Nun ist unsere Bekanntschaft schon Jahre her, viel zu lang, um mich zurück erinnern zu können. Es sind Bruchstücke, die sich nicht vervollständigen lassen. Wie ein Puzzle, was nicht zu einem Bild werden will. Zumindest zu keinem scharfen Bild. Erinnerungen kommen immer wieder hoch, Momente, an denen ich mit aller Kraft festhalte. Mit der Angst, sie könnten irgendwann verschwinden. Aber das tun sie nicht, es verschwindet nichts, was nicht vergessen werden soll. Ich will nicht vergessen. Manchmal versuche ich solche Augenblicke festzuhalten, mit einem Foto oder mit den verschiedensten Symbolen. Jedes mal, wenn ich bei ihm sein darf, vergesse ich die Zeit. Die Zeit, aber uns nicht. Sie jagt uns regelrecht hinterher. Als würde sie uns nicht ausstehen.
Vielleicht beneidet sie uns auch nur und kann unseren Umgang nicht leiden. Mit jedem Schritt, den ich gehe, verstehe ich immer mehr, wie wertvoll unsere Beziehung ist. Wie stark ich mich neben ihm fühle, wenn er mich fest in seinen Armen hält und seine Liebe in einer Umarmung zeigt oder in ungenügende Worte fasst. Doch allzu oft fehlen sie einfach. Die Worte. Sie reichen einfach nicht, um unser Verhältnis zu beschreiben. Aber wir brauchen sie auch nicht. Seine Existenz gibt mir Sicherheit, als könnte er mich vor allem Bösen beschützen. Wenn er dann mit seiner Stirn runzelt und mit einer ernster Miene auf dem Asphalt geht, fühle ich, dass dieser Mann für irgendwas lebt. Andere, die sein Herz nicht kennen, verbinden diese Ausstrahlung mit dem Gefühl der Angst. Angst vor was denn? Angst vor einem Mann, dessen Herz nie müde vor Liebe wird?! Meine Angst gebührt einzig und allein dem Herrn, der uns zusammengeführt hat und uns auch wieder trennen wird. Aber an diesen Tag möchte weder ich denken, noch er, das weiß ich. Er ist der einzige Mann, dem ich mehr als alles andere auf dieser Welt vertraue. Er hat es geschafft, mich für sich zu gewinnen. Ich weiß, dass er mich mit all meinen Fehlern, Macken und Sorgen liebt. Er würde es niemals über das Herz bringen, mir irgendwann den Rücken zu kehren. Ich würde fallen, das weiß er. Ohne ihn an meiner Seite, hinter mir würde ich zerbrechen. Seine Abwesenheit wäre für mich ein Schlachtfeld ohne Führer. So verloren und durcheinander, kalt und dunkel wäre mein Leben. Schutzlos der grausamen Welt unterworfen.
Seine Fürsorge ist so unermesslich, dass für ihm die Regel „nehmen und geben“ nur zu einem Teil zutrifft. Geben ist das Schlüsselwort dieses Mannes. Er gibt ohne jegliche Gegenleistung. Nun sind die Menschen um ihn herum schon soweit, dass sie nicht mehr nehmen wollen. Jetzt zeigen sie alle den Ellenbogen und sind nicht dankbar. Dabei lebt er doch für sie. Für mich. Jede Schweißperle, jede endlose Nacht, jede Falte sind Spuren seiner Fürsorge. Blind vor Selbstsucht sehen es die Menschen nicht. Vertieft in ihr eigenes Wohlergehen, zertreten sie rücksichtslos das mit aller Kraft und Liebe aufgebaute Werk dieses Mannes. Und trotzdem kniet dieser Mann an meiner Seite nicht vor der Ungerechtigkeit der Menschen nieder. Mit aller Vorsicht hebt er die gefallenen Teile auf und stellt sie wieder zurück an ihre Stellen. Dunkelheit, Sturm und Regen können ihm nichts anhaben, wenn er sein Lächeln aufsetzt. Er weiß, nach jedem Regen kommt auch wieder Sonnenschein – wenn sich die Regenwolken verziehen und die Sonne einmal wieder raus kommt, die Regentropfen auf den Blättern das Licht spiegeln und ebenfalls in Regenbogenfarben brechen. Dieser Regenguss reinigt seine Seele von den dunklen Gedanken und der Traurigkeit nach den unzähligen Enttäuschungen. Es dauert nicht lange und die Sonne lächelt ihm wieder ins Gesicht. Die Kraft der Sonnenstrahlen strömen durch ihn und geben ihm neue Kraft, um weiter aufzubauen.
Manchmal ist es bewusst wahrnehmbar und manchmal sorgsam hinter Worten oder einer Geste versteckt. Denn er tut das alles nicht, um dafür gelobt und geehrt zu werden. Seine Motivation sind wir – seine sechs Kinder, sein Fleisch und Blut. Für den einen ist dieser Mann der Held, für den anderen der Sorgeberechtigte. Ich nenne diesen Mann an meiner Seite, den ich unermüdlich liebe, Baba.