Deutschland 1921
Mit Lil Dagover, Bernhard Goetzke, Walter Janssen, Rudolf Klein-Rogge, Max Adalbert u.a.
Drehbuch: Fritz Lang und Thea von Harbou
Regie: Fritz Lang
Genres: Drama, Fantasy
Dauer: 98 min
Farbe: Schwarzweiss / Farbig viragiert
Inhalt / Hintergrund:
Irgendwo, irgandwann: Ein junges Paar (Lil Dagover und Walter Janssen) reist mit der Kutsche heim ins Staädtchen. Unterwegs steigt inkognito der Tod (Bernhard Goetzke) ein. Er wohnt im selben Ort, wo er neben dem Friedhof sein Reich hinter einer riesigen Mauer errichtet hat. Noch am selben Abend holt er den jungen Mann zu sich.
Dessen Verlobte dringt ins Totenreich hinter der Mauer ein und trifft dort auf einen seiner Arbeit müde und überdrüssig gewordenen Tod. Er gibt der Braut drei Chancen, das Leben ihres Geliebten zurückzugewinnen: Wenn sie verhindern kann, dass einer der drei Männer, deren Lebenslichter im Totenreich bereits am erlöschen sind, sterben, dann darf sie ihren Bräutigam wieder mitnehmen.
Darauf folgen drei „Ausflüge“ in fremde Länder und vergangene Zeiten: Die drei zu rettenden Männer leben in Arabien, Venedig und China.
Mein Senf:
Der müde Tod ist vieles in einem: Sage, Märchen, Abenteuerfilm, exotischer Bilderreigen, Liebesgeschichte – trotz der Vielfalt ist er aus einem Guss. Fritz Lang schafft es ohne sicht- und spürbare Anstrengung, all die unterschiedlichen Stil-Elemente unter einen Hut zu kriegen. Die verbindenden Elemente sind einerseits die märchenhaft-poetische Entrücktheit, die auch heute noch einen ganz eigenen Zauber ausstrahlt und die Zusehenden gefangen nimmt – und die Thematik des Todes, die in allen Episoden des Film zentral ist (das grosse Sterben des drei Jahre zuvor beendeten ersten Weltkrieges war in den Köpfen noch sehr präsent).
Die Tricktechnik wirkt aus heutiger Sicht zwar primitiv, doch die aufwändigen, märchenhaften Bauten z. Bsp. der China-Episode verleihen dem Film einen ganz eigenen visuellen Reiz – Lang engagierte dafür die beiden damals bekanntesten Bühnenarchitekten Hermann Warm und Walter Röhrig, die ein Jahr zuvor mit ihren Bauten zu Robert Wienes expressionistischem Film Das Kabinett des Dr. Caligari Furore machten.
Obwohl Lang’s Stil hier erst am Anfang seiner Entwicklung steht, gibt es immer wieder „Vorahnungen“ auf spätere Meisterwerke wie etwa Metropolis.
Die einzelnen Episoden und deren Charaktere sind zwar sehr skizzenhaft gestaltet, trotzdem ist man sofort „drin“ und gepackt von Geschehen und Figuren. Das ist ein deutliches Zeichen für die erzählerische Meisterschaft Langs und seiner damaligen Partnerin Thea von Harbou, die wesentlich am Drehbuch mitgearbeitet hatte. Der müde Tod ragt damit deutlich aus der damaligen Filmproduktion der Weimarer Republik heraus und war ein Meilenstein in Fritz Lang’s Karriere. Douglas Fairbanks erwarb die Rechte am Film, um ihn in Amerika bekannt zu machen. Zudem gehört er zu Alfred Hitchcocks Lieblingsfilmen und soll Luis Buñuels Interesse am Medium Film geweckt haben.
Veröffentlichung / Verfügbarkeit:
Der müde Tod ist hierzulande in restaurierter und viragierter Fassung auf DVD mit der neu für den Film komponierten Musik von Cornelius Schwehr erschienen. Die Blu-ray ist in England erschienen. Im Stream ist Der müde Tod bei uns nirgends zu finden.
Das Drehbuch: 9 / 10
Die Regie: 8 / 10
Die Schauspieler: 7 / 10
Gesamtnote: 8 / 10
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Der Trailer: