Der Krieg der Zahlen

Der Krieg der Zahlen

Tim Cooks erster Auftritt als CEO bei einer Apple-Präsentation dürfte sich für Apple-Jünger angefühlt haben wie der Fall in ein tiefes Loch. Das zumindest suggeriert die Entrüstung allerorten, als die Technikschmiede aus Cupertino am Dienstagabend kein iPhone 5 zeigte. Obwohl es die Spekulationen doch längst in Stein gemeißelt hatten.

Prompt verlor jede Apple-Aktie rund 20 Dollar an Wert. Im Einzelnen ein kleiner Abrutsch, der bei rund 920 Millionen ausgegebenen Konzernaktien allerdings einen Millardenloch in die Börsenwerte reißt. Eigentlich unverständlich. Denn, dass es am Ende doch nur ein iPhone 4S geworden ist, dürfte eine so große Überraschung nicht gewesen sein.

Klar, Apple hat bisher beinahe jedes Jahr neue Technik auf den Markt gebracht. Doch die war nicht immer eine Revolution. Das gilt für Macs, deren Betriebssysteme, die iPods und das iPad. Von allen gab es immer sowohl revolutionäre Neuerungen, dann aber wieder nur saubere Überarbeitungen. Und nun eben auch für das iPhone. Wer sich die Generationen des Kult-Smartphones vergegenwärtigt, der weiß: Nach dem ersten iPhone (2007) kam die Revolution mit dem iPhone G3 (2008). Danach kam Wertsicherung mit dem iPhone 3GS (2009) – technisch verbessert, benutzerfreundlich verfeinert, aber eben mit der Basis G3. Und erst dann kam wieder die Revolution: mit dem iPhone 4 (2010).

Apple ist also wieder mittendrin in der Wertsicherung. Die heißt nun einmal iPhone 4S und ist im Wesentlichen das, was Fans und Branchenkenner dem iPhone 5 vorhergesagt hatten: Ein Smartphone, das einen schnelleren Prozessor, eine bessere Kamera, ein neues Betriebssystem hat – und obendrein mit Siri eine total neue Funktion, die Sprache nicht nur erkennt, sondern deren Inhalt versteht. Das ist Konsolidierung, ein auch für Apple wichtiger betriebswirtschaftlicher Faktor. Ein zweites Antennagate, wie mit der iPhone-4-Revolution, kann sich Apple nämlich nicht jedes Jahr leisten. Das wäre für den Aktienkurs viel schlimmer als ein iPhone 5, das nur den Namen iPhone 4S trägt.

Gut, das iPhone 4S ist nicht ganz ein iPhone 5, weil Apple am Design nichts geändert hat. Und weil keine schnellere Möglichkeit zur Datenübertragung vorhanden ist. Letztlich ist und bleibt aber der Name der Grund der sogenannten Enttäuschung der Fans, aufgehängt an einer einzigen Zahl.

Für den Verbraucher ist das iPhone 4S deshalb noch lange kein Drama. Denn für den Preis des Vorgängers gibt es die technischen Verbesserungen der Gegenwart. Und die Zukunft kommt – spätestens 2012.

Bilder zum neuen iPhone 4S sehen Sie in der news.de-Bilderstrecke.

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Apple iPhone 4S – Der Krieg der Zahlen

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