Der Leuchtturm der US-Demokratie sendet im Jahr 2016 kein Leuchtfeuer mehr.

Von Peter Broell
Ladies and Gentlemen,
die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen halten die Menschen in aller Welt in Atem. Vom Ausgang dieser Wahl hängt viel ab, nicht nur für die USA, sondern für uns alle. 
Nachdem sich W. Bush und Al Gore im Jahr 2000 einen erbitterten Wahlkampf geliefert hatten, war damals das Wahlergebnis daran gescheitert, weil der Staat Florida einfach nicht in der Lage war, die Auszählung der Stimmen vorzunehmen. In 49 Bundesstaaten der USA klappte die Stimmenauszählung einwandfrei, aber in Florida gab es Riesenprobleme: 
Angeblich waren damals alle Stimmzähl-Geräte defekt. Außerdem waren simple Taschenrechner im Land der Computergiganten wie IBM, Microsoft und Apple offenbar nicht aufzutreiben. Schlimmer noch: Erwachsene Menschen, die zumindest von 1 bis 10 zählen konnten, suchte man vor 16 Jahren in Florida vergeblich und Schüler aus den unteren Klassen der Grundschulen waren als Stimmenzähler leider nicht zugelassen. So zählte und zählte ein Staat drei Monate lang mit wachsender Verzweiflung vor sich hin, - bis schließlich der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten dem Graus ein Ende machte und W. Bush zum Sieger erklärte. - Ob es purer Zufall war, dass Jeb Bush, Gouverneur des Bundesstaates Florida, der Bruder des künftigen Präsidenten war? 
Die Vereinigten Staaten präsentieren sich seit jeher gerne als vorbildlicher Leuchtturm der Demokratie. Doch das Beispiel aus dem Jahr 2000 macht deutlich, dass das Leuchtfeuer des US-Leuchtturms schon damals erloschen war. Heute, im Jahr 2016, ist der Leuchtturm bis auf die Grundmauern zerstört. Es wird Jahre dauern, bis jene Schäden, welche die Schlammschlacht des Wahlkampfes angerichtet hat, behoben sind. 
Der Präsidentschaftsanwärter Trump hat jüngst durchblicken lassen, dass er im Falle seines Wahlsieges die Wahl anerkennen würde. Weiters deutete er den Verdacht von Manipulationen zu seinem Ungunsten an. Sollte also Trump verlieren und anschließend den Wahlausgang nicht akzeptieren, dann steht zu befürchten, dass der harte Kern der radikalen Anhänger des Horrorclowns Trump einen Bürgerkrieg entfacht. 
Um Manipulationen am Wahltag sowie beim Auszählen der Stimmen zu kontrollieren, senden erstmals die beiden Organisationen OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) und auch die OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) Wahlbeobachter in die Vereinigten Staaten. In 13 US-Staaten werden ausländische Wahlbeobachter übrigens nicht zugelassen. 
Ich persönlich habe ein großes Interesse am Ausgang der US-Wahlen am kommenden Dienstag. So stellte ich dreimal jeweils den Wecker auf 2:45 Uhr, um die 3 Rededuelle der beiden Kandidaten im Fernsehen live mitzuerleben. Was da von Frau Clinton und Herrn Trump geboten wurde war so schlimm, dass man einen Buchautor schallend ausgelacht hätte, wenn er sich eine so extrem realitätsferne Geschichte ausgedacht hätte. Auf Einzelheiten der Ansammlung unglaublicher Peinlichkeiten will ich hier nicht eingehen. Die Medien berichten darüber ja mehr als reichlich. 
In Anbetracht der zerstörerischen Schlammschlacht des US-Wahlkampfes schauen Europäer zwar kopfschüttelnd auf die Amerikaner. Dabei hat Europa allerdings keinen Grund überheblich zu sein: Denn zerstrittener und desolater war die Europäische Gemeinschaft seit ihrer Gründung noch nie.
Zum Schluss: Wer wird gewinnen? Clinton oder Trump? - Ich hoffe, dass Hillary Clinton gewinnt. Peter Broell