Der Kulturschock setzt langsam ein und ich habe das gefuehl nun richtig in Indien angekommen zu sein. Ging mir gestern richtig scheisse und alles hat mich angekotzt. Heute gehts aber wieder. Wir versuchen in so schnell wie moeglich eine Wohnung ausserhalb des Projektes zu finden, da wir alle Abstand zu dem Projekt brauchen. Wirklich abschalten kann man nie und das stresst auf Dauer total.
Bin im Moment dabei die Ordner der einzelnen Patienten zu lesen. Eine pro Tag reicht dann schon. Von Vergewaltigungen bis eingesperrt sein fuer 7 Jahre alles dabei.
Alle Patienten sind auch stark medikamentoes ruhig gestellt, was vielleicht nicht die beste Loesung ist, es aber anders nicht funktionieren kann bei so starkem Mangel an Personal.
Um euch eine Vorstellung zu geben wie anders die Kultur ist: Hier ein Beispiel…
Vor einigen Tagen ist eine Patientin abgehauen, die von ihrem Onkel vergewaltigt wurde. Daraufhin hat sie ihn angezeigt, was hier sehr selten vorkommt, da der Ruf der Familie dadurch ja geschaedigt wird. Es geht sehr darum den Schein zu bewahren, dass alles in Ordnung ist, da ansonsten moeglicherweise ein sozialer Auschluss aus der Gesellschaft stattfindet. Alle Patienten, die in dem Projekt leben, sind von der Gesellschaft verstossen worden. Die Anzeige dieser Frau fuehrte zu einer Haftstrafe fuer den Onkel, die glaube ich 5 Jahre betrug.
Wird diese Frau versuche zu ihrer Familie zurueckzukehren, was gut moeglich ist, oder wird auf der Strasse erkannt, wird sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit verbrannt oder auf eine andere Art und Weise umgebracht.