Der Mann, der den Regen träumt
Ali Shaw
Script5, 2013
978-3839001462
18,99 €
Elsa hat all den Rückhalt verloren, den sie so dringend brauchte. Nun soll es ein neues Leben in Thunderstorm sein. Als Elsa dort einen Mann trifft, der sich ganz langsam in Nebel verwandelt, spürt sie, dass sie einem Geheimnis auf der Spur ist. Und es verbindet sie auch mit ihrer Vergangenheit, denn der Schlüssel scheint das Wetter zu sein….
Ungewöhnlich würde ich alle Personen nennen, die wir hier treffen können. Doch mein heimlicher Favorit ist: Finn. Ohne viel verraten zu wollen: Er ist der Wahnsinn, er treibt mein Denken an den Rand der Realität und wieder zurück. Er ist wie eine Sucht nach etwas, das es nicht gibt oder geben sollte. Er ist ruhig und angespannt, er Himmel und Hölle auch für mich als Leser.
Elsa selbst ist mir am Anfang ziemlich auf die Nerven gegangen. Dieses ist ihr zu laut, jenes zu wage. Anderes geht ihr zu schnell und niemand versteht sie. Aber nachdem ich in ihrer Vergangenheit geschnüffelt habe, wird sie Teil meines Leserkosmos und kreist die ganze Zeit herum, um Legenden, Leben und Traurigkeit.
Märchenhaft und sogar der Dorfname ist magisch aufgeladen, wenn der Leser ihn liest: Thunderstorm. Bei Ali Shaw ist es schwer, einen Fehler in der Kulisse zu finden. Alles ist sehr fein und grazil aufeinander abgestimmt.
Jede Figur passt in ihre Umgebung und ist es nicht so, merkt der Leser: Hier wird sich die Geschichte wirklich abspielen!
Wenn ein Mensch sich nicht zuhause fühlt und alle seine Brücke in die Vergangenheit abgebrochen hat, muss etwas Schwerwiegendes vorgefallen sein. Elsa ist so ein Mensch, und die ganze Zeit reiße ich mir ihre Vergangenheit unter den Nagel und warte, dass Ali Shaw mehr verrät.
Dann sieht sie den Mann, der zu Nebel wird und ich bin geplättet. Da ist er der Zauber, das Unmögliche – das, was einem Menschen eigentlich nicht passiert.
Irgendwie ist klar, dass es eine Annäherungsgeschichte ist. Die Annäherung mit Legenden, mit dem eigenen Ich und mit dem, was man selber will. Darum geht es und um ein Märchen, dass sehr geschickt eingebaut ist.
Schön finde ich auch, dass der Hass auch eine wichtige Rolle übernimmt und der Leser mitfiebert und sich selbst überlegen kann, wie er handeln würde.
Jetzt habe ich wenig Kritik zu äußern. Gepasst hat die Stimmung im Buch, die Protagonisten hatten Charme und Probleme, die Handlung ist gut durchdacht. Aber sie beginnt für mich viel zu spät. Am Anfang empfinde ich Ali Shaws Schreibweise sehr gestellt und habe das Gefühl, er will den Zauber von “Das Mädchen mit den gläsernen Füßen” toppen. Das geht aber nicht.
Später wird es besser, es scheint mehr zu fließen und ehrlicher zu sein. Ab da gefällt mir das Buch sehr gut.
Die Gestaltung ist wieder ein Traum. Das Cover verträumt und zauberhaft passend zu Ali Shaw. Schade nur, dass es wiedermal keine Kapitelüberschriften gibt wie im englischen Original.
Die ersten 50 Seiten hatte ich meine Probleme. Es war etwas zauberlos, etwas langatmig bis die Geschichte wirklich anfing. Ich wollte mehr und bekam es, aber erst später. Deswegen gibt es diesmal nur vier Bücherpunkte für Ali Shaw: