Der Konflikt spitzt sich zu

BERLIN. (hpd) Der gest­rige Angriff auf die bri­ti­sche Botschaft in Teheran erin­nert sicher­lich nicht nur zufäl­lig und nicht nur mich an die Besetzung der US-amerikanischen Botschaft im Jahre 1979. Seinerzeit dau­erte die Besetzung 444 Tage und wird für einen der Auslöser für das noch immer gestörte Verhältnis zwi­schen Iran und den USA gese­hen.

von Jan Weber

Screenshot: tagesschau.de

Screenshot: tagesschau.de

Wie den ges­tern Abend den über die Fernsehbildschirme flim­mern­den Bildern zu ent­neh­men war, han­delte es sich bei den erst Demonstrierenden und spä­ter die Botschaft Stürmenden kei­nes­wegs um die Studenten, wie sie aus den Unruhen nach der Wahlfälschung vor zwei Jahren bekannt sind. Bärtige und Hassparolen brül­lende Basidji über­rann­ten nicht nur sicht­bar über­for­derte, son­dern auch mit dem Mob sym­pa­ti­sie­rende Polizisten.

Die Stürmung der Botschaft hängt eng mit den aktu­el­len Verschärfungen der Saktionen gegen den Iran zusam­men. Großbritannien hatte nach dem letz­ten Bericht der Internationalen Atombehörde alle Finanztransaktionen zum Iran unter­bun­den. Ähnlich ver­fuhr Kanada. Frankreich und Deutschland ver­hiel­ten sich rück­hal­ten­der.

Inzwischen for­dert der Iran die Ausweisung der eng­li­schen Diplomaten, wäh­rend Großbritannien das Botschaftspersonal bereits abzieht. Auch Norwegen plant, seine Botschaft in Teheran zu schlie­ßen.
Es ist wenig über­ra­schend, dass sich der UN-Sicherheitsrat, die USA, Großbritannien, Frankreich und auch Deutschland über den gest­ri­gen Angriff auf die Botschaft empö­ren. Über­ra­schend ist jedoch, dass sich auch Russland war­nend äußert.

Hintergrund für den sich seit Wochen ver­schär­fen­den Konflikt zwi­schen Iran und west­li­chen Ländern sind die ver­mu­te­ten Anstrengungen Teherans, eine Atombombe zu bauen. Hier gibt es auf der einen Seite die Bestätigung der Internationalen Atombehörde, dass der Iran bis vor eini­gen Jahren den Bau einer Atombombe vor­an­trieb und auf der ande­ren Seite Berichte über das Scheitern die­ses Vorhabens – aktu­ell gab es Explosionen in einer Raketenfabrik nahe Teherans, die nach heute ver­öf­fent­lich­ten Satellitenbildern zei­gen, dass die Anlage kom­plett zer­stört wurde.

Es bleibt zu hof­fen, dass alle daran Beteiligten trotz­dem einen küh­len Kopf bewah­ren und es nicht zu einem Angriff auf den Iran kom­men wird. Denn die­ses Pulverfass im Nahen Osten wäre kaum mehr beherrsch­bar.

[Erstveröffentlichung beim hpd]


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