Wie verzweifelt war ich noch vor wenigen Wochen! Ich dachte wir schaffen das nie mit der Kita und war in Gedanken schon beim Beantragen eines Wechsels der Betreuungsstätte. Ich dachte der Mini würde sich einfach nicht eingewöhnen lassen und mutierte zur nervenden Helikopter-Mom welche die Erzieher alles dreimal fragte. Ich war ja schon so verrückt, dass ich von mir aus selbst die Kita nicht mehr verlassen wollte weil ich vor herzerweichenden Blicken meines Sohnes nicht mehr klar denken konnte.
Ich habe ihn so noch nie erlebt. Total traurig und in sich gekehrt lies er die anfänglich paar Stunden in der Einrichtung über sich ergehen. Ich war mir sicher, dass er sich einfach nur ergeben hatte und sich eigentlich überhaupt nicht wohl fühlte. An der Arbeit zerfrass mich ein Gefühl von schlechtem Gewissen und Selbstzweifeln. Ich konnte nur noch an mein Kind denken und an das was ich ihm gerade antut. Ja man dreht als Mutter, aber auch als Vater, etwas durch sobald man merkt dass es eben doch nicht so leicht geht wie man es sich vorgestellt hatte.
Der Mini hatte gewechselt von einer Tagesmutter auf einen Betreuungsplatz in einer großen Kita. Das das nicht einfach werden würde, hatte man uns vorher schon erzählt. Auch wurde uns eine längere Eingewöhnungszeit angeraten. Wir hatten diese Ratschläge nicht groß beachtet, wissen wir doch immerhin besser wie unser Sohn tickt!
Ja und dann kam doch alles anders als wir dachten und wir waren erstmal von dem Verhalten des Minis überwältigt und überfordert. Die ersten zwei Wochen brachten uns dann schließlich fast zum Verzweifeln und wir führten uns immer verrückter auf. Man denkt dann plötzlich man hätte das wirklich einzigste Kind auf dem Planeten welches sich so schwer tut. Ich möchte ehrlich gesagt nicht wissen was die Erzieher wohl von solch verrückten Eltern halten oder ob sich alle so aufführen. Ich glaube der Beruf des Kindergärtners kann schon recht lustig sein sobald man sich Jahr für Jahr mit neuen Zombie-Eltern rumplagen muss…
Mittlerweile sind wir in Woche 5 des Kita-Alltags und der Mini geht nun schließlich voll-tags zur Betreuung. Es kam wie es kommen musste. Der Mini hat von einen Tag auf den anderen plötzlich seinen Gesichtsausdruck und seine Einstellung geändert und war nicht wieder zu erkennen. Unerwartet freute er sich plötzlich dort hin gehen zu können und sagte ganz freiwillig auf Wiedersehen zu uns. Das er sich dann dazu am Nachmittag nicht mehr abholen lassen will und am liebsten dort bleiben würde, setzt dem ganzen noch die Krone auf. Zurückgelassen wurden wir als wild gewordene Eltern die immer noch den verzweifelten Blick haben, wenn sie früh morgens die Kita mit dem Mini erreichen. Wir geben ihm noch immer mit einem mulmigen Gefühl ab und er spaziert in den Gruppenraum als hätte er nie etwas anderes getan. Es ist fast so als hätte sich der kleine Mann mit uns einen Scherz erlaubt…
Ich glaube die meisten Eltern können nachvollziehen was ich mit diesem Text sagen will. Es ist nicht leicht sein Kind tief traurig zu erleben und nichts ändern zu können. Man möchte sein Kind stets glücklich und zufrieden erleben und man möchte vor allem nie etwas tun was dem Kind nicht gut tut. Trotzdem gibt es so Abschnitte und Momente im Leben eines Kindes an dem man keine andere Wahl hat als mal eben kurz das schmerzhafte Pflaster abzureißen. Dazu kommt die Angst, dass man das eigene Kind enttäuscht und es im Stich lässt. Man möchte das einfach nicht. Man möchte das Kind nicht zu etwas zwingen was offenbar so gar nicht leicht für ihn ist. Vor allem aber möchte man nicht, dass das Kind enttäuscht von der eigenen Mutter oder dem eigenen Vater ist und sein Vertrauen verliert. Das Vertrauensverhältnis zwischen Kind und Eltern wird in solch einer Phase auf die Probe gestellt. Natürlich möchte man nur das beste und man weiß ja auch, dass es einfach sein muss und nur zu seinem besten ist. Es ist trotz allem nicht leicht. Es ist in etwa so wie bei einem Termin zum Impfen würde ich sagen. Man weiß das es sein muss und nur zu seinem besten ist und trotzdem wird das Kind von einem Arzt festgehalten und als Mutter kann man nichts weiteres tun als Zusehen und hoffen, dass der kleine Zwerg es einem verzeihen wird.
So in etwa habe ich es auch mit der Kita-Eingewöhnung empfunden. Ab Woche drei haben wir ihn früh morgens abgegeben, schnell und herzlich auf Wiedersehen gesagt und uns dann von ihm losgerissen. Die Erzieherin beruhigte ihn zwar immer wieder schnell und doch geht man den Flur mit Tränen in den Augen entlang und hofft das Vertrauen nicht zerstört zu haben. Man geht durch die Eingangstür zurück zum Auto und wirft nochmal einen traurigen Blick in die Richtung der Eingangstür. Die folgenden Stunden an der Arbeit ziehen sich wie Kaugummi und man freut sich wirklich wahnsinnig auf den Feierabend um das Kind endlich wieder abholen zu können und ihm beweisen zu können, dass alles in Ordnung ist und es keine Angst haben muss…
Ich bin nun um eine ernste und mütterliche Erfahrung reicher und weiß jetzt etwas mehr was auf einen zukommt sobald man Kinder hat. Es ist nicht leicht und eine erste Abnabelung vom Kind ist erst recht nicht leicht. Es kommt schließlich doch der Tag an dem die Anspannung von einem Abfällt. Für mich war es nicht der Tag ab dem der mini ganz fröhlich in die Kita spaziert ist, für mich war es ein Moment am Abend. Der Mini und ich liegen in seinem viel zu kleinem Bett und erzählen vom Tag. Er hatte einen entspannten und fröhlichen Gesichtsausdruck, erzählte mir was er alles so den ganzen Tag gemacht hat. Schließlich sagte er zu mir es sei schön sei in der Kita und das Mama und Papa ja immmmmerrr wieeeeder kommen… In diesem Moment wusste ich das wir über den Berg sind und das unser Vertrauen zueinander keinen Schaden genommen hat.
Auch wenn es am Anfang den Anschein macht man schafft das alles nicht, man schafft es doch! Es geht mal schneller und eben auch mal etwas langsamer oder vielleicht auch seltsamer zu, aber ich glaube bis jetzt haben es doch fast alle Eltern geschafft sich in die Kita eingewöhnen zu lassen…