Der kuriose Weg der britischen Thronfolge: Von den Hannovers bis ins 20. Jahrhundert

Man stellt sich die britische Thronfolge oft so leicht vor: Ein König herrscht, und sein ältester Sohn folgt ihm nach. Aber was, wenn es keinen Sohn gibt? Oder sonstige Schwierigkeiten vorliegen? In Teil 1 habe ich die britische Thronfolge von den Tudors bis zu den Stuarts verfolgt. Nun schaue ich mir den weiteren Verlauf an, von die Royals aus Hannover über Königin Victoria bis hin ins 20. Jahrhundert.

Der kuriose Weg der britischen Thronfolge: Von den Hannovers bis ins 20. Jahrhundert

Als die Royals aus Hannover kamen

Die bereits hochbetagte Sophie von Hannover starb zwei Monate vor Anne. Also hinterließ Anne bei ihrem Tod 1714 ihr Königreich Sophies Sohn Georg Ludwig, Kurfürst in Hannover. George kam in Begleitung seiner Mätressen nach England, denn mit seiner Frau hatte er sich überworfen. Er war jedoch auch bereits 54 und hatte einen Sohn, der wie der Vater den Namen George trug. George I. lernte zeit seines Lebens nicht richtig Englisch und reiste regelmäßig „nach Hause“ nach Hannover. Entsprechend verschob sich der Machtfokus während seiner Regentschaft endgültig vom Monarchen zum Parlament und der Regierung.

Der kuriose Weg der britischen Thronfolge: Von den Hannovers bis ins 20. JahrhundertAls George I. 1727 auf einer weiteren Reise nach Hannover in Osnabrück verstarb, ging der Thron an seinen Sohn George II. Eine Eigenheit prägte die Hannoveraner Dynastie: Väter und Söhne schienen so gut wie nie miteinander auszukommen. George I. und George II. waren sich spinnefeind, und auch das Verhältnis zwischen George II. und seinem Sohn Friedrich war schlecht. Doch immerhin war ein Sohn vorhanden und die Thronfolge somit gesichert. Angefochten wurde sie jedoch immer noch, denn zu Zeiten von George II. erreichte der sogenannte Jakobitenaufstand seinen Höhepunkt, der die protestantischen Hannoveraner vom Thron vertreiben und die katholischen Stuarts wieder einsetzen wollte. Ihre Gallionsfigur: Charles Edward Stuart, genannt „Bonnie Prince Charlie“, der Enkel von James II. Der Aufstand scheiterte, und die Krone blieb in Hannoveraner Hand.

George II. verlor seinen verhassten Sohn Friedrich neun Jahre vor seinem eigenen Tod, also beerbte ihn 1760 sein Enkel George III. George III. war ein einfacher, bescheidener Mensch, dessen glückliche Ehe ganze 15 Kinder, darunter neun Söhne, hervorbrachte. Und diese Söhne wurden auch bald gebraucht, denn in der zweiten Hälfte seiner langen Regentschaft war die geistige Gesundheit George III. vernebelt.

Mit den eigentümlichsten und stellenweise auch grausamsten Methoden wurde versucht, seinen Wahnsinn zu heilen. Er hatte klare Phasen, aber schlußendlich entschied man sich, den Prinzen von Wales, also den ältesten Sohn des Königs, zum Prinzregenten zu ernennen, der für den König regieren sollte. Die letzten neun Jahre seiner Herrschaft verbrachte George III. dem Wahnsinn verfallen und nicht regierungsfähig. Er starb schließlich 1820, nachdem er mit über 59 Jahren die längste Regierungszeit aller britischen Monarchen vor ihm erreicht hatte. Ihm folgte sein Sohn, der so lange Prinzeregent war, dass eine ganze Stilepoche („Regency“) nach ihm benannt wurde, als George IV. George IV. war genusssüchtig, stark übergewichtig, lasterhaft und Alkohol und Rauschmitteln verfallen. Die Popularität des Königshauses schwand stark.

