Kritik
Der achte Roman aus der „Uthred-Reihe“ von Bernard Cornwell, erzählt in gekonnter Manier die Abenteuer des sächsischen Helden weiter. Die Bedrohung durch die Nordmänner ist nicht mehr ganz so akut, wie noch vor wenigen Jahren. Die britische Küste, ist zwar nach wie vor Ziel der Norweger und Dänen, die auf der Suche nach neuen Lebensraum und Gold, oftmals eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, doch auch ihr Blutzoll ist den nordischen Kriegsfürsten manchmal zu hoch.
Uthred, inzwischen Mitte vierzig hat für einen Krieger seinen Zenit erreicht. Sein Körper und sein Geist sind versehrt, er empfindet Angst und spürt durch das schwinden seiner körperlichen Kraft, seine unwiderrufliche und unausweichliche Sterblichkeit. Nach dem Kampf mit dem Heidenfürst Cnutson, ist Uthred noch immer durch die Schwertwunde verletzt. Sorgen bereiten ihm weniger die Nordmänner, die Gefahr geht eher durch den Kampf um die Thronfolge aus. Die beiden Königreiche Wessex und Mercia sind sich uneins. König Edward will die Königreiche unter einem Banner vereinen. Die Erben von König Alfred, sowie die machtgierigen Fürsten – spielen mit hohem Risiko und Einsatz ein politisches Schachspiel.
Die Handlung des Romans birgt im Grunde keine Überraschungen, langsam entwickelt sich allerdings ein nationales Bewusstsein im Denken der „Briten“. Doch noch sind die Fürsten aus Kirche und Adel sich nicht bewusst über die Konsequenzen ihres Handelns. Die Uneinigkeit könnte den Nordmännern signalisieren, wie verletzlich und angreifbar die kleineren Königreiche sein könnten, wenn man die richtigen Schlüsse zieht und sich Vorteile durch gewagte Bündnisse verspricht.
Der Grundton dieses vorliegenden Romans ist nach wie vor kriegerisch. Doch auch an den Verhandlungstischen, in Audienzen und Verschwörungen wird mit Worten gekämpft. Das verspricht weniger Kämpfe mit Schild und Schwert, aber die Spannung ist nicht weniger gut platziert. Erstaunlicherweise gelingt dies dem Autor auch im achten Teil der Reihe. Bernard Cornwell erzählt wie immer die Story im recht hohen Tempo und schildert die Details der Handlung sehr realistisch.
Die Charaktere bilden das literarische Rückgrat der Story. Auch Uthred wirkt in diesem Band deutlich „menschlicher“. Er trifft Fehlentscheidungen, stellt sich selbst infrage und versagt so manches Mal, wenn es um seine Kinder und Freunde geht. Diese neu gefundene Sensibilität lässt ihn verletzlicher und dadurch nahbarer wirken.
Wenn man rückblickend die Reihe betrachtet, so wird der Leser manchmal das Treiben der Nordmänner schmerzlich vermissen. Diese bedrohliche Atmosphäre sucht man hier leider vergebens. Ich hoffe, dass in den nächsten Bänden, die Nordmänner wieder mehr am Geschehen teilnehmen.
Fazit
„Der leere Thron“ wirkt überzeugend, auch wenn man diesen Band besser nicht unabhängig von den anderen sieben Bänden lesen sollte. Die Geschichte ist zu Komplex um die kriegerischen wie auch politischen Handlungen der Charaktere einzuordnen und zu begreifen.
Es wäre an der Zeit diese Reihe langsam zu beenden. Die Story, wenn diese auch überwiegend spannend zu lesen ist, verzerrt sich langsam selbst. Das Lebenswerk, das persönliche Schicksal von Uthred ist noch nicht zu Ende erzählt, doch es wird Zeit – Uthred abtreten zu lassen.
Michael Sterzik