Der Mann, der Weihnachten magisch machte

Advent, Advent, das zweite Lichtlein brennt. Ja, so schnell kann es gehen. Erst warten wir wochenlang darauf, dass die Weihnachtszeit endlich losgeht und dann ist die Hälfte auch schon wieder vorbei, bevor wir das mit der Besinnlichkeit überhaupt verinnerlicht haben. Also, ihr Lieben, haltet euch ran, fahrt einen Gang runter, verbringt Zeit mit euren Liebsten, kuschelt, hört Musik, schaut Filme oder macht, was euch sonst auch immer entspannt und mit Freude erfüllt. Aber bitte ernst nach meinem Beitrag, okay? Wäre doch schade, wenn ihr jetzt einfach wegklicken würdet, wo ihr doch schon mal hier seid, oder?

Ich habe eine ganze Weile gegrübelt, über was ich heute schreiben soll. Filme? Nein, da hat Franzi euch letzte Woche schon eine ganz tolle Auswahl zusammengestellt. Bücher? Auch da kursieren im Netz bereits zig erstklassige Beiträge. Ich habe hin und her überlegt und gerade, als sich so langsam Verzweiflung einschleichen wollte, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Schlagartig wurde mir klar, dass die Weihnachtszeit nicht nur aus Filmen, Büchern, Plätzchen und Glühwein besteht, sondern auch aus Menschen (Blitzmerker, ich weiß!).

Der Mann, der Weihnachten magisch machte

Menschen gibt es wie Sand am Meer. Die meisten von ihnen kennen wir gar nicht, einige hingegen schon, aber davon sind uns viele auch wieder ziemlich schnurz und dann gibt es da noch diese eine ganz bestimmte Sorte Menschen. Die, die es in unser Herz geschafft hat, dort für ein Gefühl von Wärme sorgt und Weihnachten erst zu dem macht, was es ist. Sie machen Weihnachten aus.

Jeder von uns hat diese eine Erinnerung, die immer wieder im Kopf aufpoppt, wann immer die Gedanken auf Weihnachten fallen, oder? Wann immer ich an die besinnlichen Feiertage denke, sehe ich meinen Vater von mir. Er hat Weihnachten für mich magisch gemacht und ohne ihn würde ich heute nicht hier stehen und versuchen, dasselbe für meinen Sohn zu tun. Lasst mich euch von ihm erzählen.

Mein Vater war Seefahrer und der Hamburger Hafen sein Zuhause. Er war ein stolzer Mann, ein ehrgeiziger Mann, ein mutiger und ein sehr strenger Mann, oh ja. Es war ihm wichtig uns zu lehren, dass Geld nicht an den Bäumen wächst, dass es nicht selbstverständlich ist, jeden Tag etwas Warmes zu Essen auf dem Tisch zu haben und dass Fleiß und Ehrgeiz am Ende immer belohnt werden. Und er war ein Mann mit einem Herzen so groß wie ein Elefant. Ich weiß bis heute nicht, wo er das her hatte, denn selbst hatte er es in seinem Leben nie leicht gehabt. Seinen Vater hatte er früh im Krieg verloren, seine Mutter war kaltherzig und er musste sich alles im Leben hart erkämpfen. Aber so schwer seine Kindheit auch war, für unsere wünschte er sich Leichtigkeit und Sorgenfreiheit. Er tat alles, damit seine Kinder keine Schlüsselkinder werden, ermöglichte uns zahlreiche Hobbies, Klassenfahrten und .. Weihnachten! Das Wichtigste war für meinen Vater immer, Weihnachten mit Magie zu erfüllen, damit wir glauben und träumen.

Meine frühste Weihnachtskindheitserinnerung ist gleichzeitig auch meine allerliebste. Ich war damals vier Jahre alt, nervte meine Mutter gewaltig mit meinen "War das Christkind schon da?" Fragen und horchte alle paar Minuten ungeduldig an der Wohnzimmertür, in der Hoffnung, endlich Musik zu hören. Irgendwann wurde ich dann zu meinem Bruder ins Zimmer geschickt, damit ich dort gemeinsam mit meinen Geschwistern warten konnte. Dort sah ich dann aus dem Fenster und nach einer Weile das Christkind, wie es empor schwebte. Kein Witz! Mein Vater hat damals eine große Puppe gebastelt und diese an einem Flaschenzug befestigt, den er dann im dezenten Licht der Terrassenbeleuchtung betätigt hat. Jahre später fand ich natürlich heraus, dass das alles nur inszeniert war, aber bis dahin war ich wohl das am meisten von der Existenz des Christkindes überzeugte Kind weltweit.

2 Jahre später stand unser Weihnachten unter einem ziemlich schlechtem Stern. Mein Vater war auf See und sollte erst am 24.12. geben Mittag wieder einlaufen, meine Mutter lag einige Tage vor Weihnachten mit einer ganz fiesen Grippe flach und wir hatten keinen Weihnachtsbaum. Es war einfach kein Erwachsener da, der einen mit uns hätte besorgen können und so war ich in Tränen aufgelöst, als ich einen Abend mit meinem Papa telefonierte. Er beruhigte mich und sagte, wir sollen einfach den riesigen Gummibaum schmücken, der im Wohnzimmer stand und dass er sich sicher ist, dass wir aus ihm den allertollsten Weihnachtsbaum aller Weihnachtsbäume machen würden. Und so machte ich mich mit meinen Geschwistern an die Arbeit und nachdem wir fertig waren, waren wir tatsächlich schwer verliebt in unseren Baum. Dann, als das Christkind am 24. Abends die Musik anstellte und wir alle ins Wohnzimmer kamen, hing an unserem Weihnachtsgummibaum ein Zettel, auf dem "Er ist wunderschön!" stand und daneben erstrahlte eine große, bunt geschmückte Tanne. Mein Vater hatte damals einfach kurzerhand den Weihnachtsbaum vom Schiff mitgenommen und uns so wieder ein Stückchen Weihnachtsmagie geschenkt.

Aber wisst ihr, was das aller aller Tollste war? Das mein Vater nicht viel Geld brauchte, um an Weihnachten unsere Augen zum Strahlen zu bringen. Er ging mit offenen Augen durch unser Leben, hatte seine Ohren überall, passte genau auf, für was wir uns begeistern konnten, bastelte, töpferte, nähte und teilte und das alles tat er aus tiefstem Herzen heraus und mit wahnsinniger Freude. Ich glaube, ich habe meinem Vater nie ausreichend dafür gedankt, dass er Weihnachten für mich so besonders gemacht hat und heute kann ich es nicht mehr, denn heute ist sein Todestag und dennoch sage ich Danke.

Danke, dass du Weihnachten für mich magisch gemacht hast, Papa.

Welche ist eure schönste Weihnachtserinnerung?

Was wäre Weihnachten ohne Geschenke? Denn machen wir uns nichts vor, wir alle freuen uns doch über etwas unterm Weihnachtsbaum, oder? Und deswegen könnt ihr bei Franzi und mir auch etwas gewinnen! Was das ist? Das erfahrt ihr hier: Adventsgewinnspiel


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