Das Rennen um die britische Thronfolge

Der kuriose Weg der britischen Thronfolge: Von den Hannovers bis ins 20. JahrhundertBereits vor seiner Thronbesteigung tat sich ein Problem auf: George hatte nur ein legitimes Kind, Prinzessin Charlotte. 1813, als ihr Vater noch Prinzregent war, war Charlotte jedoch schwanger, also wurde die Hoffnung gestärkt, dass die Thronfolge gesichert wäre. Dann schlug das Schicksal zu, und sowohl Charlotte als auch ihr Kind starben bei der Geburt.

Was nun? Weitere legitime Enkelkinder George III. gab es nicht. Also machten sich die vier ledigen Söhne des Königs daran, ihre Mätressen loszuwerden, standesgemäße, protestantische Ehefrauen zu finden und einen Erben zu zeugen. Wozu man erwähnen muss: Besagte Söhne waren zu jenem Zeitpunkt mit Mitte 40 bis Anfang 50 keine Jungspunde mehr.

Das Rennen machte Edward Augustus, vierter Sohn von George III. Seine Frau schenkte ihm 1819 eine Tochter, die den Namen Victoria bekam. Ein Jahr später bestieg George IV. den Thron, zehn Jahre danach sein jüngerer Bruder Wilhelm IV. Dieser war wie gesagt nicht nur kinderlos, sondern bereits 65 Jahre alt. Da Victorias Vater bereits tot war, stand die elfjährige Prinzessin auf Platz 1 der Thronfolge.

Familie von Sachsen-Coburg und Gotha

1837 war es dann soweit, und die 18-jährige Victoria wurde nach dem Tod ihres Onkels William IV. Königin. Damit endete die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover, da dort keine Frau den Thron besteigen durfte.

Der kuriose Weg der britischen Thronfolge: Von den Hannovers bis ins 20. Jahrhundert

Victoria und ihre große Liebe Albert hatten vier Söhne und fünf Töchter. Daher war nicht nur die Thronfolge gesichert, sondern Victoria wurde aufgrund ihrer Heiratspolitik, ihrer 40 Enkel und 88 Urenkel die „Großmutter Europas“. Nach ihrer über 63-jährigen Regentschaft wurde sie von ihrem ältesten Sohn Albert Edward aka. Edward VII. beerbt.

Der neue König war bereits fast 60, und kaum noch jemand konnte sich an einen anderen Monarchen als seine Mutter erinnern. Diese wiederum hatte ihren Thronfolger nur spärlich in Staatsangelegenheiten eingebunden. So hatte Edward viel Zeit gehabt, sein Privatleben mit Parties, Glücksspiel und Frauen zu pflegen. Damit jedoch die Dynastie schnellstmöglich gesichert wurde, hatte Victoria für ihren damals 21-jährigen Sohn die Heirat mit Prinzessin Alexandra von Dänemark arrangiert. Die Ehe war überraschenderweise sogar glücklich und brachte zudem zwei Söhne und drei Töchter hervor (ein weiterer Sohn starb kurz nach der Geburt). Und auch als König schlug sich Edward gar nicht mal schlecht. Er führte auch die zeremoniellen, öffentlichen Auftritte des Monarchen, wie z. B. die Parlamentseröffnung, wieder ein, die seine Mutter lange nicht mehr absolviert hatte.

Dennoch genoss Edward das Leben weiterhin, und sein größtes Laster war das Rauchen. Dass ihn 20 Zigaretten und zwölf Zigarren am Tag nicht schon lange vor 1910 ins Grab brachten, kann man dem Glück oder guten Genen zuschreiben. Nachdem Edwards ältester Sohn Albert Victor bereits vor seinem Vater verstorben war, bestieg der zweitälteste Sohn als George V. den Thron.

Was der Ausbruch des Ersten Weltkriegs für die königliche Familie bedeutete und wie es bis zum heutigen Tag mit der britischen Thronfolge weiterging, erkläre ich in Teil 3.


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