“Der Mensch ist nun mal ein Alles- und kein Pflanzenfresser!”

Von Cordula

…Und allein deshalb sind wir darauf angelegt auch tierische Lebensmittel zu konsumieren. Manche sind sogar der Ansicht, dass wir uns nicht nur nicht vegan, sondern nicht mal vegetarisch ernähren sollten. Denn Fleisch beinhaltet viele wichtige Nährstoffe, die Pflanzen nicht haben. Oder? (Dazu weiter unten etwas mehr)

Ich habe jetzt schon öfter als Erklärung warum der Mensch sich nicht vegan ernähren sollte gehört, dass wir ja anatomisch Omnivore, also Allesesser sind. Insofern läge es ja auf der Hand, dass wir keine Pflanzenfresser sind, sondern dazu konzipiert wurden auch Tierprodukte zu konsumieren.

Charles Darwin, dessen  Evolutionstheorie ihm endgültig zu Anerkennung verholfen hatte, sagte, dass der Mensch ein Frugivore, also ein Fruchtfresser, ist.
Darwin wollte bewiesen haben, dass der Mensch am Ende einer Entwicklung stehe, die sich aus den niedrigsten Organismen über die Menschenaffen vollzogen habe. Diese Evolutionstheorie erkläre das Phänomen der physiologischen und anatomischen Verwandtschaft zwischen Menschenaffen und Menschen, woraus der Analogieschluss gezogen wurde: da jene frugivor seien, könne auch der Mensch nicht carnivor oder omnivor sein.

In seinem Buch “The Origin of Man” schrieb Darwin: “Obwohl wir nichts mit Sicherheit über die Zeit und den Ort wissen, in der und an dem der Mensch die dicken Haare abwarf, die er getragen hat, könnten wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass er in einem warmen Land gelebt haben muss, wo die Voraussetzungen für ein Leben von Früchten günstig waren, das der Mensch seiner Analogie nach geführt haben muss.”

Ist der Mensch jetzt also nicht mal ein Allesesser, wie von der großen Mehrheit unserer Bevölkerung immer angenommen?
Eines ist jedenfalls klar: Ein Carnivore, also ein Fleischfresser, sind wir nicht. Der Löwe, die Hyäne und unsere Hauskatze (ja, es gibt Menschen, die sich mit einer Hauskatze vergleichen) haben mit uns anatomisch nichts gemein. Wir haben auch nicht das Bedüfnis, wie für Carnivore typisch, wenn wir ein Tier sehen, loszupreschen und unsere “Reißzähne” in dessen Nacken zu vergraben, um es dann an Ort und Stelle in seine Einzelteile zu zerlegen.

Lust eines dieser Tierchen zu zerfleischen? Falls nein, dann sind Sie kein Carnivore!

Was spricht jetzt eigentlich dafür, dass wir ein Frugivore sind?
Im Grunde genommen unsere gesamte Anatomie.
Wir haben abgeflachte Backenzähne zum Zermahlen der Nahrung, unser Speichel ist alkalischer für den Abbau von Stärke und unser Kiefer ist seitlich bewegbar zum Zermahlen von Nahrung. Desweiteren können wir beispielsweise Vitamin C nicht selbst herstellen, wie es der typische Fleischesser kann, sondern sind auf die Zufuhr dessen durch Nahrung angewiesen. Und noch etwas mehr.
Nichts desto trotz sind wir in der Lage uns auf verschiedene Arten und Weisen zu ernähren. Egal ob fleischreich, fleischarm oder eben vegan. Insofern ist unsere Anatomie eine ziemlich faszinierende Sache.

