Der Kuss des Feindes

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Der Kuss des Feindes

Titus Müller

Fischer Schatzinsel, 2012

978-3596854455

14,99 €

Kappadokien um 800 n. Chr.: Über zehntausend Menschen leben in der geheimen unterirdischen Stadt Korama. Es sind Christen. Sie haben hier Zuflucht gefunden vor den Arabern, die das Land erobert haben. Arif, der Sohn eines arabischen Hauptmanns, entdeckt bei einem Streifzug das Christenmädchen Savina und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Unbemerkt folgt er ihr und entdeckt so den geheimen Zugang in das Höhlensystem der Christen. Eigentlich müsste Arif seinem Vater melden, dass er die Stadt der Christen entdeckt hat …

Die Protagonisten:

Savina ein Freigeist – Leben, Luft und Liebe und dann muss sich in der unterirdischen Stadt leben. Wie habe ich ihr Sucht nach Sonne und Wind verstanden! Auch sehr schön, dass sie trotzdem eine stille Seite hat, nachdenkt und uns an ihren Gefühlen teilhaben lässt. Sie ist für mich ein kluges Mädchen, dem ich gerne gefolgt bin, auch wenn sie mich zum Lachen gebracht hat, habe ich sie sehr gemocht.

Auch Arif hat mich mit seiner Welt in den Bann gezogen. So ganz anders als die unterirdische Stadt bewegte er sich zwischen Zelten und in einer Welt, die von Neid geprägt ist, da er der Sohn eines Hauptmanns ist. Witzigerweise ist mir dieser Umstand kaum aufgefallen, weil sich sein Vater sehr wenig wie ein Hauptmann benimmt. Auch Trauer und Schmerz sind für Arif nicht neu und so wächst mir der traurige, andächtige und aufgeweckte Junge ans Herz.

Die Kulisse:

Ich kannte vorher weder Christen, die sich in unterirdischen Städten versteckten, noch kannte ich Kappadokien. Mit viel Fantasie wird eine Stadt erschaffen, die seines gleichen sucht und eine Außenwelt, die karg und rau ist, aber die ich auch auf ihre Art mochte.

Die Handlung:

Immer wieder gibt es Krieg zwischen den Religionen. Wer hat wann, das erste heilige Wort niedergeschrieben und wer glaubt an den richtigen Gott? Auch Arif und Savina geraten in diese Spirale. Dabei sind es gerade diese beiden jungen Menschen, eine neue Generation, die sich beginnt darüber Gedanken zu machen. Können wir nicht alle gemeinsam Leben?

Ein schöner Gedanke, der in dieser Geschichte trotzdem nicht mit dem erhobenen Zeigefinger ausgesprochen wird. Der Leser darf selber denken und sich auf eine Seite schlagen, wenn er möchte, muss er aber nicht. Trotz des ernsten Themas eine wunderbare Geschichte.

Die Gestaltung:

Ein traumhaftes Cover, oder? Eine schemenhafte Verbindung, die noch wachsen kann.

Die Bewertung:

Mein zweites Buch von Titus Müller und wieder hat er mich mitgerissen. Ich lebte in der Höhlenstadt udn ich ritt durch die Steppe