Der Moosmann aus dem Vogtland

Von Freisign

Er ist klein, aber sein Herz ist groß. Als seine Heimat gilt die deutsche Region Vogtland, in der traditionsbewusste Menschen seine Legende weiter wachgehalten. Er wird in enge Verbindung mit dem Weihnachtsfest gebracht und verspricht Hoffnung. Sein Name: Moosmann.

In anderen Teilen Deutschlands ist die Sage vom Moosmann relativ unbekannt. Da es dem Weihnachtsfest nicht gerade an Symbolen mangelt, ist es verständlich, dass ein Großteil der Bevölkerung des Landes oder anderer Länder nie das Bedürfnis verspürte, sich die Figur eines Moosmannes, auch Moosmännel genannt, oder das weibliche Pendant ins Haus zu stellen. Beachtung verdienen solche alten, lokalen Bräuche, die nur allzu schnell in Vergessenheit geraten können, aber ohne jeden Zweifel.

Der Moosmann und seine Frau, beide nur drei Fuß hoch, hausten im Wald unter Stöcken und in Höhlen, ernährten sich von Wurzeln und Früchten und kleideten sich mit Moos und Tannenzweigen. Obwohl dies ein einfaches, fast kümmerliches Leben war, das ihnen durch ihren Feind, den Wilden Jäger, erschwert wurde, halfen die Moosleute gerne armen Menschen und belohnten diese für gute Taten mit Laub, das sich in Gold verwandelte. In der Weihnachtszeit flohen die Moosleute in die Häuser der Menschen und blieben dort 12 Nächte lang, die so genannten "Unternächte" um den Jahreswechsel.

Eines Tages verliebte sich ein junger, armer Bursche unglücklich in die Nachbarstochter und suchte Ablenkung im Wald. Plötzlich sprang eine kleine Gestalt vor ihm auf den Weg und bat ihn, drei Kreuze in einen Baum zu schlagen. Der Bursche erfüllte diesen Wunsch. Als wenig später der Wilde Jäger mit seiner Meute auftauchte, schützten die drei Kreuze den Burschen und das kleine Wesen, das der Bursche nun als Moosweibchen erkannte. Zum Dank schenkte die Moosfrau dem Burschen einen Zweig, den sich dieser an seinen Hut steckte. Als der Bursche daheim seinen Hut vom Kopf nahm, stellte er fest, dass sich der Zweig in Gold verwandelt hatte. Nun hatte er genug Geld, um das Nachbarsmädchen zu heiraten und ihr ein gutes Leben zu bieten.

Zu einer anderen Zeit bat der Moosmann einen Mönch um Hilfe, da die Moosfrau im Sterben lag und einen letzten Segen wünschte. Dafür versprach der Moosmann dem Mönch einen Sack voller Laub, das sich in Gold verwandeln würde. Der Mönch lehnte jedoch ab und verweigerte den letzten Segen. Der Moosmann sprach: "Hart wie ein Stein ist dein Herz, Mönch, so sollst du ganz zu Stein werden und bis in alle Ewigkeit hier an der Stelle stehen bleiben. Allen zur Mahnung, die ebenso hartherzig zu anderen Menschen sind." Der Mönch wurde zu Stein.

Der Moosmann und das Weihnachtsfest

Im Vogtland verbreitete sich der Brauch, zu Weihnachten Moosmänner aus Holz und Moos zu basteln. Der erste Nachweis für die Existenz dieser Figuren stammt aus dem Jahr 1840. Aus dem Jahr 1867 gibt es Belege, dass arme Kinder in Reichenbach Moosmänner bastelten und verkauften. Äußerlich erinnerten die Moosmänner zu jener Zeit an Soldaten, die sowohl Weihnachtslichter als auch Waffen trugen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts orientierten sich die Moosmänner optisch stärker an Förster und bekamen Spazierstöcke, Körbe oder Zweige sowie z.B. auch Glocken oder - in Anlehnung an die Räuchermännchen aus dem Erzgebirge - Pfeifen in die Hand. Charakteristisch für den Moosmann und seine Frau, die als Figur nie in gleichem Maße gefragt war, sind bis heute das Moos und ganz allgemein die Farbe Grün.

Die Bedeutung des Moosmannes

Bei dem Moosmann handelt es sich um eine sehr naturverbundene Weihnachtsfigur, die in vielerlei Hinsicht dem Bild des bodenständigen Waldarbeiters entspricht, der zwar nicht viel Geld besitzt, aber sich ehrlich, hilfsbereit und fleißig zeigt. Das Moos ist ein Symbol für Ruhe und Schutz. Im Winter schlafen viele Lebewesen unter dem Moos oder fressen es, um zu überleben. Der Moosmann lässt sich als ein Hoffnungsträger betrachten, der nach einem harten Winter einen schönen und erfolgreichen Frühling verspricht.

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Bildnachweis

    Moosmann mit Glocke und Wanderstab, Foto von snejb via Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)