Aber Fleisch hat uns intelligent gemacht und ohne das wären wir heute nicht da wo wir jetzt sind, oder?
Ich möchte diese Frage hier mal kurz anschneiden, darauf aber nicht besonders eingehen. Denn allgemein lässt sich sagen, dass wir irgendwann angefangen haben Fleisch zu essen. Genauso wie wir irgendwann das Feuer entdeckt und Waffen gebaut haben. Doch ob der Konsum von Fleisch wirklich entscheidend für unser Hirnwachstum wie unsere evolutionäre Entwicklung verantwortlich war, ist nach wie vor nicht eindeutig belegt. Es gibt sogar Berichterstattungen, in denen es heißt unsere Vorfahren hätten weit mehr Ballaststoffe gegessen als es der Durchschnittsveganer von heute tut.So soll die Ernährungsweise unserer Vorfahren sogar noch pflanzenreicher gewesen sein. Zudem war die Jagd ein anstrengendes Unterfangen. Besonders die Jagd größerer Tiere. So sollen unsere Vorfahren auch nicht so viel Fleisch gegessen haben, wie wir zum Beispiel heute.
Doch selbst wenn der Konsum von Fleisch für unsere evolutionäre Entwicklung eine entscheidende Rolle gespielt hätte: Für das Heute ist das irrelevant.

Denn die Frage, die hier viel entscheidender ist, ist ob wir denn heute noch auf Fleisch angewiesen sind?
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Nein. Denn Fleisch beinhaltet keinen Nährstoff, den wir nicht auch über andere Nahrungsquellen zu uns nehmen könnten.
Wer also heute noch denkt der Mensch bräuchte Fleisch, oder man müsse als Mensch Fleisch essen, der irrt sich. Denn die Wissenschaft sagt hierzu mittlerweile eindeutig etwas anderes.

Welche Nährstoffe sind in Fleisch enthalten und wie können diese ersetzt werden?
Hier mal die wichtigsten in einer kurzen Übersicht:

  • Protein: jede Pflanze, egal ob Obst oder Gemüse, beinhaltet Protein.  Besonders proteinhaltig sind u.a. Soja, Seitan, Hülsenfrüchte, Getreide, Bohnen, Nüsse, Brokkoli, Quinoa uvm.
  • Vitamin B12: Nur tierische Produkte beinhalten das wichtige Vitamin, das mitunter für unsere Zellerneuerung verantwortlich ist. Eine pflanzliche Quelle wäre hierbei jedoch die Chlorella-Alge. Sicherer und meiner Ansicht nach auch gesünder (gerade in Hinblick auf Lebensmittelskandale, den Einsatz von Antibiotika und Pestiziden wie Glyphosat, welches in rauen Mengen auf Soja-Monokulturen mit Gensoja gesprüht werden und was als krebserregend klassifiziert wurde, was die hiesigen Nutztiere aber gerne mal als Kraftfutter serviert bekommen. Uvm.) ist es Vitamin B12 über ein Supplement zu sich zu nehmen. Mehr dazu auch hier. Ansonsten beinhalten auch Milch und Eier Vitamin B12.
  • Eisen: Fleisch ist vorwiegend bekannt für seinen hohen Eisengehalt. Doch auch für Pflanzenfresser gibt es da geeignete Alternativen. So z.B. Haferflocken, Spinat, getrocknete Aprikosen, Quinoa, Linsen, Kürbiskerne usw.
    Am besten fährt man in Sachen Eisenversorgung auch, wenn man jeden Tag grünes Gemüse konsumiert. Vitamin C ist hierbei besonders förderlich. Doch das ist bei rein pflanzlicher Ernährung so gut wie kein Problem (Zumindest konsumiere ich heute gut 4 bis 5 Mal mehr Vit C als früher als Omni).
  • Vitamin D: Kann unser Körper selbst herstellen. So über das Sonnenlicht. Pflanzliche Quellen, die Vitamin D enthalten, sind Avocados wie Champignons.

