Der Medicus

Von Lilastcloud

Anfang des Jahres habe ich das Buch gelesen und nun der Film… oh weh… eine Literaturverfilmungen. Mit denen ist das ja immer so eine Sache ;-)

Worum geht es?

England im Jahr 1021. Der neunjährige Rob Cole verfügt über eine besondere Gabe: Er kann den bevorstehenden Tod eines Menschen fühlen. Als er tatenlos zusehen muss, wie seine Mutter stirbt, schließt er sich einem fahrenden Bader an, der sich mit Gaukeleien und der Behandlung einfacher Krankheiten über Wasser hält. Doch Rob will mehr über die Kunst des Heilens erfahren und wagt die gefahrvolle Reise in das persische Isfahan, um dort bei dem berühmtesten Medicus seiner Zeit, Ibn Sina, zu lernen. Er muss sich als Jude verkleiden, da Christen im Reich der Perser verfolgt werden, und verliebt sich in die schöne Rebecca, die einem reichen Kaufmann versprochen ist. Als die Pest Isfahan heimsucht, versuchen Ibn Sina und seine Schüler verzweifelt der Seuche her zu werden. Die Lage spitzt sich zu, als fanatische Moslems den tyrannischen Schah stürzen wollen, der seine schützende Hand über die Ibn Sina und seine Schüler hält. Rob läuft Gefahr, als Ketzer verurteilt zu werden.

Film und Buch

Der Vergleich zur literarischen Vorlage ist in meinem Kopf natürlich das erste, was passiert. Und da kann ich nur sagen: kann man schon so machen. Das Buch ist wahnsinnig dick, deshalb ist es nur logisch, dass im Film einiges gerafft werden muss. Allerdings könnte ich nicht behaupten, dass mir irgendetwas gefehlt hätte. Notwendiger weise mussten dafür auch einige Figuren verändert werden, was ich im ersten Moment etwas schade fand, aber gleich im zweiten Moment feststellte, dass die veränderten Charaktere auch wahnsinnig gut funktionieren. Zudem waren mir die Figuren am Ende wesentlich sympathischer als nach dem Buch.

Der nötige Höhepunkt

Was mich bereits am Buch störte, war die Tatsache, dass zwar eine schöne Geschichte erzählt wird, diese aber nicht auf einen großen Augenblick, auf ein Aha-Erlebnis oder eine große Erkenntnis hinauslief (die Tatsache, dass Rob rausfindet wie die Organe tatsächlich im menschlichen Körper aussehen, kann ich nicht zählen). Im Film versuchte man das dadurch zu retten, dass am Ende viel aufeinmal passierte: Der Angriff der Seldschuken, die Blinddarm-OP ect. Das war wohl ganz sinnvoll, hat mich aber trotzdem dazu verleitet zu denken: “Ja gut… jetzt lasst uns mal zum Ende kommen”.

Bildgewaltig

Wenn ich ein Adjektiv für diesen Film finden müsste, wäre es bildgewaltig. Denn an der Szenerie kann man sich wahnsinnig gut satt sehen. Das entschädigt dann auch für die gleichmäßig dahinplätschernde Handlung. Humor und Gefühl kommen dabei auch nicht zu kurz, so dass ich alles im allem sagen muss, dass es eine der besten Verfilmungen von historischen Romanen ist, die ich seit langem gesehen habe.

Gerüchte

Hier und da habe ich gelesen, dass der Medicus Weihnachten 2014 als Mehrteiler in der ARD (die ARD Firma Degeto hat mitproduziert) laufen soll. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ein Mehrteiler, der sich mehr Zeit für die Geschichte und die Figuren nimmt, seinen Reiz hat. Aber ob das Gerücht stimmt?