neuerdings um Inkontinenz (in meinem Fall Gott sei dank umsonst, aber das gibt es bekanntlich auch anders.) Man wiegt wieder zu viel, kommt komplett in seinem Leben zu kurz. Und hat Kinder in anderen Altersstufen, die komplett andere Bedürfnisse haben als Babies oder Kleinkinder. Alle muss man auf dem Sender haben, jeden da abholen, wo er steht. Das kann bedeuten: Die Älteste klagt über Menstruationsbeschwerden oder Schulstress und der Jüngste hat zeitgleich Blähungen.
Aber:
Geliebt ohne Ende
Der Nachzügler als solches ist unglaublich geliebt und erwünscht. Er ist noch einmal das Jungsein pur. Man erlebt vieles zwar zum x-ten Mal, aber irgendwie auch wieder neu.
Der Nachzügler ist ein letzter Liebesgruß an das junge, fruchtbare Leben. Während meine ältesten Töchter mich, rein biologisch, bereits zur Oma machen könnten, braucht mein Jüngster noch Windeln. Das zeigt mir die Bandbreite der ganzen Entwicklung sowie des Foranschreitens des Lebens.
Der Jüngste wird von allen geliebt und geduckelt. Und: Man hat viele helfende Hände!
Wir können abends auswärts im Städtchen etwas essen gehen und die Großen babysitten derweil. Unglaublich! Ich kann auch mal schnell zum Supermarkt, während die Schwestern mit dem Kleinen spielen, denn das können sie gut. Sie haben gelernt, sich verantwortlich zu fühlen und sind selbstbewusst darin, ihn zu versorgen. Sie wickeln, sie fütterten und sie gaben Flaschen. Sie brachten ihn davor zum Stillen bei mir vorbei und erkannten genau, was sein Weinen bedeutete. Nummer 2 wollte sogar an den Wochenenden zusammen mit ihm in unserem Elternzimmer schlafen und hat uns auf das Sofa ausquartiert. Hier gab sie ihm die Nachtflasche und liebte es. Er erzählt heute noch davon. Und sie auch.
Alles auf Anfang
Kleine Nachzügler nehmen viel, aber man erhält auch so viel Schönes durch sie!
Man ist älter und ruhiger, man ist achtsamer. Und genussfähiger. Als junge und oft verunsicherte Mutter übersah ich oft kleine Momente oder nahm mir nicht genug Zeit. Nun ist das anders. Und ich genieße es. Der Nachzügler natürlich auch. Wir nehmen uns Zeit für die Schnecken auf den Wegen, für eine glitzernde Perle, die jemand verloren hat oder für eine Taube, die uns gierig auf das Brötchen starrt.
Wir sind auch wirklich viel, viel erschöpfter als je zuvor. Weil das Leben mit Kleinkind plus Teenies und Grundschulkind einfach heftig anstrengend ist.
Manchmal sagt der Ehemann:
„Puh, ist das anstrengend. wenn wir das gewusst hätten, dann …“
ergänze ich ihn in unserem Sinne:
„… würden wir es trotzdem genau so machen.“
❤
P.S.: Besagter Cousin erfuhr neulich zum ersten Mal davon, dass er die Inspirationsquelle des jüngsten Fortpflanzungswunsches war. Entgeistert blickte er mich an, schaute dann zu seinen lärmenden Kindern und sagte lakonisch:
„Oh Mann, das habe ich doch nur gesagt, um mir selber Mut zu machen. Wie man das eben so sagt, wenn man verzweifelt ist.“
😀