Worum geht's?
Ende des 19. Jahrhunderts: Ein erfahrener Seemann löst auf einem Felsen mitten im Meer den dortigen Leuchtturmwärter ab. Für seinen vierwöchigen Dienst bekommt er einen jungen Gehilfen zur Seite gestellt. Die Isolation der beiden auf engem Raum artet auf unverhoffte Weise aus.
Wie ist der Film?
In Horror-Fankreisen sorgte Robert Eggers mit seinem abendfüllenden Debüt „ The Witch" für Aufsehen; vier Jahre später ist er endlich zurück. Wie „The Witch" ist auch „Der Leuchtturm" ein gemächlich erzähltes Historienstück, jedoch unterhaltsamer und von höherer Intensität. Allein die wunderschöne, präzise komponierte Schwarzweiß-Kameraarbeit sticht hervor. Die körnigen, klaustrophobischen 4:3-Bilder erinnern stark an den Film Noir der 40er Jahre („ Rebecca", „ Der dritte Mann "), wobei die Handlung noch viel früher spielt.
Willem Dafoe („ Spider-Man", „ Antichrist ") zieht als rauer Seemann alle Register und Robert Pattinson („Twilight", „Wasser für die Elefanten") kämpft sich auf das gleiche Niveau. Das Duo ergänzt sich prächtig und trägt den Film mit einschneidenden Darbietungen. Eggers untersucht mit seinen Figuren Machtkämpfe, Männlichkeit und Identitätsfindung. Dabei bedient er sich bei der griechischen Mythologie (Prometheus und Proteus) sowie sexuellen und religiösen Metaphern. Antworten liefert der Regisseur/Autor keine, doch die braucht es auch nicht, weil der Film von seiner Atmosphäre lebt und auf seine ganz eigene Weise eine runde Geschichte erzählt.
Auch ohne die weitreichende Symbolik zu interpretieren funktioniert „Der Leuchtturm" als schwarze Lagerkoller-Komödie im Horrorgewand, atmosphärisch dicht, herausragend inszeniert und stark gespielt. Einer der interessantesten Filme der letzten Jahre. Auf Eggers' nächsten Streich darf man sehr gespannt sein.