Lächelnd schob Luise ihrem Chef die Tasse mit dem duftenden Brazil neben den Stapel Bewerbungsmappen und beobachtete, wie er zufrieden schnupperte.
"Ich wollte Ihnen gerne noch meine Bewerbung für die Stelle als Abteilungsleiterin geben", sagte sie und ihr Lächeln vertiefte sich, als ihr Chef wohlwollend nickte.
Luise war überzeugt, dass diese Stelle für sie bestimmt war. Sie war Betriebswirtin, kam mit den Kollegen gut zurecht und die Seminare für Führungskräfte hatte sie auch schon belegt. Trotzdem fand Luise, dass sie dem Glück ruhig nachhelfen konnte. Nachdem sie in einer Studie gelesen hatte, nach der Genuss von Kaffee den klaren Durchblick fördert, hatte sie ihren Vorgesetzten immer wieder reichlich mit einem guten und nicht gerade billigen Kaffee versorgt. Nachdem sie ihm zusammen mit ihrer Bewerbung die zweite Tasse Morgenkaffee serviert hatte, musste er einfach erkennen, dass der Job für sie wie geschaffen war.
Erwartungsvoll blickte sie auf, als ihr Chef nachmittags einige Mappen auf ihren Tisch legte. "Laden Sie diese Herrschaften bitte zum Vorstellungsgespräch ein", sagte er. Er musste ihren enttäuschten Blick bemerkt haben, denn er fügte hinzu: "Liebe Frau Weber, ich kann auf Ihre Mitarbeit einfach nicht verzichten. Schließlich kochen Sie den besten Kaffee, den ich hier jemals bekommen habe."
Zornig drehte Luise sich zu ihrem PC um und stöberte im Internet. Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte und legte ihrem Chef abends ihre Kündigung und die Bestellung für einen Kaffeeautomaten auf den Tisch.
(FlashFiction-Wettbewerb, ausgeschrieben von einem Kaffee-Automantenhersteller)