Der Marxismus lieferte jedermann einen großen Vorteil

Erstellt am 8. März 2011 von Andramas

Man kann stets denken, was man will und sich dennoch darauf berufen.

Es gab im Übrigen den jungen und den alten Marx und wer sich bis ans Ende des dritten Bandes des Kapitals durchgeackert hat, die “Grundrisse” kennt, wie auch die “Theorien über den Mehrwert” kommt vielleicht wie ich zur Überzeugung: Karl Marx, würde er ewig leben und sich politisch engagieren, wäre heute wohl Mitglied der FDP. 

Auch damals – erinnere ich mich – als wir noch jung waren, hingen wir an dessen Ideen. Es klingt ja auch so wunderschön, wenn die hässliche Gesellschaft, die uns umgibt, zu einer “Assoziation” werden soll, “worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist”.

Wer kann das nicht wollen?

Dass man erst eine Diktatur benötigt, um später zur reinen Gesellschaft zu kommen, sei einmal dahin gestellt. Es erklärt sich für den Nutzer einer russischen Banja, wie von selbst. Nicht umsonst diente Stalin für den Marx-Missbrauch das Sauna-Vokabular. Man sprach in den Dreißigern von einer “Большая чистка”, einer “Großen Säuberung” und Stalin schwang dazu den Reisigbesen.

Kein Wunder, dass die Portraits des großen Ökonomen in der Sowjetunion und in China stets ebenso präsent waren, wie in Nordkorea, der DDR und in allen “linken” Diktaturen der Welt. Die These von der Notwendigkeit einer “Diktatur des Proletariats” liefert den Vorwand. Der Text ließ sich ganz einfach missbrauchen. Karl-Marx könne damals nicht alles gewusst haben – ward behauptet – deshalb war es die Sache von Lenin und Stalin, diese Theorie “weiter zu entwickeln”.

Aber – behaupte ich nun wieder – Marxismus-Leninismus ist ein klassisches Oxymoron.

Entweder gilt das Eine oder das Andere. Beides zusammen hat zumindest nichts mit Karl Marx zu tun…

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Ich beginne neu:

Auch ich sah mich einst im Banne der Theorie. Seinerzeit diskutierten wir – oft auch unter dem Einfluss von bulgarischem Rotwein – die in 100 oder 200 Jahren anstehenden gesellschaftlichen Wandlungen.

Die Zukunft wird zum Matriarchat!

Davon war seinerzeit manche(r) von uns überzeugt. Und so dachte vielleicht auch Clara Zetkin, als sie den Frauentag vorschlug. Quasi als Orientierung, als ein “Denktmaldrübernach” sozusagen. “Lasst uns die Welt bereits jetzt zum Guten verändern!”

Alice Schwarzer ist wahrscheinlich heute der ursprünglichen Idee am nächsten:

„Den Frauen wurde der Part von Menschlichkeit und Mitgefühl zugewiesen, Macht und Gewalt waren lange tabu für sie.”

Da die “neue” Gesellschaft menschlich sein wird – dachten wir noch in den späten Siebzigern – wird sie fraulich.

Der große Treppenwitz der Geschichte ist, was man in der Sowjetunion aus der Idee des Frauentages machte und die Art, wie er heute noch in der Ukraine, in der Russischen Föderation und an manch anderem Ort begangen wird.

Es lebe das Patriarchat!

Die Moskauer Frau oder die aus Kiew kriegt zum 8.März Blumen und – doppelt witzig – freut sich darüber.