In Deutschland war ich bereits 30, in Peru noch 29. Auf dem Weg ins Restaurant dachte ich darüber nach … Wir gingen essen, typisch Peruanisch: Ich, Sarah aus dem wunderbaren San Francisco, Biggi aus der Schweiz (die ich schon seit der kolumbianischen Karibik-Küste kenne!), Philipp aus München und ein junger indischstämmiger Mann aus den USA.
Zugegeben, es hat uns alle Überwindung gekostet, das Meerschweinchen anzuschneiden. Geschmacklich ähnelte es dem Huhn. Für meinen Geschmack jedoch war es zu ›wässrig‹, zu mager … Philipp schrie jäh auf als sich hinter seinem Stück Fleisch die Kralle des Meerschweinchens auftat. Je näher sich unser Besteck dem Kopf näherte, umso kleiner wurde die abgeschnittenen Stücke. Am Besten schmeckten uns die Kuhherzen am Spieß (Anticucho de corazón). Eine beliebte Delikatesse in Peru. Unser dritter Teller war Alpaca Pachacuteq – Filet vom Alpaka, eine in den südamerikanischen Anden gezüchtete Form des Kamels. Die Beilage bildete so genannter Inkareis, der auch als Andenhirse oder Perureis bekannt ist. Köstlich, auch wenn ich eher ein Anhänger vegetarischer Kost bin. Entsprechend unserer kulinarischen Reise, sprachen wir über das Essen ferner Länder … über hundertjährige Eier, Schafaugen, frittierte Spinnen, getrocknete Katzennieren, Kängurus, Krokodile, Couscous, Reis, Fladenbrote …
Ich ging früh schlafen. Am nächsten Morgen wollte ich mit Sarah auf den Salkantay-Treck Richtung Machu Picchu.
Barfuß tappte ich mitten in der Nacht ins Gemeinschaftsbad. Die Fliesen waren kalt. Die Klobrille auch. Mein Strahl schäumte das Wasser auf, färbte es gelb. Hm, 30 bin ich jetzt also. Mein Vater, Maurer, sagte einst – auf einem Spaziergang – dass man bis 30 ›gebaut‹ haben muss. Erst viele Jahre später habe ich verstanden, was er mir gesagt hat, denn mein Vater spricht mit den Händen. Nein, ein Heim habe ich noch nicht. Aber ich baue, Wort für Wort mir eine Zukunft.