Untermauert wird das zum Beispiel auch durch die allgemeinen Ernährungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
So heißt es dort:
A healthy diet contains:

  • Fruits, vegetables, legumes (e.g. lentils, beans), nuts and whole grains (e.g. unprocessed maize, millet, oats, wheat, brown rice).
  • At least 400 g (5 portions) of fruits and vegetables a day (2). Potatoes, sweet potatoes, cassava and other starchy roots are not classified as fruits or vegetables.
  • Less than 10% of total energy intake from free sugars (2, 5) which is equivalent to 50 g (or around 12 level teaspoons) for a person of healthy body weight consuming approximately 2000 calories per day, but ideally less than 5% of total energy intake for additional health benefits (5). Most free sugars are added to foods or drinks by the manufacturer, cook or consumer, and can also be found in sugars naturally present in honey, syrups, fruit juices and fruit juice concentrates.
  • Less than 30% of total energy intake from fats (1, 2, 3). Unsaturated fats (e.g. found in fish, avocado, nuts, sunflower, canola and olive oils) are preferable to saturated fats (e.g. found in fatty meat, butter, palm and coconut oil, cream, cheese, ghee and lard) (3). Industrial trans fats (found in processed food, fast food, snack food, fried food, frozen pizza, pies, cookies, margarines and spreads) are not part of a healthy diet.
  • Less than 5 g of salt (equivalent to approximately 1 teaspoon) per day (6) and use iodized salt.”

Zu deutsch:
“Eine gesunde Ernährung beinhaltet:

  • Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, Bohnen), Nüsse und Vollkorn (z.B. unverarbeiteter Mais, Hirse, Haferflocken, Weizen, brauner Reis)
  • Mindestens 400 g (5 Portionen) Obst und Gemüse am Tag.
  • Weniger als 10 % der täglichen Gesamtenergie sollte von Zucker kommen, was equivalent zu 50g für eine Person mit gesundem Körpergewicht ist, welche durchschnittlich 2000 Kalorien pro Tag ist, aber idealerweise weniger als 5% der Gesamtenergie um die Gesundheit positiv zu beeinflussen.
  • Weniger als 30% der Gesamtenergie sollte von Fetten kommen. Ungesättigte Fette (z.B. in Fisch, Avocado, Nüssen, Sonnenblumen und Olivenöl) sind gesättigten Fetten (z.B. in fettigem Fleisch, Butter, Palm- und Kokosnussöl, Käse, Butterfett und Schmalz) und Transfetten (in verarbeiteten Lebensmitteln, Fast Food, Snacks, frittiertem Essen, Tiefkühlpizza, Cookies, Margarine und Schmalz zu bevorzugen. Denn diese sind nicht Teil einer gesunden Ernährung.
  • Weniger als 5 g Salz (gleichwertend zu ca. einem Teelöffel am Tag. Und es sollte jodiertes Salz verwendet werden.


Es lässt sich ingesamt also sagen:

Wir können Fleisch anatomisch verwerten, sind darauf aber nicht angewiesen. Fleisch hat uns eventuell, vielleicht, vielleicht aber auch nicht intelligent gemacht und dieser Sachverhalt spielt für unser heutiges Leben keine Rolle. Unsere Anatomie in Bezug auf unser Verdauungsystem ist sehr anpassungsfähig. Darwin war überzeugt, dass wir Fruchtfresser sind. Nichts desto trotz könnte man uns auch als Omnivore mit der Anatomie eines Frugivoren oder aber auch als Frugivoren mit den chemischen Eigenschaften eines Omnivoren bezeichnen. Ein typischer Fleischesser sind wir jedenfalls nicht.
Desweiteren rät die Weltgesundheitsorganisation zu einer vorwiegend pflanzenbasierenden Ernährung!

Wer weitere Fragen zu Ernährung, Nährstoffverteilung und Gesundheit hat, dem ich kann ich die Seite Nutritionfacts.org empfehlen. Dort findet sich eine Unzahl verschiedener Studien, präsentiert in diversen Videos zu den verschiedensten Ernährungsfragen, gehostet als Non-Profit-Website (also vollkommen for free) von Dr. Michael Greger. M.D. (Medical Doctor).
Auch für Mischköstler zu empfehlen, die sich einfach mal etwas mit dem Thema auseinander setzen möchten.