Der Kongress bloggt

1815 tanzte in Wien der Kongress. Es wurde getanzt, beratschlagt, gefeiert, getanzt, Politik gemacht, gefeiert und noch ein wenig getanzt. Die Anwesenheit hoher Herren europäischer Politik lähmte den Wiener Alltag, installierte dagegen eine ständige Feierlaune der oberen Zehntausend, die missmutig vom Wiener Pöbel geduldet wurde. In Köln tanzt der Kongress ab dem 11. Februar 2011 nicht, er bloggt - die Zeiten haben sich geändert. Es gibt ferner wahrscheinlich auch keinen Walzer und richtige Politik wird vermutlich auch nicht gemacht werden können - vielleicht gibt es ja wenigstens Mätressen: man sollte schließlich auch irgendwie traditionell verhaftet bleiben. Vielleicht säuselt mancher Kongressler seiner Liebschaft auch hohe (Blog-)Geheimnisse ins Ohr, so wie weiland Metternich oder Talleyrand irgendeinem Bauernmädel, das sie eben defloriert hatten. Gefeiert im Sinne von Kaviar und erlesenen Weinen wird auch nicht: aber das Programm, welches ausgetüftelt wurde, das wäre schon ein Grund zum Feiern...

Ein Bloggertreffen, endlich ein Bloggertreffen! Und das, wie könnte es auch anders sein, in Zeiten geistig-moralischer Krise. Für Blogger, Publizisten, Satiriker, Kabarettisten und Komödianten sind genau solche Krisen notwendig; sie laben sich am Niedergang - manche gerne, manche mit guter Absicht, manche wollen es eigentlich nicht, müssen es aber aus Gewissensgründen tun. Wer der Anwesenden aus welchem Grunde krisenbeseelt ist, kann nicht endgültig beantwortet werden. Fragt sie doch selbst! Jens Berger etwa oder Herrn Erdmann oder den Frank, den Benedikt, den Binsenbrenner; fragt Werner Rügemer oder Wolfgang Lieb; Wirtschaftskriminalist (ein Beruf, dem die praktischen Beispiele nicht ausgehen werden!) Wolfgang Dolata oder den berühmten Whistleblower Rudolf Elmer; oder aber den famosen Kabarettisten Heinrich Pachl - und wer es ganz genau wissen will, der fragt einfach den Musiker Jürgen Beck, genannt Kaiserbubu, der zusammen mit seiner freundlichen Gattin Ulrike den Kongress initiiert und vorbereitet hat und manche Stunden, die sich zu Wochen oder gar Monaten addieren ließen, in dieses Projekt steckten.

Können Blogger die Demokratie retten? Wahrscheinlich nicht - so realistisch muß man sein. Aber einige versuchen es wenigstens - jeder auf seine mögliche Weise. Insofern ist Der Kongress bloggt keine eitle Veranstaltung abgehalfterter Schmierfinken - es ist ein zaghafter Schritt dorthin, Internet und Realität zu verquicken. Denn dort treffen sich sogenannte Blogger mit Kriminalisten, Ökonomen, Kabarettisten, mit Leuten also, die das Medium Internet gar nicht oder nur beschränkt nutzen. Das Geseiere um Internet 2.0 und dergleichen: es krankt an der eindimensionalen Idee, dass es völlig ausreichend sei, alleine auf das Internet fixiert zu bleiben, um Druck auf Wirtschaft und Politik auszuüben. Das Internet muß als eine Option begriffen werden, als ein Weg, etwas zu bewirken. Der Kongress bloggt beinhaltet diese Tendenz, das Internet nur als eine von vielen Möglichkeiten anzusehen, mit der man demokratische Strukturen sichern, erhalten, wiedererstarken lassen kann - das Internet alleine rettet die Demokratie aber niemals.

Ein Bloggertreffen, endlich ein Bloggertreffen! Und ich, der ich angekündigt war, bin aus familiären Gründen doch nicht mit von der Partie. Dazu hat sich in meinem Privatleben in den letzten Monaten zu viel verschoben, zu viel verändert - Verantwortung, die vormals auf zwei Personen lastete, auf vier Schultern verteilt war, trägt derzeit nur eine Person, tragen derzeit nur zwei Schultern. Es tut mir sehr leid, nicht dabei sein zu können - wenn ich das Programm und die anwesenden Personen so begutachte, dann tut es mir weh, nicht in Köln sein zu können. Ich bitte daher um Verzeihung, nun doch nicht mit von der Partie zu sein - Jürgen "Kaiserbubu" Beck wird an meiner Stelle lesen. Es wird auch ohne mich ein tolles Wochenende, da bin ich mir sicher...

Karten können unter der Telefonnummer 02833 / 571 361 reserviert werden. Tanzt mit, wenn der Kongress bloggt!


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