Heute werden wir mal philosophisch und ich entschuldige mich jetzt schon dafür :D. Aber in letzter Zeit habe ich aus verschiedenen Gründen öfter über dieses Sprichwort nachgedacht und wollte das ganze mal zu Papier (bzw. “zu Bildschirm”) bringen.
“Der Klügere gibt nach” beschreibt für mich eine Situation, in der Partei Nr. 1 aufgibt, weil sie Partei Nr. 2 nicht von ihrer Meinung überzeugen kann, bzw. Partei Nr. 2 sich gar nicht überzeugen lassen will und ein Kompromiss somit unmöglich wird. Doch ist Partei Nr. 1 damit wirklich “der Klügere”? Was macht ihn klug und die Gegenpartei dumm?
Das könnte man sich jetzt so erklären, dass P1 bereit ist eine andere Meinung zu akzeptieren und eine gewisse Kompromissbereitschaft besitzt, etwas, dass P2, der stur auf seiner Meinung beharrt, nicht aufweist. P1 gibt also lieber auf, als das Thema noch weiter zu zerreden, was bei längeren Diskussionen ja keine Seltenheit ist. Denn die Argumente von P1 können noch so gut und wahrheitsgemäß sein, der sture P2 wird immer ein Gegenargument finden, solange er nicht bereit ist eine andere Meinung zu akzeptieren. Jeder kennt bestimmt das Gefühl mitten in einer hitzigen Diskussion zu sein und dann plötzlich nur noch einen Gedanken zu haben: “Hat das wirklich noch einen Sinn?”
P1 gibt also auf und lässt P2 in dem Glauben, dass dieser “der Klügere” sei. Je nach Charakter wird P2 das auch nach außen hin deutlich zeigen, etwas, was P1, der wahre Klügere, nicht nötig hat. Aber ist es wirklich so einfach? Wer sagt denn, dass P2 nicht doch im Recht ist und einfach genug Beharrlichkeit besitzt, um seine Ansichten bis zum bitteren Ende zu verteidigen? Vielleicht haben ja auch beide Recht? In dem Fall stellt sich wieder die Frage, ob P1 aufgrund seiner Kompromissbereitschaft nicht doch “der Klügere” ist, weil er erkennt, dass die Diskussion zu nichts führt und lieber aufgibt. Sollte P2 im Laufe des Gespräches dazu noch persönlich und/oder beleidigend werden, ist P1 vielleicht wirklich “der Klügere”, wenn er die Sache hier und jetzt beendet. Andererseits kann man “Aufgeben” auch als Zeichen von Feigheit, Schwäche und Faulheit sehen. Und wenn P1 im Recht ist, macht er sich dann nicht selbst zum “Dummen”, indem er das Feld räumt und dem “wahren Dummen” die Sache überlässt? Gibt P1 wirklich nach oder dient das alles nur dem Schein und er überlegt sich eine andere Strategie, um an sein Ziel zu kommen? Das hängt wohl alles von der Situation und den Persönlichkeiten der Parteien ab. Darüber könnte man wohl jetzt noch lange und ausgiebig philosophieren, ich belasse es jetzt aber mal dabei. Wer möchte, kann sich ja selbst mal ein paar Gedanken darüber machen :).