Der Messias aus Vermont

Ein liebenswürdiger alter Herr mit schlohweißem Haar und freundlichen blauen Augen, so präsentiert sich Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders seiner Nation – und hat Erfolg. Doch welche Ziele verfolgt er wirklich?

Bild: Bernie Sanders - Caricature / DonkeyHotey / flickr / CC BY 2.0

Bild: Bernie Sanders – Caricature / DonkeyHotey / flickr / CC BY 2.0

Kommentar – Bei Obama waren sich alle sicher, dass nun ein vernünftiger und humaner Präsident das politische Parkett betreten und die Kriegswut des US- Establishments ausbremsen würde. Seither hat sich vieles verschlimmert, manches auch verschlimmbessert. Waren bei Obamas Antrittsrede 2008 in Berlin noch mehr als 80.000 jubelnde Berliner seiner J.F. Kennedy- Nummer erlegen, so war es 2013 nur noch eine kleine, handverlesene Schar von Jubelpersern, die den ‘Friedensfürsten’ hinter dickem Panzerglas eifrig beklatschten. Heute wissen die meisten aufgeklärten Menschen, dass Obama uns damals vertölpelt hatte.

Heute erleben wir mit dem Clinton- Herausforderer Bernie Sanders ein ähnliches Phänomen, wie seinerzeit bei Obamas Run auf den Präsidentensessel. Sanders gewinnt eine Vorwahl nach der anderen, und zwar haushoch. Zuletzt in den Bundesstaaten Alaska, Hawaii und Washington. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Portland war sogar ein kleiner Grünfink so freundlich, die große Hoffnung aus Vermont zu supporten, indem er sich zutraulich auf sein Rednerpult setzte und ihm so die Show stahl. Dankbar nahm Sander den Steilpass auf und garantierte sich Lacher und frenetische Jubelschreie: „Ich sehe, dass dies keine Taube ist“, so Sanders und weiter: „Aber dieser kleine Vogel steht für den Weltfrieden.“ Versehen mit einer solch messianischen Note kann man in Amerika eine Menge stemmen.

Kurzum, wir wissen es nicht, ob Sanders Show echt ist, oder nicht. Ob er einer Geheimgesellschaft angehört, ob er ein neues, sorgfältig inszeniertes U- Boot ist, wie seinerzeit Obama. Er wirkt zweifellos sympathisch und selbst wenn er nur einen Bruchteil von dem einhielte, was er gerade den Menschen verspricht, wäre die Welt ein kleines Stück schöner mit einem Mann wie ihm an der Spitze des größten Aggressors, den die Menschheit je gesehen hat.

Andererseits lassen Aggressoren sich nicht von Friedenstauben beeindrucken. Wenn Sanders tatsächlich vorhätte, dem Establishment die Stirne zu bieten, Amerikas Soldaten heimzuholen, dadurch die Umsätze der Rüstungsindustrie zu schmälern und die Einkreisungspolitik um Russland und China der letzten Jahrzehnte zu beenden, dann müsste er schon eine Menge Glück haben, um das Ende seiner ersten Amtszeit zu erleben. Würde er sich zudem noch mit der Wall Street anlegen, wäre seine Laufzeit vermutlich noch vor Weihnachten zu Ende. So wie auch alle anderen Präsidenten vor ihm, die aus dem Ruder gelaufen sind und von der CIA ermordet wurden, würde es ihm bestimmt nicht anders gehen.



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